Zuverlässig läutet um 6 Uhr das Handy. In
diesem Urlaub machen wir häufig etwas, was wir in
früheren Urlauben nicht taten: Wir wälzen uns
noch eine Zeit lang genüsslich im Bett herum, bis
wir uns entschließen können, aufzustehen
Somit ist es wieder einmal 7.45 Uhr.
Ein vorsichtiger Blick aus dem Fenster zeigt, dass sich
der Mauna Kea verborgen hält.
Draußen tut sich schon viel: Lifte fahren auf und
ab, Türen fallen mit einem lauten "rums"
ins Schloss, Gewirr von Kinderstimmen.
Auf Coconut Island scheint heute ein Fest stattzufinden,
vielleicht gibt es wieder ein BBQ, wie schon des öfteren.
Wettermäßig ist es typisch Hilo: In der Nacht
hat es stark geregnet, sowohl am Flachdach unter uns als
auch am Parkplatz vor Coconut Island stehen große
Wasserpfützen.
Mittlerweile ist es 8.20 Uhr und theoretisch könnten
wir schon längst beim Frühstück sitzen
– aber eben nur theoretisch. Michi hat im Badezimmer
beschlossen, sich das Kinn ein wenig aufzuschlitzen, um
das Frühstück hinauszuzögern und so warten
wir nun ab, bis der Blutlauf gestillt ist 
Unsere Wandersachen sind soweit fertig gepackt, aber
wir haben noch nicht entschieden, wohin uns der heutige
Weg führt. Vielleicht bringt der Kaffee beim Frühstück
Klarheit in unsere Köpfe 
Kinder, wie die Zeit vergeht
Es ist 8.45 Uhr und langsam scheint das Blut an Michis
Kinn gestillt zu sein. Morgen nehme ich ihm den Rasierer
weg 
Ich habe zwischenzeitlich Trailkarten vom Volcanoes
NP verglichen und dabei festgestellt, dass die Karte,
die man im Volcanoes NP bekommt, die allermieseste und
ungenaueste ist.
Mein Blick schwenkt wieder hinaus aufs Meer –
die Pride
of America läuft gerade ein. |
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Endlich können wir zum Breakfast gehen. Dort ist
die Hölle los. Vor uns waren schon enorm viele Leute
beim Frühstück, sodass nicht mal mehr Stoffservietten
vorhanden sind, Tische sind nicht abgeräumt, die
Angestellten kommen einfach mit der Arbeit nicht nach.
Wettermäßig bessert es sich leicht, ab und
zu lugt die Sonne hervor.
Um 9.30 Uhr sind wir wieder im Hotelzimmer.
Michi, der gestern Abend noch beteuerte, heute früh
losfahren zu wollen, hat offenbar umdisponiert und macht
auf Spätstarter.
Mittlerweile hat er auch festgestellt, dass er die Schweinegrippe
haben müsse, denn wenn das jetzt "in" ist,
will er kein Außenseiter sein 
Egal, ich packe unsere Rucksäcke fertig –
und Michi ist immer noch mit allen möglichen Dingen
beschäftigt
Z. B. hat er eine Paar Socken in seinem Rucksack gefunden
und fragt mich, was er damit tun soll. Meine Antwort ist
"nimm sie heraus oder lass' sie drinnen". "Ja,
und was soll ich nun tun
Herausnehmen oder drinnen lassen "
Meine Güte, eines der beiden halt, ist doch egal
Jetzt "bedroht" er mich mit dem Schlauch, den
er schon längst hätte waschen sollen.
Tja, heute ist Sonntag und Sonntag ist Ruhetag 
Soviel zum Thema "früh losfahren" 
Ich harre der Dinge, die da kommen. Michi macht ein paar
gymnastische Übungen mit dem Schlauch, ähnlich
Schwingbewegungen, wahrscheinlich, um die Wirbelsäule
fit zu halten 
Liebevollst und mit peinlichster Genauigkeit entfernt
er jedes einzelne Wassertröpfelchen in seiner Maske,
ich werde mit dem Handtuch bedroht und damit geschlagen
Immerhin geht dann Michi gemäßigten Schrittes
mit dem Wasserbehälter in der Hand in Richtung Badezimmer.
Um 10.15 Uhr fahren wir endlich los, der Volcanoes NP
ist angesagt 
Je näher wir kommen, umso dunkler wird es. Die Wolken
des Pu'u O'o und des neuen Vents im Halema'uma'u Crater
hinterlassen deutliche Spuren, wir spüren es auch
in Hals und Rachen.
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Beim Kilauea Iki Lookout machen wir einen kurzen
Stopp. Es ist wirklich zu schade, dass die SO2-Dämpfe
den an sich blauen Himmel verdecken und alles so trüb
ist. |
Wir biegen in die Hilina Pali Rd. ab und je weiter
wir westwärts fahren, umso schlechter wird das
Wetter. |
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Beim Trailhead des Kipuka Nene Trails stellen wir den
Jeep ab und überlegen, was wir tun sollen. Schließlich
drehen wir um, der Regen steht am Himmel.
Gut, also dann auf zum Naulu
Trail. Während der Fahrt zum entsprechenden Trailhead
verlautet Michis GPS-Gerät hier ein Krater, dort
ein Krater und es sei auch ein sehr langer Trail zu sehen
– welcher könnte das denn sein
Bei der nächsten Möglichkeit halte ich an, um
eventuell feststellen zu können, um welchen Trail
es sich handle. Ist doch ganz einfach, das ist Escape
Rd. Sie beginnt bzw. endet auf der Zufahrt zur Mauna Ulu
parking area bzw. am anderen Ende in unmittelbarer Nähe
der Thurston Lava Tube.
Michi schlägt umdisponieren vor, daher drehen wir
um und parken uns auf der Mauna Ulu parking area ein.

links
im Bild ist die Abzweigung zur Escape Rd. zu sehen |
Wir gehen geschätzte 300 m in Richtung Chain
of Craters Rd. zurück und biegen rechterhand
(nordwärts) in eine Fahrstraße, die mit
einem Gate abgesperrt ist, ein. Am Gate ist ein Schild
mit der Aufschrift "Caution Helibase" befestigt. |
Gegenüber der Escape Road – also auf der anderen
Straßenseite – geht ein sehr schmaler Trail
weg, der mit dem Wandermannszeichen markiert ist.
Es ist nun 12.30 Uhr und wir starten mit dem nördlichen
Teil der Escape Rd. Bei genauem Hinsehen ist auch hier
das Wandersmannzeichen zu sehen, somit ist es auch ein
offizieller Wanderweg.
Wir gehen rechterhand am Schranken vorbei, das Gras
ist etwas niedergetrampelt. |
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Zu Beginn ist die Escape Rd. eine geschotterte Fahrpiste,
linker- und rechterhand wird sie von Farnen und Ohias
gesäumt. Obwohl der Himmel stark bewölkt ist,
ist es ziemlich schwül.
Es ist sehr ruhig hier, außen Vogelgezwitscher
und unseren Schritten ist nichts zu hören. Wieder
einmal mehr könnte sich der Bird
Trail ein Beispiel nehmen.
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Um 12.45 Uhr sehen wir ein Schild mit der Aufschrift
"Parking" und beidseits – allerdings
noch ein Stück vor uns – sind große
Lavasteine zu sehen. |
Zur Rechten haben wir einen wunderschönen Blick
auf den Pu'u Huluhulu, leider ist das Wetter etwas trüb.
Unmittelbar nach den großen Lavasteinen befindet
sich linkerhand der große Heli-Landeplatz.
Die Markierung ist einzigartig
Sie besteht aus vier Lavasteinchen, die mit einem
sandfarbenen Plastiksack halbherzig umwickelt sind
und am Boden liegen!.
Seltsam ist, dass sich der Heli-Landeplatz genau über
einer Lavatube befindet – hoffentlich hält
sie lange genug Stand. |
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Auffallend sind die vielen Lava Trees, die hier stehen.
Sie sind allerdings relativ klein. Linkerhand steht ein
Lava Tree, bei dem wir sogar bei genauem Hinsehen den
Baumstamm erkennen können.
Wir gehen weiter und Steinmännchen begleiten uns.
Nötig wären sie jedoch nicht.
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Ein wenig später steht rechterhand eine Messstation
für einen Seismografen. |
Ich begutachte die Messstation etwas näher. Die
Daten werden an das Jaggar
Museum übertragen, möglicherweise sind im
Jaggar Museum jetzt ein paar Leute in leichte Aufregung
versetzt, da ich den Seismografen durch mein Gehen etwas
erschüttere.
Kurz nach dieser Messstation geht die a'a-Lava wieder
in einen normalen Fahrweg, der etwas mit Gras bewachsen
ist, über.
Beidseits wachsen Ohia-Bäume, aber auch sehr
viele Farne. |
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Bald darauf sehen wir rechterhand einen breiten, mit
Gras bewachsener Fahrweg, Fahrspuren sind nur zu Beginn
sichtbar.
Es zwitschern außergewöhnlich viele Vögel.
Insgesamt ist es hier wunderschön, fast schon paradiesisch.
Um 13.45 Uhr sehe ich urplötzlich mitten auf dem
Weg einen hellblauen Messpunkt, er trägt die Aufschrift
"US Department of Interior, National Center for Earthquake
Research" sowie "Menlo Park Calif. Geological
Survey".
Unmittelbar daneben befindet sich ein zweiter Messpunkt,
der grau ist. Die Aufschrift ist schon ziemlich unleserlich,
heißt so ähnlich wie "US Geological Survey,
Elevation above sea XXX (unleserlich) feet, Bench Mark".
Weiter geht`s
Und zwar ständig und ganz heimlich bergauf, richtig
heimtückisch 
Nach 2,67 gegangenen Kilometern legen wir bei einem rechterhand
gelegenen großen Stein eine Pause ein und stärken
uns ein wenig. Es hat 25,3° C.
Michi meint, dass wir ca. 1/3 des Wegen zurückgelegt
haben. Ob wir das auf der Karte eingezeichnete Gate heute
noch erreichen 
Plötzlich quert ein Pfau unseren Weg, aber bis ich
die Kamera bereit habe, ist er auch schon im Dickicht
verschwunden.
Um 14.40 Uhr sehen wir linkerhand eine relativ große
Box. Sie interessiert mich jetzt. Der Deckel ist halb
geöffnet, auf ihm klebt ein Schild mit der Aufschrift
"Seismograph Equipment". Linkerhand liegt etwas
Gerümpel und eine sehr große Batterie, die
früher den Seismografen versorgt hat. Letzterer ist
nicht mehr aktiv, es ist nur mehr das praktisch leere
Gehäuse des Seismografen mit der zugehörigen
Antenne zu sehen.
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Rechterhand sehen wir schon eine Zeit lang mal mehr,
mal weniger aus dem Boden herausragende Flacheisen,
die ziemlich verrostet sind. Es muss sich um die Reste
eines Zaunes handeln, der die Grenze zwischen dem
District Ka'u und Puna gewesen sein könnte.
Michi schätzt das Alter der Zaunreste auf ca.
50 Jahre. |
Um 15 Uhr bilden die linker- und rechterhand stehenden
Bäume über unseren Köpfen einen Tunnel.
Es ist relativ dunkel. Beidseits des Weges wächst
Ginger, der aber nur teilweise geschnitten ist. Seitens
des Volcanoes NPs wird Wert darauf gelegt, dass insbesonders
der Kahili Ginger regelmäßig geschnitten oder
zumindest umgeknickt wird, er wird als Unkraut angesehen,
breitet sich viel zu rasch aus und vermeidet den Wuchs
endemischer Pflanzen.
Wenige Minuten später stehen wir vor dem Gate.
Es ist ein Schild mit der Aufschrift "This fence
keeps pigs out" befestigt. |
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Ein weiteres Schild besagt "Please keep gate closed
all the times". Bis hierher sind wir 4,68 km gegangen,
allerdings von der Mauna Ulu parking area weg.
Wir verspeisen einen Müsliriegel und treten um 15.30
Uhr bei 26,1° C den Rückweg an.
Wettermäßig ist es stark bewölkt, die
Sonne ist nicht zu sehen und wir sind mit 3,3 km/h unterwegs.
Demnach müssten wir um 17.30 Uhr beim Auto sein.
Um 16.50 Uhr sind wir wieder beim Heli-Landeplatz und
können uns an den Lava Trees kaum satt sehen. Eben
kommt die Sonne ein wenig heraus.
Wir stehen vielleicht fünf Minuten hier, kommt uns
ein junger Mann entgegen. Er trägt einen sehr großen
Trekkingrucksack, an dem Ersatzwanderschuhe baumeln und
schreitet im wahrsten Sinne des Wortes gemütlich
dahin.
Obwohl wir ihn grüßen, sieht es zuerst so aus,
als ob er uns gar nicht wahrnehmen würde –
irgendwie steht er auf dem Schlauch. Doch dann fragt er
uns, ob das eine Escape Rd. ist, was ich bejahe. Seine
nächste Frage lautet, wie weit es denn noch bis zum
Visitor Center sei, denn dort möchte er heute noch
hin... Wir klären ihn auf, der junge Mann verliert
für kurze Zeit die Sprache, wahrscheinlich denkt
er, das Visitor Center liegt gleich ums Eck. Er bedankt
sich und geht genauso gemütlich weiter wie zuvor.
Nun ja, er hat sicher Campingequipment dabei, hat also
kein Übernachtungsproblem.
Wenn er allerdings eine Taschenlampe dabei hat, kommt
er irgendwann in der Finsternis beim Visitor Center an.
Fragt sich nur, was er dann dort will. Es sperrt ja um
5pm.
Um 17 Uhr sind wir beim Anfangs-Gate, fünf Minuten
später sind wir beim Auto, früher, als geplant.Wir
sind insgesamt 9,26 km gelaufen.
Wir fahren Richtung Hilo zurück, aber zuerst ins
Foodland, dann ins Hotel.
Beim Sack'n Save (so heißt hier großteils
das Foodland) bleibt Michi im Auto sitzen, alternativ
müssten wir Kameras und Stativ mit zum Einkaufen
mitnehmen.
Im Hotel geben wir unsere Sachen ins Zimmer. Ich schnappe
unsere Wäsche und gehe zur Laundry. Das geht heute
recht flott, da anschließend auch ein Trockner frei
ist.
Michi pilgert in der Zwischenzeit zur Rezeption, um das
Bügelbrett mit dem Bügeleisen zu bestellen.
Kaum sind wir im Zimmer, klopft es an der Tür. Ich
öffne – das Bügelbrett samt Bügeleisen
steht davor, aber sonst ist nichts zu sehen. Gerade so,
als hätte diese Dinge eine gute Fee gebracht 
Während ich bügle, richtet Michi unser Abendessen.
Weit nach Mitternacht gehen wir ins Bett 
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