Um 6 Uhr erinnert sich das erste Handy an seine Pflicht,
das zweite erst um 6.30 Uhr. Gut so 
Ich wage einen Blick aus dem Fenster: In Richtung Saddle
Road/Mauna Kea/Mauna Loa sieht es sehr dunkel aus.
Nur keine Müdigkeit vortäuschen, auch wenn sie
echt ist
Nach kurzer Zeit bessert sich das Wetter.
Michi verlautbart, er habe starken Muskelkater. Der Arme
Ok, insgeheim schmeiße ich schon mal unseren heutigen
Plan um, kurz darauf disponiert Michi um, er habe doch
keinen Muskelkater (also was denn nun
Ja oder nein )
und ich lasse die Tagesänderungen bleiben.
Beim Frühstück sind heute gegenüber sonst
auffallend wenig Leute.
Nach dem Frühstück herrscht strahlender Sonnenschein,
nur der Mauna Kea hält sich noch unter einer Wolkenschicht
verborgen.
Ideales Wetter für unseren heutigen Plan
Der sieht nämlich etwas Verbotenes vor – den
Kahauale'a Trail,
der gesperrt ist...
Wir hoffen allerdings, dass genau dann, wenn wir am Trailhead
sind, ein Polizeiauto auftaucht. Unserer Erfahrung nach
geschieht das immer am Vormittag. Warum wir uns ein Polizeiauto
wünschen
Leicht erklärt: Wir möchten – wenn möglich
– vom Polizisten die Genehmigung haben, den Kahauale'a
Trail trotz der Sperre gehen zu dürfen... Ob diese
Rechnung aufgeht
Und wenn nicht, was dann
Nun, Pläne habe ich genug, daran soll es nicht scheitern
Um 8.40 Uhr fahren wir vom Hotel ab und 45 Minuten später
stehen wir am Trailhead des Kahauale'a Trails.
2007, als wir den Trail liefen, stand hier ein neues Schild
mit der Aufschrift "Kahauale'a Trail" und weiteren
Hinweisen. Dieses Schild wurde mittlerweile entfernt.
Der eigentlich existierende orangefarbene Plastikzaun,
der die Sperre des Trails bedeutet, ist niedergetrampelt.
Das große Schild mit "Trail closed"
weist zusätzlich darauf hin. |
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Wir sind das einzige Auto hier, rund um uns ist es vollkommen
ruhig, nur ein paar Vögel zwitschern. Wie lange sollen
wir auf ein Polizeiauto warten
Oder nicht warten und einfach losziehen
Aber was passiert dann, wenn der Polizist unser Auto sieht
Wird es abgeschleppt
Bekommen wir eine Strafe für das unerlaubte Begehen
eines gesperrten Trails
Fragen über Fragen, keine Antworten. Mist.
Michi beginnt schon, die Wanderschuhe anzuziehen, ich
weigere mich, da ich immer noch auf das Polizeiauto hoffe.
Aber wie lange
War es am Ende schon hier 
Während ich grüble, höre ich ein Motorgeräusch.
Kurz darauf kann ich das nahezu ersehnte Polizeiauto erkennen.
Mein Herz beginnt etwas schneller zu schlagen, zumal Michi
bereits die Wanderschuhe angelegt hat.
Der Polizist parkt sich direkt neben unserem Auto ein,
steigt aus, grüßt freundlich und dann kommt
– wie erwartet – die Frage, ob wir denn den
gesperrten Trail gehen möchten.
Ähem – ja... Wir kennen den Trail, sind ihn
schon gelaufen und ja, wir wissen über die Gefahren
Bescheid. Wir kennen auch den "big creek" (der
Polizist muss erst aufgeklärt werden, was der "big
creek" ist ).
Er fragt, ob wir ein Mobile Phone dabei hätten, was
wir bejahen und notiert sich die Nummer. Bitte schön
– gern geschehen 
Nun will er noch wissen, wo wir auf Big Island wohnen.
Kein Problem, auch diese Info geben wir gerne, Hauptsache,
wir dürfen den Trail gehen 
Wir müssen ihm versprechen, dass wir vor Einbruch
der Dunkelheit wieder beim Auto sind, aber das streben
wir schon aus eigenem Interesse an.
Der Polizist notiert sich noch unsere Autonummer und mit
einem "take care" verabschiedet er sich von
uns. Puh
Glück gehabt 
Rasch notiere ich noch die Autonummer des Polizeiautos,
nur für den Fall der Fälle 
Nun ist es 9.45 Uhr, es hat 32,3° C und wir ziehen,
nachdem auch ich meine Wanderschuhe angelegt habe, los.
Der Trail ist ziemlich rutschig und so kommen wir nur
langsam voran.
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Um 10.10 Uhr ist unmittelbar vor uns ein Crack von
ca. ½ m Breite, er ist allerdings kaum tiefer
als 70 cm und es ist nicht der "big creek". |
25 Minuten später erreichen wir lt. GPS die 1 KILOMETER
Marke. Ich schreibe Kilometer deswegen in Großbuchstaben,
da der Trail in MEILEN ausgeschildert ist 
1 km von insgesamt 12,3 km (wenn man die im Reiseführer
angegebenen Meilen in Kilometer umrechnet), dafür
haben wir 50 Minuten gebraucht – das sieht für
den heutigen Tag nicht gut aus...
Um 11.10 Uhr stehen wir plötzlich
vor dem 2-MEILEN-Marker. Wir sind völlig verdutzt,
da das GPS 1,77 KILOMETER anzeigt  |
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Fünf Minuten später steht neuerlich ein Schild
mit der Aufschrift "Trail closed", ein weiteres
Schild besagt "area closed". Hier geht es linkerhand
zum Emergency Helipad, wie ein weiteres Schild verrät.
Auch wird hier erstmals "Kahauale'a Trail" erwähnt.
Der Trail ist – wie schon 2007 – mehrfach
mit blauen Bändern markiert, abgesehen davon ist
er immer wieder an den im Boden querliegenden kurzen Baumstämmen,
die einem das Gehen erleichtern sollen, zu erkennen.
Wir kommen nun ganz gut vorwärts, es hat auch "nur"
28,1° C. Da es vollkommen windstill und der Trail
doch ein wenig anstrengend ist, kommen wir ganz schön
ins Schwitzen.
Um 12.25 Uhr springen wir bei gelaufenen 3,86 km über
den "big creek", der wirklich sehr tief ist.
Wie tief, weiß ich gar nicht, da der Boden des Creeks
nicht zu sehen ist.
Die wilde Romantik dieses Trails ist nicht so schnell
zu überbieten. |
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Wettermäßig sieht es stark bewölkt aus,
es sind aber keine normalen Wolken, sondern die Wolke
des Pu'u O'o, es riecht aber nicht sehr stark nach SO2.
Es ist sehr schwül, das Thermometer will uns aber
27,7° C weismachen.
Rund um uns zwitschern enorm viele Vögel, der Bird
Trail würde wieder einmal mehr erblassen.
Um 12.30 Uhr erreichen wir den 4-MEILEN-Marker, das GPS
zeigt 4,02 KILOMETER 
Es sind ganz danach aus, als würde hier ein Fehler
bei der Bezeichnung Kilometer und Meilen vorliegen. Wir
legen eine kurze Trinkpause ein, so geht's ja auch nicht
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Der Wald lichtet sich und wir laufen auf einem sehr
schmalen Lavastreifen. Es ist wunderschön hier
Momentan schwirrt nicht mal ein Helikopter in der
Nähe, sodass wir Natur und Ruhe pur haben. |
Um 12.45 Uhr sind wir nach exakt 3 Stunden
Gehzeit am Ziel
Nach einer Linkskurve ist plötzlich der Pu'u
O'o zu sehen  |
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Vor uns liegt das große Lavafeld, ich kann gar
nicht in Worte fassen, welch großartiges Gefühl
das ist
Die uns schon von 2007 bekannten Schilder "Trail
closed" und "area closed" sind nach wie
vor vorhanden.
Lt. GPS sind es bis hierher 4,39 KILOMETER, laut Reiseführer
4,5 MEILEN 
Irgendein Unbekannter hat dankenswerter Weise Bänke
in Form von Baumstämmen errichtet. |
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Wir sind überglücklich
Nur Michi und ich sitzen nun hier, hinter uns der
Pu'u O'o und wettermäßig haben wir enorm
großes Glück. |
Ein Stück weiter draußen
am Lavafeld sehe ich einige Ohia-Bäume, einer
davon trägt schon zahlreiche Blüten. |
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Wir beschließen, hier zu picknicken, wie wir es
schon 2007 taten. Zwischendurch schießen wir zahllose
Fotos, wir können gar nicht genug von dem Anblick
bekommen 
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Einige Male gehe ich ein Stück auf das Lavafeld
hinaus, aber die sich nähernden Helikopter vertreiben
mich immer wieder. Mit meinem weißen T-Shirt
will ich nicht unbedingt entdeckt werden, wer weiß,
was dann passiert... |
Um 13.30 Uhr packen wir unsere Sachen zusammen und treten
den Rückweg an. Grund für dieses relativ rasche
Umkehren ist, dass sich die Wolke des Pu'u O'o sehr rasch
nähert.
Kurz nach dem "big creek" beginnt es zu tröpfeln
Wenn es nur nicht mehr wird...
Um 14 Uhr stockt uns der Atem. Wir hören rechterhand
ein lautes Geräusch, irgendetwas bricht durch die
Büsche. Das kann sich nur um ein Wildschwein handeln.
Und dann sehen wir es sogar, es scheint aber an uns nicht
interessiert zu sein. Sehr gut 
Michi möchte, dass ich vor ihm gehe. Feigling
Mutig schreite ich voran, Spinnweben-durchbrechend, damit
man(n) sich nicht mit solchen herumschlagen muss 
Erfreut stellen wir fest, dass das Tröpfeln aufhört
und stattdessen die Sonne heraus kommt 
Um 15.35 Uhr, nach gelaufenen 8,3 Km und 25,3° C
schnaufen wir bergauf und bergab, es ist unheimlich schwül.
Es ist sogar schon Zivilisationslärm zu hören.
Es ist nun 16 Uhr und nach Gesamtkilometerangabe des
GPS sollten wir schon längst beim Auto sein, sind
wir aber nicht. Wiederum beginnt es zu regnen, aber diesmal
um einiges mehr als zuvor. Das bedeutet, wir müssen/sollen
uns beeilen.
Um 16.15 Uhr erreichen wir den Trailhead, das Auto ist
schon in Sichtweite. Drei Räder sind mindestens noch
dran, soviel ist schon erkennbar. Ich gehe näher
– das vierte Rad ist auch noch dran, keine Scheiben
eingeschlagen, ausgezeichnet 
Es hat 24,5° C und wir ziehen unsere Wanderschuhe
aus, ehe es noch mehr regnet.
Beim Hirano Store gönnen wir uns ein Eis und
fahren dann nach Hilo zurück. Michi dreht die
Aircondition im Jeep auf die kälteste Stufe und
ich sehne mich nach einer heißen Suppe. |
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Doch zuvor stoppen wir noch beim Starbucks, wo Michi
Espressos holt.
Um 17.45 Uhr sind wir wieder im Hotel.
Die heiße Suppe verkneife ich mir, stattdessen
essen wir nur eine Kleinigkeit im Zimmer, denn der technische
Krimskrams ist auch noch zu erledigen.
Früh, nämlich um 23 Uhr, gehen wir ins Bett
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