Um 6 Uhr läutet das Handy. Wir haben es bewusst
so früh gestellt, da wir heute in gewisser Weise
einen Termin haben. Es geht zur 'Ainahou Ranch, wo jeden
Donnerstag Mrs. Alana McKinney mit einigen Volounteers
arbeitet. Außerdem müssen wir heute Abend sehr,
sehr früh schlafen gehen, da wir mitten in der Nacht
aufstehen müssen – die Lavatour
mit Chris wartet 
Ein Blick aus dem Fenster zeigt einen ziemlich stark
bewölkten Himmel, allerdings lugt schon ein wenig
blau hervor. Der Parkplatz vor Coconut Island ist gerammelt
voll. Unzählige Leute tummeln sich auf der Insel,
wir haben allerdings keine Ahnung, wieso, weshalb, warum.
Beim Frühstück sind sehr viele Kinder, offenbar
von zwei verschiedenen Schulen. Alle haben ein- und dasselbe
T-Shirt an, aber eine Gruppe in gelb, die andere in grün.
Die Aufschrift der T-Shirts ist auch bei allen dieselbe,
nämlich "Mi'ilani Uka, Big Island Trip 2009".
An jedem der Tische sitzt mindestens eine Begleitperson
mit dabei und die Kinder hinterlassen weder am Tisch noch
beim Buffet ein nennenswertes Chaos. Manche Erwachsene
könnten sich ein Beispiel an ihnen nehmen.
Wir fragen einen Angestellten, was es mit den vielen
Leuten auf Coconut Island auf sich habe, aber er weiß
es selbst nicht. Er und seine Kollegen versuchen, es herauszufinden,
aber es gelingt ihnen nicht.
Der Wirbel auf Coconut Island lässt nach, viele
Autos fahren weg und gerade läuft die Dawn
Princess ein.
Wettermäßig sieht es inzwischen ausgezeichnet
aus, der Mauna Kea ist noch nicht sichtbar, aber die Wolken
über Hilo werden immer weniger. Hoffentlich ist es
im Nationalpark ähnlich.
Um 8.20 Uhr fahren wir ab und sind eine Stunde später
im Kilauea
Visitor Center, das noch ziemlich ausgestorben ist.
Bei der Information steht überhaupt niemand, die
Rangerin mit den zwei Zöpfen ist mit Schreibarbeiten
beschäftigt und ihre Kollegin, eine ebenfalls nicht
mehr ganz junge Dame fragt uns, ob sie irgendwie behilflich
sein kann.
Unsere erste Frage ist jene nach "Devils Throat",
doch diese Frage gibt sie an die Kollegin mit den Zöpfen
weiter, die allerdings auch keine Antwort weiß.
Ok, dann möchten wir wissen, was es mit der Aufzuchtstation
der Nene auf sich hat. Die Auskunft ist, dass die Nenes
von Wildschweinen überfallen wurden, die die jungen
Nenes und auch Eier gefressen haben.
Das wäre eine plausible Erklärung dafür,
dass wir unlängst – als wir über den Keauhou
Trail zur Nene Aufzuchtstation kamen – diese völlig
verlassen aussah. Andererseits – hmmm, ein paar
Tage später war doch die Volounteerin und auch einige
Nenes dort... Seltsam.
Plötzlich taucht hinter uns ein Herr auf, der die
70 schon überschritten haben dürfte. Wenn er
beim Sprechen den Mund öffnen würde, würden
wir etwas mehr verstehen...
Er erzählt, dass Devils Throat früher solch
einen kleinen Durchmesser hatte, dass man buchstäblich
mit einem Pferd hätte darüber springen können.
Der Krater dürfte 200 bis 300 Jahre alt sein und
er wird auch jetzt noch immer größer und auch
tiefer.
Und auch tiefer
Das ist ja richtig unheimlich.
Unsere nächste Frage an den Herrn, dessen Rang wir
nicht ausmachen können, gilt der 'Ainahou Ranch,
doch darauf weiß er nur ein "who knows".
Er gibt uns aber den Tipp, dass wir heute dorthin gehen
können, wenn wir möchten, da jeden Donnerstag
Mrs. Alana McKinney dort ist. Ach neee 
Wir bedanken uns und fahren Richtung 'Ainahou Trail,
im Moment hat es 31,6° C und ist ziemlich bewölkt,
wobei aber ein Großteil vom Pu'u O'o stammen dürfte.
Am 'Ainahou Trail ist es nahezu windstill, Vögel
zwitschern, Ohias blühen und wir sind wieder einmal
alleine unterwegs.
Um 10 Uhr erreichen wir die Abzweigung zur 'Ainahou
Ranch und gehen rechterhand weiter.
Hier bei der 'Ainahou Ranch sieht es frisch gemäht
aus, es sind aber keine besonderen Arbeitsgeräusche
zu hören.
Wie aus dem Nichts kommt auf einmal eine ältere
Lady direkt auf uns zu. Das kann nur Mrs. Alana McKinney
sein und so ist es auch
Wir stellen uns vor und erzählen ihr, weshalb wir
solch ein Interesse an der 'Ainahou Ranch haben, doch
das weiß sie schon von Frank Box 
Sie freut sich sehr und beginnt gleich zu erzählen.
Die 'Ainahou Ranch wurde 1941 von Herbert C. Shipman,
einem erfolgreichen Geschäftsmann aus Hilo, erbaut.
Shipman war bemüht, die damals schon aussterbende
Nene nicht nur zu erhalten, sondern auch zu vermehren
und baute eine Sanctuary.
'Ainahou bedeutet übersetzt "neues Land"
und der heutige 'Ainahou Trail hieß in früheren
Zeiten "'Ainahou Track", vor nicht langer Zeit
wurden darüber Aufzeichnungen gefunden.
Shipman errichtete Kipuka Nene, da er diese Gans besonders
schützen wollte und er züchtete viele Orchideen.
Die alten Vorrichtungen sind heute noch hinter der Ranch
zu sehen.
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Schließlich kommen wir zum ehemaligen "Gaslager",
wie ich es bezeichne. Auch hier ist es großteils
noch so, wie es seinerzeit verlassen wurde. |
1969 begann die Eruption des Mauna Ulu, der nachfolgende
Lavafluss versperrte den Hwy..
Die Rinder, die bis zu diesem Zeitpunkt auf der Ranch
lebten, wurden in Sicherheit gebracht.
Die Vulkanasche am Dach der 'Ainahou Ranch war so dick,
dass es brannte. Cowboys stiegen auf das Dach und fegten
mit Palmblättern die Asche weg.
Danach war die 'Ainahou Ranch verlassen und wurde erst
Dank Mrs. Alana McKinney mit ihren Helfern freigelegt,
die Ranch war nämlich von Bäumen und Sträuchern
völlig überwuchert und nicht mehr zu sehen.
Die Tätigkeiten werden jedes Jahr von Nenes Brutzeit
unterbrochen, da sich die Nenes dann in der Nähe
des Hauses aufhalten und nicht gestört werden dürfen,
was sowohl Alana McKinney als auch die Volounteers respektieren.
Somit ist jeden Frühling, wenn Nenes Brutzeit zu
Ende ist, die Ranch wiederum von Pflanzen überwuchert
und die Arbeit beginnt von vorne, statt dass sie dort
weitermachen können, wo sie eigentlich möchten.
Die Story, weshalb die Ranch zu einem historischen Gebäude
erklärt wurde, macht uns sprachlos: 1971 verkaufte
Shipman die 'Ainahou Ranch an den Volcanoes NP und die
damalige Verwaltung wollte die Ranch 1993 zu Feuerwehrübungen
abbrennen. Dies wurde u. a. von Mrs. Alana McKinney und
Frank Box verhindert, die sich vehement für die Erhaltung
der Ranch einsetzten und schließlich auch erfolgreich
waren. Es wurden die "Friends of 'Ainahou" gegründet,
hawaiisch "Na Ho Aloha 'Ainahou" genannt, die
heutzutage "Friends of the Hawai'i Volcanoes National
Park" heißen.
Der Plan ist, aus der 'Ainahou Ranch eventuell ein Museum
zu machen, andererseits sie Gruppen zur Verfügung
zu stellen, die picknicken und/oder zelten möchten.
Es waren auch schon einige Camper hier, aber der Superintendent
hatte Bedenken wegen Feuer und daher wurde Camping verboten.
Mrs. Alana McKinney hofft, dass dieses Verbot bald wieder
aufgehoben wird. Sie arbeitet seit 1998 hier, hat aber
bereits 1993 schon Fotos von der überwucherten Ranch
und auch vom Inneren gemacht.
2007 wurde die Fassade gestrichen, aber dann hieß
es, es sei die falsche Farbe, das dürfe nicht bleiben,
schließlich sei die 'Ainahou Ranch ein historisches
Gebäude.
2008 wurden Moskitogitter bei sämtlichen Türen
und Fenstern angebracht, aber es sei ein äußerst
steiniger Weg, Geld vom National Park für solche
Investitionen zu bekommen.
Und dadurch, dass die 'Ainahou Ranch ein historisches
Gebäude ist, hat Alana McKinney und ihre Helfer die
speziellen Auflagen strikt zu befolgen.
Sie bietet uns an, dass wir uns frei im Ranchgebäude
bewegen dürfen, sie sperrt uns alle Türen auf
und wenn wir Fragen haben, sollen wir zu ihr kommen, sie
sei ohnehin draußen. Gerne nehmen wir dieses Angebot
an 
Wir erfahren auch, dass sämtliche Pflanzen, die
auf dem insgesamt 6.324 acres großen Grundstück
der Ranch wachsen, geschützt sind. Gerade letzte
Woche haben sie eine große Ulme entdeckt, die sie
zuvor nie gesehen hatten, weil sie überwuchert war
– wie noch so vieles andere.
Alle Pflanzen, die hier wachsen, wurden von Herbert C.
Shipman gepflanzt.
Michi fragt, ob es eine Broschüre oder ein Buch
über die 'Ainahou Ranch gäbe und Alana antwortet,
sie habe eine Broschüre im Haus, die schenkt sie
uns 
Nun sperrt sie auf und wir betreten als Erstes die Küche,
die diesen Namen (noch) nicht zu Recht verdient. Es gibt
zwar Schränke mit Regalen, aber praktisch ohne Inhalt.
Der Boden ist noch nicht renoviert.
Nebenan befindet sich das Speiszimmer mit einem großen
Esstisch und einigen Sesseln. Die Anrichte, die in diesem
Raum steht, beinhaltet Geschirr.
Wir gehen in Shipman's Schlafzimmer, das aber so gut
wie leer ist. Shipman hatte seinerzeit, bei der Erbauung
der Ranch, großen Wert darauf gelegt, dass er von
seinem Schlafzimmer aus direkt in den Wassertank sehen
kann, um die Höhe des Wasserspiegels bestimmen zu
können.
Der Wassertank wurde zwar schon längst entfernt,
aber die Grundmauern, auf denen er stand, sind nach
wie vor vorhanden, wie man durch eine Art Fenster
vom Schlafzimmer aus sehen kann. Ansonsten ist dieser
Wassertankraum dzt. mit Gerümpel besetzt. |
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Früher wurde Strom mittels eines Generators erzeugt,
aber mittlerweile ist die elektrische Versorgung dermaßen
herunter gekommen, dass sie nicht mehr funktionstüchtig
ist.
Wir gehen in das nächste Zimmer weiter, das eine
Mischung aus Wohn- und Schlafzimmer ist.
Es gibt im Garten eine kleine Solar Power Station, aber
sie ist ebenfalls ohne Funktion, da mehrere Panele gebrochen
sind.
Gerade kommt ein älterer Volounteer, der mit seiner
heutigen Arbeit beginnen möchte. Es ist Rob, ein
Ire, wie er uns verrät.
Alana stellt uns Rob vor und sagt zu mir, wenn ich wieder
komme, kann ich auch als Volounteerin hier arbeiten.
Ich falle fast in Ohnmacht, denn ich habe mich die längste
Zeit vor unserem Urlaub bemüht, als Volounteerin
arbeiten zu dürfen. Aber in dem online-Formular wird
die Hawai'i-ID verlangt und die habe ich nun mal nicht
Alana sagt prompt, das ist doch egal und spiele überhaupt
keine Rolle, was in diesem online-Formular steht. Wenn
ich das nächste Mal komme, soll ich zuvor Kontakt
mit ihr aufnehmen, denn sie entscheidet, wer bei ihr als
Volounteerin arbeiten darf und wer nicht und sie hätte
mich sehr gerne mit dabei! ? Ich bin überglücklich,
denn ich hätte nie gedacht, dass ich jemals die Chance,
auf Hawai'i als Volounteerin arbeiten zu dürfen,
bekomme – vonwegen Hawai'i-ID und so, alles Stolpersteine,
die der Mensch nicht braucht...
Doch dann kommt fast ein Niederschlag für mich –
Alana hat das entsprechende Papier, das ich als Volounteerin
unterschreiben muss, im Auto, ich könnte ab nächster
Woche Donnerstag hier arbeiten, aaaaaaber – da sind
wir nicht mehr auf dieser Insel
Rob ist ein Nachbarn von Frank Box, wie sich heraus stellt
Ach, die Welt ist vielleicht klein. Wir plaudern noch
eine Zeit lang mit ihm, bis er sich seiner Volounteer-Tätigkeit
widmet.
Und wir sehen uns jetzt ganz genau um. Alana hat das
Ranchgebäude nicht abgesperrt, sondern uns angeboten,
dass wir uns überall umsehen dürfen, wo wir
wollen. Haben wir Fragen, sollen wir einfach zu ihr kommen
Vorerst gehen wir aber auf das Gelände und dort
zur Solar Power Station. Gerade kommt Alana auf uns zu
und überreicht mir ihre Visitenkarte, auf der auch
ihre Email-Adresse steht.
Alana bittet mich, ihr eine Mail zu schreiben, sobald
ich näheres über unseren nächsten Hawai'i-Urlaub
weiß.
Die Solar Power Station ist wirklich ganz schön
bedient, aber Alana erzählte vorhin, dass noch Garantie
drauf sei.
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Ich lege mich mitten auf die Wiese und genieße
den Blick auf diese schöne, gepflegte Anlage. |
Schließlich schlendern wir gemütlich
über das Gelände weiter und sehen den relativ
neuen Wassertank. |
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Alana entdeckt uns und kommt wiederum auf uns zu. Sie
macht uns auf einen neuen Trail aufmerksam, der erst kürzlich
auf diesem Gelände angelegt wurde. Lachend erklären
wir ihr, dass wir den Trail schon gelaufen sind und sehen,
wie glücklich sie darüber ist.
Sie erzählt, dass sie Dr. Jaggar kannte, als sie
ein kleines Mädchen war.
Alana's Ehemann war der erste Mediziner hier in der Gegend,
alle nannten ihn "Doc". Er war ein ganz fantastischer
Mensch und ist vor nicht allzu langer Zeit verstorben.
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Schließlich verabschieden wir uns sowohl von
Alana als auch noch von einigen Volounteers und treten
den Rückweg an. |
Es kommt uns ein weißer Pickup entgegen, den wir
schon von weitem sehen. Der Fahrer, ein sehr freundlicher
Ranger, lacht und stellt fest, dass wir wohl den Volcanoes
NP sehr gerne mögen, da wir schon wieder hier sind
? Er fragt, ob denn der rote Jeep vor dem Gate unserer
sei, was wir bejahen und er mit "I'm glaaaaadddd"
bestätigt.
Der Ranger erzählt, dass er für die Pferde und
Mules verantwortlich sei und fragt, ob wir jene Leute
waren, die vor kurzem dort auf den Stufen der Hütte
gesessen sind und gepicknickt haben. Auch das bejahen
wir und ernten wiederum ein "I'm glaaaaadddd"
Ich kann es nicht lassen und sage, dass der Volcanoes
NP 'mein' Park ist, worauf er seine Rangerkappe abnimmt
und mir überreicht 
Er fährt jetzt zu Alana, um ihr 'hello' zu sagen,
da er sie wegen Nenes Brutzeit jetzt einige Zeit nicht
gesehen habe.
Michi erzählt ihm, dass wir gerade von Alana kommen
und sie uns viel von der 'Ainahou Ranch erzählt hat.
Jetzt ist der Ranger völlig aus dem Häuschen,
er strahlt über das ganze Gesicht und sagt "you're
compleatly different to other tourists". –
Wie wahr, wie wahr...
Um 12.30 Uhr sind wir beim Auto, kurz darauf sind wir
beim Kilauea
Visitor Center, um uns zum x-ten Mal dort umzusehen.
Eigentlich sollte Frank hier sein, aber er ist noch nicht
von seiner Tour zurück, daher gehen wir ins Volcano
House hinüber.
Dort bleiben wir aber nicht lange, es gibt ohnehin nichts
Neues.
Anschließend fahren wir zum Jaggar
Museum.
Wir schauen eine Zeit lang dem neuen Vent im Halema'uma'u
Crater zu.
Um 14 Uhr fahren wir zur Hilina Pali Rd., wo wir uns
auf einer kleinen Ausweiche einparken.Wir ziehen unsere
Wanderschuhe an und gehen zu Hilina Pali, blühende
Ohias wachsen hier.
Ein netter Picknickplatz ist gefunden und wir verspeisen
bei 39,4° C unser Mitgebrachtes. Nebenbei sind auch
einige Fotos von Hilina Pali entstanden.
Jetzt aber zurück nach Hilo, wo wir um 16.45 Uhr
am Hotelparkplatz ankommen. Wir wechseln unsere Rucksäcke
und fahren ins Prince
Kuhio Plaza Shopping Center.
Zunächst muss aber der wiederholte Besuch beim Borders
sein. Ob wir ihn nicht doch endlich kaufen sollten 
Wir stärken uns zuerst mit Espresso und für
Michi einen Frapucchino, ehe wir uns der Bücherabteilung
widmen. Erstaunlicherweise kaufen wir wieder nichts.
Anschließend geht es zum Sack'N Save, innerhalb
von 20 Minuten sind wir wieder draußen und fahren
zum Hotel zurück.
Nachdem wir das Eingekaufte im Zimmer abgeliefert haben,
gehen wir in die Wai'oli Lounge. Michi bestellt ein Glas
Rotwein und ich eine Ochsenschwanzsuppe, die eine Köstlichkeit
ist.
Wieder im Zimmer erfolgt der technische Teil des heutigen
Tages und um 21.30 Uhr (ja, richtig gelesen!) gehen wir
schlafen. Die Nacht wird kurz... 
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