Mittwoch, 6. 5. 2009

Ich liebe pünktliche Handys Es bimmelt um 7 Uhr und wir stehen unverzüglich auf.

Der Mauna Kea ist nur von einer kleinen Wolke umgeben, ansonsten blauer Himmel über Hilo. In der Nacht hat es offensichtlich nicht geregnet, da das Flachdach unter uns trocken ist.

Wir gehen zum Frühstücksbuffet und packen unsere Rucksäcke.
Doch zuerst fahren wir zu Tropical Helicopters, um nachzufragen, wie lange im Moment die Wartezeit für einen Flug ohne Türen sind. Unser Wunschtag wäre der Samstag.

Direkt neben Tropical Helicopters befindet sich Paradise Helicopters, die eine Schwesterfirma von Tropical ist.
Wir erfahren etwas Großartiges Seit Januar 2009 bieten diese beiden Firmen eine neue Tour an. Gegen $ 25 Aufpreis/Person landet man bei Jack.

Wer ist nun Jack...

Jack ist jener Herr, der – mittlerweile als einziger – inmitten der Lava wohnt. Sein Haus mit dem roten Dach wird einem bei jedem Heliflug ohne Türen gezeigt (vielleicht bei anderen Helitouren auch, aber das entzieht sich meiner Kenntnis). Bei der neuen Tour bekommt die Möglichkeit, sich mit Jack zu unterhalten. Dadurch verlängert sich die Helitour um ca. 30 Minuten.
Jack war mittlerweile auch schon einige Male im TV zu sehen und unser Interesse an dieser neuen Tour ist natürlich groß und wir buchen
Es wird uns jeweils ein weiterer Zettel zum Unterschreiben vorgelegt. Darauf steht, dass wir uns der Risken bewusst sind, die die Landung in einer unproofed area bergen.

Und nun freuen wir uns ganz gewaltig, denn mit so etwas haben wir nicht im geringsten gerechnet. Diese Tour steht auch nicht auf der Website von Tropical oder Paradise Helicopters, zumindest jetzt im Mai 09 noch nicht und laut Aussagen der Angestellten kommt diese Tour auch nicht auf die Website.

ACHTUNG: Seit 21. Juli 2009 gibt es die Landung bei Jack bis auf weiteres nicht mehr. Grund ist, dass ein Lavastrom unweit von Jack's Haus vorbei floss, sein Heim und auch er glücklicherweise unversehrt blieb. Der Staat Hawai'i hat Tropical und Paradise Helicopters bis auf weiteres untersagt, bei Jack zu landen.
Die beiden Firmen bemühen sich, die Genehmigung wieder zu erlangen. Ob und wann das der Fall sein wird, ist dzt. unklar.

 

UPDATE: Seit März 2012 gibt es Jack's Haus nicht mehr, die Lava hat es sich geholt...

So, das wäre erledigt.

Was nun Am Plan wäre der Pu'u O'o Trail...

Unser Entschluss ist rasch gefasst: Wir fahren Richtung Saddle Rd. und sehen uns dort das Wetter an.

 

Auf der Saddle Rd. lassen wir mehr und mehr die dicke Wolkenschicht hinter uns, der blaue Himmel hat nur noch ein paar kleine Wölkchen. Es wird zunehmend besser.

Rechterhand sehen wir den Mauna Kea, auf dem immer noch kleine Schneefelder sind.
Vor uns fährt ein seltsamer LKW mit einem schwarzen Container hinten drauf, er kriecht zwischen 10 undf 15 mph dahin.

Und schon ist linkerhand der Pu'u O'o Trailhead, ein blaues Auto mit der Aufschrift "For official use only" steht schon hier.

Nun beginnt für Michi die lange Prozedur des Eincremens...

Um 11 Uhr beginnen wir bei 33,3° C den Trail, so glaube ich zumindest. Das Auto ist gut versperrt, der Schlüssel in meinem Rucksack am Rücken und Michi bemerkt, dass die Kassette des Camcorders voll ist. Endlich ist das auch geschafft und trotzdem können wir nicht starten. Es kommt nämlich ein PKW mit drei Erwachsenen, eine etwas ältere Dame mit einem deutlich jüngeren Pärchen. Die ältere Dame beginnt ein Gespräch mit uns und nach langer Zeit fragt sie, ob wir vielleicht ein wenig deutsch könnten ? "Ein wenig" ist gut Es stellt sich nämlich heraus, dass die anderen Deutsche sind

Die Lady möchte wissen, ob das der Pu'u O'o Trail ist – oh Mann, es steht doch ohnehin ein großes Schild hier Freundlich antworte ich mit "ja" – was auch sonst
Wir kommen auch auf den Kahauale'a Trail zu sprechen, den die Lady zwar vom Namen her kennt, aber selbst noch nie gelaufen ist, da er ihr mit vier Meilen one way zu lang ist.
Sie möchte mit dem Pärchen einen Trail laufen, der typisch für Hawai'i ist, der aber nur von wenigen Leuten gegangen wird, denn Menschenansammlungen auf Trails hat sie nicht so gerne. Kommt uns irgendwie bekannt vor
Also empfehle ich ihnen den Maka'ala Tree Fern Forest Trail, von dem sie noch nie gehört hat.
Das ist insofern interessant, da die ältere Lady erzählt, sie wohne schon seit über 20 Jahren auf Big Island.
Schließlich verabschieden wir uns.

Um 11.20 Uhr beginnen wir nun tatsächlich mit dem Trail.
Ein Blick zurück zum Mauna Kea.

Zu Beginn führt der Trail etwas über a'a-Lava bergab, aber sobald man in dem kleinen Wald ist, ist der Boden fester und ist angenehm zu gehen. Der Weg wird hauptsächlich von Ohias und Farnen gesäumt.
Bald geht es gemütlicher auf einer Mischung aus pahoehoe-Lava, zwischen der etwas Gras wächst, dahin.
Es weht ein sanftes Lüftchen und enorm viele Vögel zwitschern. Es hat 35,1° C.

Der Trail ist sehr spärlich markiert, in seltenen Fällen steht ein Miniatursteinmännchen, ab und zu sieht man auch auf Steinen aufgemalte weiße Punkte mit einem Durchmesser von ca. 10 cm. Allerdings ist die weiße Farbe nicht mehr allzu gut zu erkennen. Selbsterklärend ist der Pu'u O'o Trail nicht gerade, aber zumindest dzt. geht es noch.
Es ist übrigens gerade 12 Uhr.

Wir sind nun im Wäldchen, das eher ein Wald aus Koa-Bäumen ist, herinnen (es müsste sich um Kipuka 'Ainahou handeln) und es ist ein wahres Vogelparadies.

Koa-Blätter auf einem Koa-Baumstumpf

Kaum sind wir aus Kipuka 'Ainahou heraußen, gehen wir nur ein kleines Stück über freies Land, ehe wir den nächsten Wald betreten. Auch hier hören wir außergewöhnlich viele Vögel.
Ist das nicht ein schöner Anblick - der Mauna Kea mit ein paar kleinen Schneefeldern und Observatorien

Es geht etwas bergauf und da es nicht gerade kalt ist, kommen wir ganz schön ins Schwitzen.

Anschließend ändert sich die Landschaft – vor uns liegt ein großes a'a-Lavafeld.
Wir queren es und mitten am Weg liegen die weißen Knochen eines Tieres.

Vom Süden kommt eine dicke Wolkenwand auf uns zu, das gefällt uns ganz und gar nicht

Hier auf der a'a-Lava ist nicht so leicht gehen, da diese Lava sehr geröllig ist.
Bald darauf geht es ein Stück auf der a'a-Lava bergab. Der Trail ist jetzt zusätzlich mit blauen Bändern markiert.

Es wachsen in dieser Gegend sehr viele Nenes Bush, aber bei keinem sehe ich eine Blüte, nur Früchte.

Auffällig ist außerdem, dass die Ohias nur sehr spärlich blühen, aber das liegt daran, dass dieses Gebiet höher liegt.

Um 13.20 Uhr gabelt sich der Weg, rechterhand sehen wir ein blaues Band, daher folgen wir diesem Pfad. Kurz darauf stellen wir fest, dass der Pfad linkerhand wieder in den rechten mündet, es ist also egal, welchen Pfad man nimmt.
Michi entdeckt ein kleines Loch in einer Lavatube, in der es sehr feucht ist.

So viele Vögel wie zuvor zwitschern jetzt nicht. Wir tauchen wieder in einen Wald ein.

Zwischendurch machen eine kurze Pause und verspeisen einen Trailmix. Mittlerweile hat es 36,6° C.

Wir wandern durch den nächsten Koa-Wald und gehen auf großen Schollen von pahoehoe-Lava, in deren Spalten etwas Gras wächst, weiter. Um uns wachsen auch sehr viele Ohias, Farne sowie Nenes Bush.
Um 13.40 Uhr sieht Michi linkerhand eine kleine Höhle.Wir scheinen offensichtlich an einer Lavahöhle entlang zu gehen. Immer wieder gibt es – und zwar ausschließlich linkerhand – Öffnungen, durch die man ein klein wenig in die Höhle sehen kann.

So, wir sind wieder mal aus einem Wald heraußen und es geht über pahoehoe-Lava weiter, wo es Markierungen mittels Steinmännchen gibt.

Schon gehen wir auf den nächsten Wald zu und haben die Vermutung, dass wir dann schön langsam auf den Powerline Trail treffen müssten.

Im nächsten Wald wachsen sogar Baumfarne. Hier ist es wirklich wild-romantisch. Viele Steine und Baumstämme sind schon dick mit Moos bewachsen. Natur pur, unberührt – einfach nur fantastisch

Michi stellt die Überlegung an, ob wir nicht erst jetzt im Kipuka 'Ainahou sind. Das wäre natürlich genauso möglich, andererseits sind alle anderen Wälder, die wir bereits durchgangen sind, ebenfalls Kipukas...

Um 14.10 Uhr sind wir aus dem Märchenwald heraußen, vom Powerline Trail ist noch nichts zu sehen. Mittlerweile haben wir 5,01 Km zurückgelegt.

Wir stolpern weiter auf dem Pu'u O'o Trail dahin und plötzlich – autsch Ich knicke mit meinem rechten Knöchel um Das tut höllisch weh und ich muss pausieren. Nach einer Weile geht's wieder und wir setzen die Wanderung fort, allerdings kann ich nicht mehr so gut laufen wie zuvor. Was das wohl für den Rückweg bedeutet

Um 14.30 Uhr will uns bei 30° C das GPS weis machen, dass wir immer noch 1 Km vom Powerline Trail entfernt sind. Laut Trailbeschreibung sollten wir jedoch schon seit 1,2 Km auf dem Powerline Trail laufen...

Mein Fuß schmerzt ziemlich, Michi meint, wir sollen umdrehen, aber wenn ich daran denke, diesen sehr unebenen Weg zurücklegen zu müssen, kommen wir mitten in der Nacht mal zum Auto. Zwar haben wir Taschenlampen dabei, aber das Gelbe vom Ei ist das nicht.

Ich bin dafür, in Richtung Powerline Trail zu gehen, von dem wir den ersten Teil schon von früheren Urlauben her kennen. Er ist bodenmäßig in einem weitaus besseren Zustand.

Wir gehen erneut auf einen Wald zu, bei dem wir uns rechts halten müssen. Nach einigem Suchen sehen wir hier sogar ein orangefarbenes Band.

Nun sind wir wieder in einem Märchenwald, genauso wie der vorhergehende – traumhaft schön

Es ist sehr abwechslungsreich: Durch einen Märchenwald gehen, dann über's freie Feld, dann wieder Märchenwald, dann wieder freies Feld usw., usw.

Mittlerweile erklärt mir Michi zum vierten Mal, dass hinter diesem Wald, der vor uns liegt, der Powerline Trail ist. Dummerweise war das bisher nie der Fall und mir fällt es nicht leicht, ihm zu glauben
Ich habe den Eindruck, dass Michi mit seinen Angaben ungefähr genauso unzuverlässig ist wie das GPS-Gerät, das wir mit haben.

Zehn Minuten später ist es geschafft: Vor uns liegt der Powerline Trail, ein braunes Schild mit gelber entsprechender Aufschrift und Pfeil nach links bestätigt das. Auf dem Schild steht, dass es bis zur Saddle Road 3,5 Meilen sind – und das mit meinem immer noch sehr stark schmerzenden Knöchel
Es ist übrigens 15.40 Uhr.
Der Boden des Powerline Trails ist mit großen und kleinen Lavasteinen sowie Gras durchsetzt. Beidseits wachsen sehr hohe Ohia's, aber auch Baumfarne.

Linkerhand entdecken wir Reste von zwei Isolatoren. Die Strommasten wurden schon vor etlichen Jahren abgeschnitten, man sieht nur noch kurze Holzstämme aus dem Boden ragen.

Ich bin gespannt, ob wir die Lavahöhle finden, die – von dieser Seite aus – linkerhand ist.

Um 16 Uhr kommt uns ein junges Pärchen entgegen. Eine halbe Stunde später sehen wir – wie erwartet linkerhand – ungefähr 10 m vom Powerline Trail entfernt, die relativ große Höhle bzw. den Eingang zur Höhle.

Wir beschließen, beim Höhleneingang zu picknicken. Kaum sind wir fertig (16.40 Uhr), ziehen rasch sehr dunkle Wolken auf, die nach Regen aussehen

Beim Weitergehen sehen wir linkerhand immer wieder kleine Lavahöhlen bzw. –eingänge, wobei es sich höchstwahrscheinlich um ein- und dieselbe Lavatube handelt. Es ist jedoch bei keiner der Eingang so groß, dass man hineingehen könnte.

Michi ist ziemlich weit vor mir, ich humple hinter ihm nach, schneller geht's einfach nicht.

Doch dann, um 17.20 Uhr, sehen wir in einiger Entfernung eine Absperrung mittels Kette. Hinter uns ist das Pärchen, dem wir zuvor begegnet sind. Es blieb ihnen ja gar nichts Anderes übrig, als umzudrehen, denn für die gesamte Runde, wie wir sie gingen bzw. noch laufen, sind sie viel zu spät dran.
Um 17.30 Uhr sind wir am Trailhead des Powerline Trails. Hier steht ein rotes Auto – Nachteil: Es ist nicht unseres
Der Himmel verfinstert sich bedrohlich.

vor uns die Saddle Rd. - hier gehen wir links weiter

Bis jetzt sind wir heute 12,7 Km gelaufen. Vom Parkplatz gehen wir linkerhand (nördlich) weiter und zwar parallel zum Highway.

Da ich am Pannenstreifen der Saddle Road mit meinem schmerzenden Knöchel schneller vorwärts gehe, überlasse ich Michi den geschotterten Weg neben mir.

Es ist 18.10 Uhr und wir sind bei 20,3° C beim Auto.

Insgesamt ist die Kombination Pu'u O'o Trail und Powerline Trail wunderschön, wenngleich der Trail besonders durch die wechselnde Bodenbeschaffenheit anstrengend ist.

Nun geht es Richtung Hilo zurück, wo wir uns beim Kozmic Cone einparken. Dort erstehen wir ein hervorragend schmeckendes Hühnerschnitzel mit Reis, Nudelsalat, Krautsalat und scharfer Sauce, dazu ein Diet Coke. Wir speisen im Auto und fahren anschließend zum Hotel.

Wie jeden Abend, so folgt auch heute der technische Teil, anschließend sehen wir ein wenig TV und zur überraschend frühen Uhrzeit von 23.15 Uhr verschwinden wir ins Bett.