Eine überraschende Erkenntnis war z.B., dass Molokai tatsächlich nicht Moloka’i geschrieben wird. „Kai“ ist das hawaiianische Wort für Ozean/Meer und molo bedeute „umrühren“. Die meisten kennen „makai“ = meerseitig, die gleiche Wortbedeutung wird Kai geschrieben und nicht Ka’i. Mir leuchtete das sehr ein und es erstaunt einen auch, wie oft Molokai auch auf offiziellen Schildern, in Zeitungen, Büchern etc. falsch geschrieben wird. Greg zeigte eine Luftbildaufnahme, die die Weisheit des alten Namens sehr gut illustrierte und die Strömungsverhältnisse des Meeres um die Insel zeigte. Es sah aus wie ein riesiger Strudel. Vielleicht kann man es auf deutsch mit „gerührtes Wasser“ oder „strudelnder Ozean“ übersetzen.
Wir erfuhren noch viel mehr an diesem Vormittag und es ist unmöglich, alles zu berichten. Eindrücklich die Schilderung des Lebens vor dem Tsunami in den 40iger Jahren.
Eines Morgens kam eine telefonische Tsunami-Warnung. Die Bewohner des Halawa Valleys sprachen damals nur wenig englisch und Tsunami war japanisch. Sie konnten das Wort überhaupt nicht verstehen und hatten noch nie erlebt, was es bedeutet. Sie versammelten sich alle, befragten sich gegenseitig, aber niemand konnte mit diesem Wort etwas anfangen. Sie beteten und stellten sich miteinander auf das Ungewisse ein. Danach gingen alle wieder ihren gewohnten Arbeiten nach, die Männer auf die Tarofelder, die Frauen und Kinder in die Flussmündung zum Waschen und Reden.
Dort sahen die Frauen dann, wie sich das Meer ungewöhnlich verhielt und zurückwich. Sie waren besorgt und alarmierten die anderen. Die Bewohner zogen sich auf die Hänge zurück, dorthin wo sich heute der Milemarker 27 (?) befindet. So überlebten sie den Tsunami, der das ganze Tal verwüstete, die Hänge-Brücke über den Fluss zerstörte und die Hütten sowieso. Für die Bewohner war dies das einschneidendste Ereignis ihres Lebens, es teilt die Erinnerungen in eine Zeit davor und danach.
Gegenwärtig wohnen nur noch sehr wenige Menschen im Tal und Pilipo ist der Letzte, der seine Generationenlinie bis zu den Anfängen verfolgen kann. Die Besiedlung des Tales geht ins 7. Jahrhundert zurück. Im Halawa-Valley begann die polynesische Besiedlung der Hawaii-Inseln. So ist es sein Anliegen, dass diese urhawaiianischen Traditionen nicht mit ihm aussterben und er rief seinen Sohn Greg zurück ins Tal. Beide widmen sich nun der Bildungsarbeit kann man sagen.
Alle, die es hören und miterleben wollen, führen Pilipo oder Greg in die hawaiianische Lebensart ein und lassen Tag für Tag ca. ein Dutzend Menschen miterleben - seien sie Touristen wie wir oder auch Schulkinder - was für ein Schatz an Traditionen dort in Halawa gehütet wird.
Es entstand auch ein preisgekrönter Dokumentarfilm über Pilipo und Greg: „Sons of Halawa“, online bestellbar für alle, die das interessiert.
Greg zeigte uns zum Abschluss noch die Tarofelder und den Garten und schenkte uns zum Abschied eine noch eine duftende Awapuhi-Pflanze, die natürliches Duschgel liefert. Regennass, aber voller Eindrücke wanderten wir zurück; die Stunden sind wie im Flug vergangen, aber der Kopf schwirrte auch angesichts der Fülle an Informationen.


Die Hängebrücke, die vom Tsunami zerstört wurde.

Kukui Nüsse, mit und ohne Schale und in polierter Form als Lei

ursprüngliche Nutzung: als Lichtquelle bzw. Kerze, die Kukui-Nuss hat praktische und spirituelle Bedeutung