Ich liebe pünktliche Handys
Es bimmelt um 7 Uhr und wir stehen unverzüglich auf.
Der Mauna Kea ist nur von einer kleinen Wolke umgeben,
ansonsten blauer Himmel über Hilo. In der Nacht hat
es offensichtlich nicht geregnet, da das Flachdach unter
uns trocken ist.
Wir gehen zum Frühstücksbuffet und packen unsere
Rucksäcke.
Doch zuerst fahren wir zu Tropical
Helicopters, um nachzufragen, wie lange im Moment
die Wartezeit für einen Flug ohne Türen sind.
Unser Wunschtag wäre der Samstag.
Direkt neben Tropical Helicopters befindet sich Paradise
Helicopters, die eine Schwesterfirma von Tropical
ist.
Wir erfahren etwas Großartiges
Seit Januar 2009 bieten diese beiden Firmen eine neue
Tour an. Gegen $ 25 Aufpreis/Person landet man bei Jack.
Wer ist nun Jack...
Jack ist jener Herr, der – mittlerweile als einziger
– inmitten der Lava wohnt. Sein Haus mit dem roten
Dach wird einem bei jedem Heliflug ohne Türen gezeigt
(vielleicht bei anderen Helitouren auch, aber das entzieht
sich meiner Kenntnis). Bei der neuen Tour bekommt die
Möglichkeit, sich mit Jack zu unterhalten. Dadurch
verlängert sich die Helitour um ca. 30 Minuten.
Jack war mittlerweile auch schon einige Male im TV zu
sehen und unser Interesse an dieser neuen Tour ist natürlich
groß und wir buchen 
Es wird uns jeweils ein weiterer Zettel zum Unterschreiben
vorgelegt. Darauf steht, dass wir uns der Risken bewusst
sind, die die Landung in einer unproofed area bergen.
Und nun freuen wir uns ganz gewaltig, denn mit so etwas
haben wir nicht im geringsten gerechnet. Diese Tour steht
auch nicht auf der Website von Tropical oder Paradise
Helicopters, zumindest jetzt im Mai 09 noch nicht und
laut Aussagen der Angestellten kommt diese Tour auch nicht
auf die Website.
ACHTUNG:
Seit 21. Juli 2009 gibt es die Landung bei Jack bis auf
weiteres nicht mehr. Grund ist, dass ein Lavastrom unweit
von Jack's Haus vorbei floss, sein Heim und auch er glücklicherweise
unversehrt blieb. Der Staat Hawai'i hat Tropical und Paradise
Helicopters bis auf weiteres untersagt, bei Jack zu landen.
Die beiden Firmen bemühen sich, die Genehmigung wieder
zu erlangen. Ob und wann das der Fall sein wird, ist dzt.
unklar.
UPDATE: Seit März 2012
gibt es Jack's Haus nicht mehr, die Lava hat es sich geholt...
So, das wäre erledigt.
Was nun
Am Plan wäre der Pu'u O'o Trail...
Unser Entschluss ist rasch gefasst: Wir fahren Richtung
Saddle Rd. und sehen uns dort das Wetter an.
Auf der Saddle Rd. lassen wir mehr und mehr die dicke
Wolkenschicht hinter uns, der blaue Himmel hat nur noch
ein paar kleine Wölkchen. Es wird zunehmend besser.
Rechterhand sehen wir den Mauna Kea, auf dem immer noch
kleine Schneefelder sind.
Vor uns fährt ein seltsamer LKW mit einem schwarzen
Container hinten drauf, er kriecht zwischen 10 undf 15
mph dahin.
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Und schon ist linkerhand der Pu'u O'o Trailhead,
ein blaues Auto mit der Aufschrift "For official
use only" steht schon hier. |
Nun beginnt für Michi die lange Prozedur des Eincremens...
Um 11 Uhr beginnen wir bei 33,3° C den Trail, so
glaube ich zumindest. Das Auto ist gut versperrt, der
Schlüssel in meinem Rucksack am Rücken und Michi
bemerkt, dass die Kassette des Camcorders voll ist. Endlich
ist das auch geschafft und trotzdem können wir nicht
starten. Es kommt nämlich ein PKW mit drei Erwachsenen,
eine etwas ältere Dame mit einem deutlich jüngeren
Pärchen. Die ältere Dame beginnt ein Gespräch
mit uns und nach langer Zeit fragt sie, ob wir vielleicht
ein wenig deutsch könnten ? "Ein wenig"
ist gut
Es stellt sich nämlich heraus, dass die anderen Deutsche
sind 
Die Lady möchte wissen, ob das der Pu'u O'o Trail
ist – oh Mann, es steht doch ohnehin ein großes
Schild hier
Freundlich antworte ich mit "ja" – was
auch sonst 
Wir kommen auch auf den Kahauale'a
Trail zu sprechen, den die Lady zwar vom Namen her
kennt, aber selbst noch nie gelaufen ist, da er ihr mit
vier Meilen one way zu lang ist.
Sie möchte mit dem Pärchen einen Trail laufen,
der typisch für Hawai'i ist, der aber nur von wenigen
Leuten gegangen wird, denn Menschenansammlungen auf Trails
hat sie nicht so gerne. Kommt uns irgendwie bekannt vor

Also empfehle ich ihnen den Maka'ala
Tree Fern Forest Trail, von dem sie noch nie gehört
hat.
Das ist insofern interessant, da die ältere Lady
erzählt, sie wohne schon seit über 20 Jahren
auf Big Island.
Schließlich verabschieden wir uns.
Um 11.20 Uhr beginnen wir nun tatsächlich mit
dem Trail. |
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Ein Blick zurück zum Mauna Kea. |
Zu Beginn führt der Trail etwas über a'a-Lava
bergab, aber sobald man in dem kleinen Wald ist, ist der
Boden fester und ist angenehm zu gehen. Der Weg wird hauptsächlich
von Ohias und Farnen gesäumt.
Bald geht es gemütlicher auf einer Mischung aus pahoehoe-Lava,
zwischen der etwas Gras wächst, dahin.
Es weht ein sanftes Lüftchen und enorm viele Vögel
zwitschern. Es hat 35,1° C.
Der Trail ist sehr spärlich markiert, in seltenen
Fällen steht ein Miniatursteinmännchen,
ab und zu sieht man auch auf Steinen aufgemalte weiße
Punkte mit einem Durchmesser von ca. 10 cm. Allerdings
ist die weiße Farbe nicht mehr allzu gut zu
erkennen. Selbsterklärend ist der Pu'u O'o Trail
nicht gerade, aber zumindest dzt. geht es noch.
Es ist übrigens gerade 12 Uhr. |
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Wir sind nun im Wäldchen, das eher ein Wald aus
Koa-Bäumen ist, herinnen (es müsste sich um
Kipuka 'Ainahou handeln) und es ist ein wahres Vogelparadies.

Koa-Blätter auf einem
Koa-Baumstumpf
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Kaum sind wir aus Kipuka 'Ainahou heraußen,
gehen wir nur ein kleines Stück über freies
Land, ehe wir den nächsten Wald betreten. Auch
hier hören wir außergewöhnlich viele
Vögel. |
Ist das nicht ein schöner Anblick - der Mauna
Kea mit ein paar kleinen Schneefeldern und Observatorien
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Es geht etwas bergauf und da es nicht gerade kalt ist,
kommen wir ganz schön ins Schwitzen.
Anschließend ändert sich die Landschaft –
vor uns liegt ein großes a'a-Lavafeld.
Wir queren es und mitten am Weg liegen die weißen
Knochen eines Tieres.
Vom Süden kommt eine dicke Wolkenwand auf uns zu,
das gefällt uns ganz und gar nicht 
Hier auf der a'a-Lava ist nicht so leicht gehen, da diese
Lava sehr geröllig ist.
Bald darauf geht es ein Stück auf der a'a-Lava bergab.
Der Trail ist jetzt zusätzlich mit blauen Bändern
markiert.
Es wachsen in dieser Gegend sehr viele Nenes Bush, aber
bei keinem sehe ich eine Blüte, nur Früchte.
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Auffällig ist außerdem, dass die Ohias
nur sehr spärlich blühen, aber das liegt
daran, dass dieses Gebiet höher liegt. |
Um 13.20 Uhr gabelt sich der Weg, rechterhand sehen
wir ein blaues Band, daher folgen wir diesem Pfad. Kurz
darauf stellen wir fest, dass der Pfad linkerhand wieder
in den rechten mündet, es ist also egal, welchen
Pfad man nimmt.
Michi entdeckt ein kleines Loch in einer Lavatube, in
der es sehr feucht ist.
So viele Vögel wie zuvor zwitschern jetzt nicht.
Wir tauchen wieder in einen Wald ein.
Zwischendurch machen eine kurze Pause und verspeisen
einen Trailmix. Mittlerweile hat es 36,6° C.
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Wir wandern durch den nächsten Koa-Wald und
gehen auf großen Schollen von pahoehoe-Lava,
in deren Spalten etwas Gras wächst, weiter. Um
uns wachsen auch sehr viele Ohias, Farne sowie Nenes
Bush. |
Um 13.40 Uhr sieht Michi linkerhand eine kleine
Höhle.Wir scheinen offensichtlich an einer Lavahöhle
entlang zu gehen. Immer wieder gibt es – und
zwar ausschließlich linkerhand – Öffnungen,
durch die man ein klein wenig in die Höhle sehen
kann. |
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So, wir sind wieder mal aus einem Wald heraußen
und es geht über pahoehoe-Lava weiter, wo es Markierungen
mittels Steinmännchen gibt.
Schon gehen wir auf den nächsten Wald zu und haben
die Vermutung, dass wir dann schön langsam auf den
Powerline Trail treffen müssten.
Im nächsten Wald wachsen sogar Baumfarne. Hier ist
es wirklich wild-romantisch. Viele Steine und Baumstämme
sind schon dick mit Moos bewachsen. Natur pur, unberührt
– einfach nur fantastisch 
Michi stellt die Überlegung an, ob wir nicht erst
jetzt im Kipuka 'Ainahou sind. Das wäre natürlich
genauso möglich, andererseits sind alle anderen Wälder,
die wir bereits durchgangen sind, ebenfalls Kipukas...
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Um 14.10 Uhr sind wir aus dem Märchenwald heraußen,
vom Powerline Trail ist noch nichts zu sehen. Mittlerweile
haben wir 5,01 Km zurückgelegt. |
Wir stolpern weiter auf dem Pu'u O'o Trail dahin und
plötzlich – autsch Ich
knicke mit meinem rechten Knöchel um Das
tut höllisch weh und ich muss pausieren. Nach einer
Weile geht's wieder und wir setzen die Wanderung fort,
allerdings kann ich nicht mehr so gut laufen wie zuvor.
Was das wohl für den Rückweg bedeutet 
Um 14.30 Uhr will uns bei 30° C das GPS weis machen,
dass wir immer noch 1 Km vom Powerline Trail entfernt
sind. Laut Trailbeschreibung sollten wir jedoch schon
seit 1,2 Km auf dem Powerline Trail laufen...
Mein Fuß schmerzt ziemlich, Michi meint, wir sollen
umdrehen, aber wenn ich daran denke, diesen sehr unebenen
Weg zurücklegen zu müssen, kommen wir mitten
in der Nacht mal zum Auto. Zwar haben wir Taschenlampen
dabei, aber das Gelbe vom Ei ist das nicht.
Ich bin dafür, in Richtung Powerline Trail zu gehen,
von dem wir den ersten Teil schon von früheren Urlauben
her kennen. Er ist bodenmäßig in einem weitaus
besseren Zustand.
Wir gehen erneut auf einen Wald zu, bei dem wir uns rechts
halten müssen. Nach einigem Suchen sehen wir hier
sogar ein orangefarbenes Band.
Nun sind wir wieder in einem Märchenwald, genauso
wie der vorhergehende – traumhaft schön 
Es ist sehr abwechslungsreich: Durch einen Märchenwald
gehen, dann über's freie Feld, dann wieder Märchenwald,
dann wieder freies Feld usw., usw.
Mittlerweile erklärt mir Michi zum vierten Mal,
dass hinter diesem Wald, der vor uns liegt, der Powerline
Trail ist. Dummerweise war das bisher nie der Fall und
mir fällt es nicht leicht, ihm zu glauben 
Ich habe den Eindruck, dass Michi mit seinen Angaben ungefähr
genauso unzuverlässig ist wie das GPS-Gerät,
das wir mit haben.
Zehn Minuten später ist es geschafft: Vor uns
liegt der Powerline Trail, ein braunes Schild mit
gelber entsprechender Aufschrift und Pfeil nach links
bestätigt das. Auf dem Schild steht, dass es
bis zur Saddle Road 3,5 Meilen sind – und das
mit meinem immer noch sehr stark schmerzenden Knöchel

Es ist übrigens 15.40 Uhr. |
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Der Boden des Powerline Trails ist mit
großen und kleinen Lavasteinen sowie Gras durchsetzt.
Beidseits wachsen sehr hohe Ohia's, aber auch Baumfarne. |
Linkerhand entdecken wir Reste von zwei Isolatoren. Die
Strommasten wurden schon vor etlichen Jahren abgeschnitten,
man sieht nur noch kurze Holzstämme aus dem Boden
ragen.
Ich bin gespannt, ob wir die Lavahöhle finden, die
– von dieser Seite aus – linkerhand ist.
Um 16 Uhr kommt uns ein junges Pärchen entgegen.
Eine halbe Stunde später sehen wir – wie erwartet
linkerhand – ungefähr 10 m vom Powerline Trail
entfernt, die relativ große Höhle bzw. den
Eingang zur Höhle.
Wir beschließen, beim Höhleneingang zu picknicken.
Kaum sind wir fertig (16.40 Uhr), ziehen rasch sehr dunkle
Wolken auf, die nach Regen aussehen 
Beim Weitergehen sehen wir linkerhand immer wieder kleine
Lavahöhlen bzw. –eingänge, wobei es sich
höchstwahrscheinlich um ein- und dieselbe Lavatube
handelt. Es ist jedoch bei keiner der Eingang so groß,
dass man hineingehen könnte.
Michi ist ziemlich weit vor mir, ich humple hinter ihm
nach, schneller geht's einfach nicht.
Doch dann, um 17.20 Uhr, sehen wir in einiger Entfernung
eine Absperrung mittels Kette. Hinter uns ist das
Pärchen, dem wir zuvor begegnet sind. Es blieb
ihnen ja gar nichts Anderes übrig, als umzudrehen,
denn für die gesamte Runde, wie wir sie gingen
bzw. noch laufen, sind sie viel zu spät dran. |
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Um 17.30 Uhr sind wir am Trailhead des Powerline
Trails. Hier steht ein rotes Auto – Nachteil:
Es ist nicht unseres  |
Der Himmel verfinstert
sich bedrohlich. |
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vor
uns die Saddle Rd. - hier gehen wir links weiter |
Bis jetzt sind wir heute 12,7 Km gelaufen.
Vom Parkplatz gehen wir linkerhand (nördlich)
weiter und zwar parallel zum Highway. |
Da ich am Pannenstreifen der Saddle Road mit meinem
schmerzenden Knöchel schneller vorwärts gehe,
überlasse ich Michi den geschotterten Weg neben mir.
Es ist 18.10 Uhr und wir sind bei 20,3° C beim Auto.
Insgesamt ist die Kombination Pu'u O'o Trail und Powerline
Trail wunderschön, wenngleich der Trail besonders
durch die wechselnde Bodenbeschaffenheit anstrengend ist.
Nun geht es Richtung Hilo zurück, wo wir uns beim
Kozmic Cone einparken. Dort erstehen wir ein hervorragend
schmeckendes Hühnerschnitzel mit Reis, Nudelsalat,
Krautsalat und scharfer Sauce, dazu ein Diet Coke. Wir
speisen im Auto und fahren anschließend zum Hotel.
Wie jeden Abend, so folgt auch heute der technische Teil,
anschließend sehen wir ein wenig TV und zur überraschend
frühen Uhrzeit von 23.15 Uhr verschwinden wir ins
Bett.
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