Heute ist der erste Montag im April. Es ist ein
ganz besonderer Montag, denn wir haben einen Termin.
Termine sind nichts Außergewöhnliches,
aber unser heutiger Termin schon, er ist nämlich
beim Notar. Nun könnte man sagen, ein Termin
beim Notar ist auch nichts Besonderes, aber wie
oft im Leben verkauft man schon sein Haus
Und genau das soll heute mit vielen Stempeln und
Unterschriften besiegelt werden.
Überpünktlich sind wir also beim Notar,
Herr N., unser Makler, ist ebenfalls schon hier,
nur Herr H., der Käufer unseres Hauses, noch
nicht. Die Sekretärin des Notars guckt einige
Male vor die Tür – nichts, von Herrn
H. fehlt jede Spur.
So, jetzt haben wir den Salat
Seit Monaten befürchte ich, dass irgendwann
der große Crash kommt. Dieser kann eigentlich
nicht ausbleiben, denn wir hatten in den letzten
Monaten soviel unverschämtes Glück,
das muss doch irgendwann wieder bestraft werden.
Und nun scheint es soweit zu sein
Herr N. merkt mir offenbar meinen Kummer an,
denn er spricht davon, dass die Bankbestätigung
vorliegen würde, es stünde der Unterschrift
von Herrn H. also nichts im Wege usw.
Schön und gut, Bankbestätigung hin,
Bankbestätigung her, aber wenn Herr H. nicht
unterschreibt, hilft das alles nichts
Auch die von Herrn N. gut gemeinten Späße
wollen bei mir nicht recht landen, ich bin ohne
Ende nervös.
Plötzlich wird die Tür aufgerissen
und Herr H. stürmt ins Zimmer. Alle Anwesenden,
inklusive des Notars, erschrecken dermaßen,
dass sich die Allerwertesten für einen kurzen
Moment vom Sessel abheben.
Herr H. erzählt ganz aufgeregt, dass er
die Bankbestätigung nicht bekommen habe.
Ich bin anscheinend kreidebleich im Gesicht, denn
im Handumdrehen erklärt er, das sei alles
nur ein Scherz, er habe sämtliche notwendigen
Papiere und schlägt in seiner witzigen Art
vor, dass wir uns jetzt um den Kaufvertrag kümmern
sollten
Beinahe hätte ich Herrn H. durch den Fleischwolf
gedreht
Nun wird es fast feierlich, der Kaufvertrag wird
vorgelesen, Herr H. nickt bei jedem einzelnen
Punkt zustimmend. Letztendlich folgt eine Serie
diverser Unterschriften und jetzt ist es sicher:
Unser
Haus ist verkauft
Herr H. ladet Herrn N. und seine rasch herbei
gerufene Gattin sowie uns im Anschluss an die
Vertragsunterschrift zum Essen ein, Herr N. sorgt
für den Champagner.
Anschließend fahren wir „nach Hause“
– wo ist das eigentlich
Unser Haus ist verkauft, somit ist es nicht mehr
unser „Zuhause“. Mit einem doch etwas
seltsamen Gefühl betreten wir es.
Ich sehe mir die Küche und das Vorzimmer
an, beides haben wir im Herbst 2004 renoviert,
beides ist so gut wie neu. Da ich sehr bedacht
bin, auch den kleinsten Schaden zu vermeiden,
habe ich auf unser Inventar und deren Erhaltung
immer großen Wert gelegt. Ein winziger Anflug
von Wehmut überkommt mich, aber genauso rasch
verfliegt er auch wieder. Auf uns wartet das Leben
in den Bergen von Gran Canaria
In den nächsten Tagen bin ich wiederum mit
allen möglichen Arbeiten beschäftigt.
Da jetzt endlich das Frühjahr zu kommen scheint,
fahre ich zu „Dehner“ und kaufe 15
Säcke Rindenmulch. Wie auch all die Jahre
zuvor, verteile ich es auf den diversen Blumenbeeten
und rund um das Biotop.
Und dann kommt eine Tätigkeit, die ich schon
seit Wochen vor mich her schiebe. Das Thema heißt
„Großputz Dachboden“.
Zwar haben wir auch am Dachboden eine gewisse
Ordnung, aber trotzdem sind einige Dinge vorhanden,
die einerseits zum Verschenken, andererseits zum
Entsorgen sind. Erstaunlich, wie viele Sachen
es gibt, die man aufhebt, im guten Glauben, sie
irgendwann wieder mal gebrauchen zu können.
Nach etlichen Stunden kann ich auch den Dachboden
auch als „erledigt“ abhaken.
Ich habe es ja gewusst: Die Tage fliegen nur so
dahin und 24 Stunden sind rein gar nichts
Nach einer Tasse Espresso setze ich mich an den
PC und melde unser Übergepäck, das immerhin
120 kg beträgt, bei der Airline an, natürlich
wieder mit Art der Verpackung, Länge x Breite
x Höhe, Gewicht jedes einzelnen Gepäcksstückes.
Wie gewohnt kommt kurz darauf die Bestätigungs-Mail.
Das klappt wirklich prima
… und wann wird unser Oneway-Flug sein
Am 30. Juni, am 1. Juli
Oder etwas früher oder später
Das möchte ich nun wissen und wenn möglich
auch gleich den Flug buchen.
Die Abstimmung mit Michi dauert nicht lange:
Unser Oneway-Flug
ist am 23. Juni 2006
Umgehend rufe ich im Reisebüro an und buche
den Flug. Wenig später erfahre ich, dass
der Oneway-Flug um einiges teurer sein würde
als hin/retour. Ok, dann halt mit Retourticket,
aber das werden wir nicht nützen
Anschließend beginne ich, unser Übersiedlungsgepäck
in die Garage zu schlichten. Dabei fällt
mein Blick auf unser Motorrad – das habe
ich in den letzten Tagen total vergessen.
Umgehend rufe ich jenen Händler an, bei dem
wir das Motorrad kauften, tags darauf holt er
es ab und bietet es in seinem Laden zum Verkauf
an – zu einem stark überhöhten
Preis, wie wir meinen. Die Preise, die ich im
Internet für dieses Baujahr finde, sind um
einiges tiefer.
Am Karfreitag fahren wir mit unserem voll gepackten
Auto gemütlich zum Landgasthaus Lintsche.
Wie schon im Februar, nützen wir den Vorabend-Checkin
am Münchener Airport und auch diesmal dürfen
wir alle Gepäcksstücke öffnen.
Um die Kartons wieder ordentlich verschließen
zu können, habe ich diesmal Klebeband, Spagat
und Schere mitgenommen – sozusagen die volle
Ausrüstung
Sehr spät kehren wir zum Landgasthaus zurück.
Kaum haben wir ein paar wenige Stunden geschlafen,
bimmelt auch schon der Wecker. Unser Flug geht
um 7 Uhr, entsprechend frühzeitig müssen
wir am Airport sein.
Beim Landeanflug auf Gran Canaria kommen mir
fast die Tränen. In absehbarer Zeit haben
wir hier unseren neuen Wohnsitz
Dieses Mal ist unser Mietauto ein Renault Kangoo,
also ein „Lieferauto“, wie es von
sehr vielen Canarios gefahren wird. Die rückwärtigen
Türen sind Schiebetüren, sie erweisen
sich als sehr praktisch.
Wir fahren in die Berge und sperren „unser“
Haus auf
Uihhh
Seit Februar ist hier wirklich einiges geschehen
Wir baten z. B. den Vermieter, dass er oder seine
Söhne diverse Möbel abholen, da wir
uns andere kaufen möchten – die entsprechenden
Möbel sind weg.
Dann riskieren wir einen Blick ins Bad und sehen,
es wurde tatsächlich renoviert
Wandfliesen, Waschtisch, Badewanne mit Duschabtrennung,
WC, Bidet, Armaturen – alles neu und nach
unseren Wünschen
Wir freuen uns sehr und ich fange mit dem Auspacken
an.
Während unserer Abwesenheit von Februar
bis April hat S. einen Termin mit der Telefonica
(spanische Telefongesellschaft) vereinbart.
Der Herr der Telefonica musste allerdings ca.
100 m neue Leitung verlegen, da die vorhandene
Leitung gerissen war.
Jetzt, wo wir wieder hier sind, kommt der gute
Mann noch einmal. Er bohrt an der von Michi gewünschten
Stelle ein Loch durch die Wand, leitet das Kabel
ins Haus und schließt das Telefon an.
Vorsichtig fragen wir nach, wie es denn mit Internet
bestellt sei. Die Antwort gefällt uns sehr,
sie lautet nämlich, das ist überhaupt
kein Problem, Santa Lucía ist voll digitalisiert.
Er gibt seinem Kollegen Bescheid, in ungefähr
zwei Wochen werden wir den Internetzugang haben.
Ok, dann sind wir zwar nicht mehr hier, aber S.
kümmert sich – wie immer – darum,
was uns die Sache natürlich erleichtert.
Und noch einen Termin hat S. für unseren
jetzigen Aufenthalt vereinbart, nämlich die
Montage der Sat-Schüssel – das „normale“
Fernsehen war zuvor auch schon möglich.
Tags darauf kommt der bestellte Herr mit der
Sat-Schüssel, klettert auf das Dach, montiert
die Schüssel, wirft die Kabel einfach außen
am Haus hinunter (das ist hier üblich), bohrt
ein Loch durch die Wand, Kabel durch und schraubt
den Stecker an. Selbiger wird in den neuen Receiver
gesteckt und nach dem Astra 19.2 gesucht, den
er nach längerer Zeit auch findet.
Na super
Wir haben schon Festnetztelefon, Sat-TV funktioniert,
Internet ist dann bei unserem nächsten Aufenthalt
im Mai auch schon vorhanden – es geht ruck-zuck
und alles klappt wie am Schnürchen
Aber wo kommen nur die extrem vielen Kakerlaken
her
Sie sind uns schon im Februar äußerst
unangenehm aufgefallen, zumal es im Erdgeschoss
keinen einzigen Raum gibt, der vor diesen Tieren
sicher ist. Wir fragen den Sohn unseres Vermieters,
der ein wenig englisch spricht, welchen Spray
wir kaufen sollen und bekommen einen Tipp. Dieser
Spray hilft zwar sehr gut, aber wir haben das
Gefühl, kaum haben wir wieder einen Kakerlak
erlegt, werden inzwischen zehn Neue geboren
Sitzen wir spätabends auf der Couch, flitzt
schon wieder solch ein ekeliges Tier über
den Fliesenboden
Und in welcher Geschwindigkeit
Häufiger als uns lieb ist, sind sie Sieger
und im Nichts verschwunden.
Zwar wären wir nicht zufrieden, wenn es pro
Tag ein bis zwei Kakerlaken wären, aber es
sind jetzt pro Tag gut und gerne zehn bis zwanzig
davon
Bereits im Februar habe ich mir angewöhnt,
nichts in den Mülleimer in der Küche
zu werfen, was in irgendeiner Form mit Lebensmitteln
zu tun hat – und im Mülleimer ist auch
kein einziger Kakerlak. Andere Lebensmittel, wie
Mehl, Zucker etc. sind seit Anbeginn in fest verschließbaren
Behältern in den Kästen. Trotzdem werden
wir dieser Tiere nicht Herr, es ist zum Verzweifeln
Besonders schlimm finde ich, dass die Kakerlaken
auch fliegen können
Das wussten wir bis zu diesem Zeitpunkt nicht.
Aber wartet nur ab, ihr ungustiösen Lebewesen,
UNS bringt ihr aus dem Haus nicht hinaus, IHR
müsst gehen
Aber es gibt auch etwas, das immer wieder kommt
und bei uns willkommen ist. Zwar nicht im Haus,
aber im Garten. Es ist eine schwarz-weiße
Katze (oder Kater ).
Ich liebe Katzen über alles und hätte
immer schon gerne selbst eine gehabt, aber das
war nie möglich. In Linz haben wir (noch)
eine Gastkatze, sie gehört einer Nachbarsfamilie.
Mehrmals täglich kommt sie – die Gastkatze
– und holt sich Schinken bei mir ab
Doch diese schwarz-weiße Katze hier auf
GC ist unheimlich scheu. Kaum sieht sie uns, ist
sie auch schon weg. Dabei würde ich sie so
gerne streicheln, ihr etwas Gutes zum Essen geben.
Um sie ein wenig anzulocken, nehme ich zwei Blatt
Schinken und lege ihn auf einen alten Teller.
Die Katze hockt in 5 m sicherer Entfernung und
kommt nicht. Also rücke ich noch mehr ab
und warte, ohne mich zu bewegen, was passiert.
Zuerst gar nichts, dann kommt sie ganz, ganz vorsichtig
und ganz langsam näher zum Teller. Ich stehe
immer noch wie zur Salzsäule erstarrt und
wage kaum zu atmen. Jetzt
Sie krallt sich den Schinken und beißt davon
ab
Und sie frisst und frisst und frisst... Ein kleines
Stück ist noch vom Schinken vorhanden und
ich gehe langsam auf die Katze zu. Nach nur wenigen
Zentimetern habe ich offenbar den Sicherheitsabstand
unterschritten und flugs – weg ist sie...
Schade Aber
vielleicht kommt sie ja wieder. Andererseits:
Jetzt gebe ich ihr zu fressen und in Kürze
fliegen wir wieder nach Linz. Was dann
Naja, sie ist eine wilde Katze, sie wird nach
wie vor auf die Jagd gehen, aber wie würde
es sein, wenn wir im Mai wieder kommen
Wagt sie sich wieder in den Garten
Fragen, die jetzt unbeantwortet bleiben.
Wir wissen nicht mal, ob es eine Katze oder ein
Kater ist. Auf Grund des Körperbaues vermuten
wir, dass es sich um eine Katze handelt und taufen
sie kurzerhand auf den Namen Bine.
Doch wie wird es weiter gehen
Wird es mir gelingen, diese wilde Katze eines
Tages zu streicheln
Wird sie jemals zutraulich
Schneller als erwartet bekommen wir Antworten
auf diese Fragen, aber wie lauten sie
Mehr darüber erfahrt ihr auf der Seite,
die ich unserer Katze
Bine gewidmet habe.
Ein wichtiger Punkt in diesen 12 Tagen auf Gran
Canaria ist das Aufsuchen der Spanisch-Schule
in Las Palmas. Wir kaufen uns eine entsprechende
Straßenkarte, denn Las Palmas hat rund 380.000
Einwohner, ist also eine ganz schön große
Stadt – eben die Hauptstadt dieser Insel.
Nicht sehr weit von der Schule entfernt gibt
es ein Parkhaus, es befindet sich unterhalb vom
„Plaza de España“. Ach du mein
Schreck
Ich bin nicht leicht zu schockieren, aber die
Größe bzw. Nicht-Größe der
Parkplätze ist mehr als eine Zumutung
Obwohl unser Kangoo wirklich nicht breit ist,
habe ich ganz schön zu kämpfen, damit
ich ihn in eine Parklücke bringe. Das Aussteigen
aus dem Auto ist eine weitere Sache für sich.
Schließlich wollen wir weder unser Mietauto
noch ein fremdes Auto beschädigen und sei
es nur mit einem Kratzer (obwohl man hier nicht
kleinlich sein sollte).
Per Pedes erkunden wir nun den Weg zur Calle
Dr. Grau Bassas und finden die Schule auf Anhieb.
Wir haben Glück und geraten dort an einen
jungen Mann, der perfekt deutsch spricht. Er erklärt
uns, wie dieses Schulsystem aufgebaut ist, gibt
über dieses und jenes Auskunft und letztendlich
kaufen wir die für den Start notwendigen
Lehrbücher. Vor dem Verabschieden versprechen
wir, dass wir uns im Juni, wenn wir fix auf der
Insel wohnen, in der Schule anmelden werden. Zufrieden
ziehen wir von dannen, um am Plaza de España
einen Café solo zu trinken.
Meine Güte, wer hätte das jemals gedacht
Jetzt ist April 2006, vor genau einem Jahr waren
wir zum ersten Mal auf Gran Canaria auf Urlaub
– und nun sind wir beim Auswandern auf diese
wunderschöne Insel
Zum x-ten Male muss ich daran denken, dass nahezu
alles Negative meist etwas Positives nach sich
zieht.
Hätte Michi 2004 nicht den Schlaganfall mit
dem anschließenden Eingriff ins Gehirn gehabt,
wäre es nie zum Auswandern gekommen…
Am Rückweg legen wir beim Leroy
Merlin (vergleichbar mit einem sehr großen
Bauhaus) einen Stopp ein, wir möchten einen
neuen Boiler kaufen. Der FI fliegt nach wie vor
raus, so kann es nicht weiter gehen, außerdem
ist der jetzige Boiler für uns beide ohnehin
viel zu klein.
Während Michi zwischen einem 50 und 70 l
– Boiler schwankt, plädiere ich für
einen 100 l – Boiler. Nach einiger Zeit
des Diskutierens darf ich als Sieger hervor gehen
und noch am selben Tag wird das gute Teil montiert
(der Boiler, nicht ich
) und angeschlossen.
Ab diesem Zeitpunkt hält der FI, was uns
nicht zuwider ist.
Wo bleibt der große Crash, auf den ich
schon so lange warte
Und wie wird er aussehen
Gut, dass ich keine Zeit habe, länger darüber
nachzudenken.
Kurz darauf fahren wir mit S. nach Las Palmas,
denn der nächste Schritt zur Erlangung der
Tarjeta de Residencia will gemacht werden.
Auf der Rückfahrt – wie könnte
es anders sein – stoppen wir wieder beim
Merlin. Unlängst hatten wir keine Zeit mehr,
um nach einem brauchbaren großen Schraubstock
Ausschau zu halten. Doch was hier an Schraubstöcken
angeboten wird, ist ein Jammer, sie entsprechen
bei weitem nicht der Qualität jenes Schraubstockes,
der noch in Linz ist. Dazu kommt, dass diese Dinger
unter € 180 hier nicht zu bekommen sind
Michi will solch einen Schraubstock nicht, aber
seinen vielen Kilo Wiegenden von Linz will er
auch nicht nach Gran Canaria übersiedeln,
von wegen Übergepäckskosten und so.
Naja, dieses Teil werde ich in Linz auf die Waage
stellen und die Kosten berechnen, dann sehen wir
weiter.
Was wir auf GC auch feststellen - allerdings
nicht beim Merlin, sondern in einigen anderen
„Centro comercial“, wie hier die Shopping
Center heißen ist - dass es zwar Brotbackmaschinen
gibt, aber sie sind ebenfalls sagenhaft teuer.
Fast 100 €
Meine beiden in Linz haben je knapp 40 €
gekostet, also auch ein Fall für die Waage.
Eines Morgens, ich öffne gerade die Haustür,
sehe ich die Katze in einigen Metern Entfernung
vor dem leeren Teller sitzen. Sie kommt jetzt
täglich mehrfach vorbei, ich gebe ihr zwei
Blatt Schinken auf den Teller, allerdings nähert
sie sich keinen einzigen Meter, ehe ich mich nicht
entferne. S. meint, so eine wilde Katze bleibt
immer wild, sie wird sich nie streicheln lassen,
sie wird sich euch nie nähern, das könnt
ihr euch abschminken
Da es mir an Erfahrung fehlt, bleibt mir nichts
Anderes übrig als abzuwarten, wie es weiter
geht, aber es wäre schade, wenn S. Recht
hätte.
Schneller als uns lieb ist, kommt der Zeitpunkt
des Rückfluges nach München, von wo
aus es zum letzten Mal mit Michis Auto nach Linz
geht.
Schon längst habe ich die Hoffnung aufgegeben,
jemals die ausständigen Antworten auf Mails
zu schreiben. Es stimmt mich traurig, denn ich
befürchte, dadurch einige Freunde zu verlieren.
Wer hat Verständnis für meinen chronischen
Zeitmangel der letzten Monate
Und nicht nur der letzten Monate, es wird noch
ein Weilchen in dieser Art weiter gehen.
Ich räume also weiter das Haus aus und sortiere
dabei gleich die Dinge, die auf dem dritten Übersiedlungsgut-Flug
mitkommen.
Auch haben wir einen Termin bei meiner gesetzlichen
Krankenkasse, denn ab 1. Juli wäre Michi
überhaupt nicht mehr versichert und soll
daher ab diesem Zeitpunkt bei mir mitversichert
sein, es funktioniert reibungslos.
Abgesehen davon steht der nächste Behördenweg
an, denn wir benötigen ein Schreiben für
die Krankenkasse auf Gran Canaria. Dafür
gibt es ein eigenes Formular, es muss nicht nur
ausgefüllt, sondern von den Beamten der einen
Behörde, dann von einer anderen, gestempelt
und unterschrieben werden. Mit diesem Formular
müssen wir in Las Palmas auf die dortige
Krankenkassa, das geht allerdings erst dann, wenn
wir die Tarjeta de Residencia haben, was noch
ein bisschen dauern wird.
Kaum ist das geschehen, unterziehe ich Michis
Auto einem Großputz, wasche sämtliche
Autoteppiche und tags darauf kommt Herr W. und
holt sich sichtlich zufrieden den Wagen ab. So,
nun ist Michis Auto verkauft, aber wir haben ja
noch meines.
Nun bin ich schwer am Überlegen… Wenn
wir im Mai von Linz nach Gran Canaria fliegen,
könnten wir doch eigentlich mehr Übersiedlungsgut
mitnehmen, als auf ein Mal in mein Auto passt.
Die Folge wäre nur, wir müssten beim
Vorabend-Checkin ein zweites Mal zum Airport fahren,
was kein Beinbruch wäre – zum Airport
fahren wir ca. 10 Minuten. Aber dann müssten
wir auf Gran Canaria auch zwei Mal fahren. Oder
gleich ein zweites Auto buchen. Hmmm…
Ich gucke auf der Website der Airline nach, mit
der wir fliegen werden. Mist
Sie verlangt pro Kilo Übergepäck 1 €
mehr als jene Airline, mit der wir ab München
flogen. Das macht in der Summe ganz schön
viel aus
Uihh
Ich glaube, ich habe eine Idee
Wie wäre es mit Frachtgut anstatt Übergepäck...
Ein Griff zum Telefonhörer und nach einer
Stunde bin ich um einiges klüger. Der sehr
freundliche Herr vom Airport Cargo am anderen
Ende der Leitung hat zwar logischer Weise mit
Frachtgut zu tun, aber bis dato nicht nach Gran
Canaria geliefert, also muss er selbst erst Informationen
einholen.
Dann steht fest, dass wir pro Kilo Frachtgut fast
1,50 € weniger zahlen gegenüber Übergepäck,
abholen kann man es eventuell noch am selben Tag
oder eben später, dann allerdings gegen „Einlagerungsgebühr“.
Der Nachteil beim Frachtgut ist, dass wir uns
um die Zollformalitäten am Airport von Gran
Canaria selbst kümmern müssen. Einen
schönen Gruß von unseren Spanisch-Kenntnissen…
Aber irgendwie bekommen wir das schon hin, wäre
doch gelacht
Hmmm, wenn wir einen Großteil als Frachtgut
aufgeben, dann…. Tja, dann… Oder doch
nicht
Nun, ich trenne mich nur sehr schwer von ihr,
aber wenn es nicht anders geht… Und wenn
ich sie doch mit nach Gran Canaria nehme
Ich überlege hin, ich überlege her.
Aber wie löse ich die Verpackungsfrage
Nein, dazu fällt mir nichts ein, also muss
ich sie doch jemandem schenken, ich wüsste
auch schon, wem. Aber es wäre halt doch sehr
schön, wenn sie mit käme. Was soll ich
nur tun
Achso, jetzt weiß niemand, welcher Gedanke
mir durch den Kopf schwirrt. Ich rede von meiner
Alleinunterhalterorgel, die ich vor etlichen Jahren
als Bausatz kaufte und u. a. 70 Stunden damit
beschäftigt war, Unmengen von Kondensatoren,
Transistoren, Widerständen, ICs und noch
vieles mehr auf entsprechende Platinen zu löten.
Und damit waren erst die Platinen fertig, der
Zusammenbau der Orgel stand noch an, was wiederum
ein paar Wochen in Anspruch nahm. Es waren ja
alles Einzelteile, aber an Hand der sehr gut beschriebenen
Aufbauanleitung kam ich gut voran.
Diese Orgel, eine Prisma DX 5, ist zwar mittlerweile
veraltet, aber Moment mal – funktioniert
sie überhaupt noch
Sie war schon lange nicht mehr in Betrieb. Also
Stecker in die Dose, Orgel eingeschaltet. Ich
prüfe sie auf Herz und Nieren und stelle
erfreut fest: Sie ist wie neu
Ich kann mich gar nicht mehr von ihr trennen,
muss es aber nach einiger Zeit trotzdem tun.
In welche Box oder etwas in der Art gibt man
solch ein schweres und großes Teil
Wie machen das eigentlich Musiker, die mit ihren
Instrumenten teilweise rund um den Globus reisen
Um eine Antwort auf diese Frage zu bekommen,
fahren wir zu jenem Händler, bei dem ich
Jahre zuvor den Bausatz kaufte. Er erklärt
uns, dass Transportkisten nach Maß angefertigt
werden, die Kisten werden innen mit Schaumstoff
ausgekleidet. Also noch einmal zurück, die
genauen Maße der Orgel genommen und wieder
zum Händler. In ungefähr zwei Wochen
wird die professionelle, nicht ganz billige Transportkiste
fertig sein.
Oh Mann
Das ist wirklich klasse
Ich freue mich unheimlich, denn von meiner zweimanualigen
Orgel hätte ich mich nur sehr schwer getrennt.