Ach du liebes bisschen
Durch den dieses Jahr sehr langen, schneereichen
Winter, der aber nun endgültig vorbei ist,
hat mein Auto noch die Winterreifen. Also nichts
wie ab zum Reifenwechsel. Herr B., einer der beiden
Besitzer des Autohauses, hat schon einen Interessenten
für mein Auto, aber jetzt kann ich mich noch
nicht davon trennen, zumal wir nur mehr diesen einen
fahrbaren Untersatz haben. Der eventuelle Käufer
muss sich ein wenig gedulden.
Tags darauf erledigen wir die Frühjahrs-Pool-Grundreinigung
und da ich so in Schwung bin, kommt das Biotop auch
gleich dran. Die in ihm lebenden Goldfische wundern
sich zwar, dass das Wasser durch das Auspumpen immer
weniger wird, aber es dauert nicht allzu lange und
sie können sich wieder im fast klaren Wasser
tummeln.
Aber wir müssen uns auch endlich dahinter
klemmen und die Einrichtung für Michis zukünftige
Werkstatt überlegen. Er hat naturgemäß
ein paar fixe Wünsche, die sich mit dem Ikea-Kitchen-Planner
planen lassen. Die genauen Maße des Raumes
haben wir beim letzten Aufenthalt genommen und nun
sitze ich vor dem Laptop und grüble, wie sich
Michis Wünsche und die sinnvolle Nutzung des
Raumes vereinen lassen.
Der zukünftige Hobbyraum hat nur einen ganz
großen Nachteil: Im Moment ist dort noch eine
sehr abgenützte Küche, die auch schwere
Wasserschäden zeigt, vorhanden. Die alte Küche
ist nicht das Problem, denn wir haben vom Vermieter
die Erlaubnis, sie zu entfernen. Das Problem liegt
vielmehr in der Badewanne mit Duschabtrennung, die
sich in dieser Küche befindet
Und die dürfen wir nicht entfernen
Laut diversen Erzählungen wehrt sich unsere
Vermieter schon seit Jahren dagegen.
Gut, damit müssen wir leben und nach einiger
Zeit des Tüftelns habe ich drei Vorschläge
fertig, die ich Michi zeige. Er entscheidet sich
spontan für einen. Beim nächsten Aufenthalt
müssen wir nur noch handeln, sprich: Zum Ikea
fahren.
Dann widme ich mich wieder den Vorbereitungen für
den dritten Übersiedlungsgut-Flug.
Was wollte ich doch gleich
Genau
Den Schraubstock abwiegen. Uihh, ist der schwer
Die Waage verrät, dass er 29 kg wiegt. Somit
kostet er, inklusive Verpackungsmaterial, €
108,50 als Frachtgut. Ok, der Schraubstock darf
mit auswandern.
Und wie ist das mit den beiden Brotbackmaschinen
Die eine wiegt 7 kg, die andere 9 kg, dazu 2 kg
Verpackungsmaterial, macht € 49,50. Auch hier
ist es sinnlos, weitere Überlegungen anzustellen,
ob sie in Linz bleiben oder mit nach GC dürfen
– sie kommen mit.
Nun können wir endlich der Einladung der Maklerfamilie
folgen. Gemeinsam mit ihren Kindern unternehmen
wir in der Nähe ihres Wohnortes eine wunderschöne
Wanderung im Mühlviertel. Anschließend
angelt der Sohn Forellen aus dem familieneigenen
Teich und Frau N. bereitet eine köstliche Mahlzeit
zu. Ein herrlicher Tag 
Was tut sich eigentlich bezüglich des Motorrad-Verkaufes
Der Händler hat die Pan European vor einem
Monat abgeholt, seither haben wir keine Informationen
mehr. Ein Anruf schafft etwas Klarheit: Durch den
langen Winter hat die Motorrad-Saison noch nicht
richtig begonnen, es gäbe kaum Kunden und von
den wenigen interessiert sich keiner für unser
Motorrad
Allerdings erscheint uns der Preis, den der Händler
für die Pan verlangt, zu hoch. Wieder einmal
mehr muss Google her
Durch das Surfen im Internet wird unsere Vermutung
bestätigt. Wie soll das nur weiter gehen...
Abwarten, nun holen wir erst mal die bestellte
Orgelkiste ab.
|
Die Qualität ist ausgezeichnet
und der Test zeigt, dass die Orgel wie angegossen
in der Kiste sitzt. Wieder ein Thema zum Abhaken.
In der Garage stehen mittlerweile etliche Koffer,
Reisetaschen, Kartons und nun auch die Orgelkiste,
das reicht für den bevorstehenden Flug.
Also wieder vor den PC gehockt und die Website
der AUA abgeklappert, wo man denn Übergepäck
anmelden kann, aber ich finde die Seite nicht. Hier
hilft nur eine kurze Mail an die AUA. Bald darauf
kommt die Antwort: Übergepäck kann nicht
online angemeldet werden, das kann nur jenes Reisebüro
machen, welches die Flüge gebucht hat.
Ja klar, warum einfach, wenn es umständlich
auch geht
Auf zum Reisebüro, die dortige Dame versteht
die Welt auch nicht mehr, nimmt aber meine Übergepäckslisten
entgegen und meldet das Gepäck bei der Airline
an. Und dann heißt es warten, bis die Bestätigungsmail
kommt und das würde ein wenig dauern.
Wie lange ist „ein wenig“
Egal, ich fahre zurück, es gibt schließlich
genug zu tun.
Michi und ich besprechen mit dem Küchenchef
der Firma, in der er offiziell noch arbeitet (auch
wenn er im Urlaub ist), alles Nötige für
die Verköstigung der Eingeladenen zur Abschiedsfeier
am 8. Juni.
Moment
Was heißt „der Eingeladenen“
Michi hat ja noch niemanden eingeladen, also kreieren
wir kurzerhand eine Einladung und per Mail wird
sie an zahlreiche Kollegen geschickt.
Doch die Geschichte mit unserem Motorrad geht mir
nicht aus dem Kopf. Ich rufe Herrn B. (jenen vom
Autohaus) an, denn er weiß eigentlich immer
einen Rat und so auch diesmal. Seinem Tipp folgend
bieten wir die Pan zwei Mal wöchentlich in
einer oberösterreichischen Tageszeitung zum
Kauf an – mit einem Preis, der uns realistisch
erscheint. Da wir aber in wenigen Tagen nach Gran
Canaria fliegen, dürfen wir als Kontakt die
Handy-Nummer von Herrn B. in die Anzeige schreiben
lassen.
Apropos Gran Canaria... Plötzlich fällt
mir ein, dass die Enkeltochter unseres Vermieters
im Mai, wenn wir auf der Insel sind, Geburtstag
hat und wir eingeladen sind. Also brauchen wir ein
kleines Geschenk.
Hmmm, schwierig, wir kennen die Kleine kaum, haben
sie erst ein paar wenige Male gesehen, wissen nicht,
was sie sich wünscht. Eines der wenigen Dinge,
die wir von ihr wissen ist, dass sie vierJahre alt
wird und in den Kindergarten geht. Nicht sehr ergiebig,
oder 
Mit welchem Geschenk kann man kaum oder gar nichts
falsch machen
Michi und ich fahren zu diesem Zweck in die Plus
City und suchen dort den Spielzeugladen auf. Bei
diesem Überangebot sind wir noch mehr verwirrt,
bis mein Blick auf einen knallroten Ferrari-Rucksack
fällt, der sehr hübsch aussieht. Kurz
entschlossen kaufen wir ihn.
Bereits am nächsten Tag müssen wir zum
vereinbarten Termin unser Frachtgut in der Air Cargo
abgeben. Doch all unser Übersiedlungsgut, das
als Frachtgut in unsere neue Heimat soll, bringen
wir trotz Millimeter genauer Schlichterei in meinem
Auto nicht unter, also heißt es, zwei Mal
fahren. Übrigens wiegt unser Frachtgutgepäck
300 kg 
Durch die sorgfältige Vorbereitung ist der
nötige Papierkram in der Air Cargo rasch erledigt.
Am Abend desselben Tages fahren wir zum dritten
Mal zum Airport, Vorabend-Checkin mit Übergepäck
ist angesagt. Die Dame beim Checkin bittet uns,
noch 15 Minuten in der Abflughalle zu warten. Falls
etwas Unklares beim Durchleuchten ist, müssen
wir eines oder mehrere Gepäcksstücke öffnen.
Da wir es von München schon kennen, sind wir
auch heute mit einer Rolle Klebeband und einer Schere
ausgerüstet, denn „verdächtige“
Dinge sind eigentlich überall in unseren eingecheckten
Koffern und Reisetaschen. Wir lauschen dem Lautsprecher,
der keinen Ton von sich gibt. Es vergeht ½
Stunde und wir warten immer noch darauf, dass wir
ausgerufen werden. Nichts... Die Nachfrage bei der
Lady beim Checkin ergibt, wir können fahren,
es sei nichts Verdächtiges gefunden worden.
Wie bitte
„Nichts Verdächtiges“
Bei so viel Elektronikequipment, Messgeräten
usw., usw.
Na gut, uns kann es Recht sein, wir ziehen von dannen.
Heute ist Freitag, der 19. Mai 2006, es ist 5.30
Uhr und wir sind schon wieder am Airport. Diesmal
aber nur mit dem Handgepäck. Doch „nur“
stimmt nicht ganz. Zwar tragen wir das Gepäck
in der Hand, aber nach den Bestimmungen der Airline
entspricht es ausnahmsweise nicht ganz den Gewichtsbestimmungen
für Handgepäck 
Michi hat neben seinem Rucksack noch das C-Flex
sowie meinen Laptop (ja, den kann ich ausnahmsweise
nicht selbst tragen
). Ich hingegen habe das Handgepäck der besonderen
Art, nämlich ein Gepäck, das ich wirklich
nicht aus der Hand bzw. in fremde Hände gebe.
Es handelt sich dabei um mein Videoschnittgerät.
Vorsichtig habe ich es gestern Abend in ein Badetuch
gewickelt und anschließend in eine große
Badetasche befördert. Und diese Badetasche
hängt nun um meine Schulter, wobei ich mir
nicht anmerken lassen darf, wie schwer sie ist
Doch dem nicht genug – mein zweites Handgepäck
ist mein 6 kg schwerer Atlas, in dem ich eifrig
blättere, teilweise sogar während des
Sicherheit-Check-ins 
Beim Videoschnittgerät wird lediglich der Sprengstofftest
durchgeführt, mein Atlas wird ignoriert, tssss...
Wenige Stunden später landen wir in unserer
zukünftigen Heimat
Es ist einfach zu schön, um wahr zu sein 
Auch unser Übergepäck ist mit uns geflogen,
nun müssen wir sehen, wie wir an unser Frachtgut
kommen. Freitag Mittag ist das kein leichtes Unterfangen.
Wir übernehmen unser Mietauto, wieder den silbergrauen
Renault Kangoo, der sich für das viele Gepäck
als sehr praktisch erweist.
Anschließend fragen wir, wo die Luftfracht
einer AUA-Maschine abgeholt werden kann. Der freundliche
Herr erklärt uns, wo wir es auf dem Gelände
des Flughafens finden, es sei nämlich im Iberia-Gebäude.
Doch die dort Dienst habende Dame weiß von
AUA nichts, nein, das gehöre nicht zur Iberia,
wir müssen noch ein Stück weiter fahren,
einen Sicherheitscheck an uns vornehmen lassen und
bekämen dann weitere Instruktionen. Also gut,
auf geht's.
Nach dem Sicherheitscheck bekommen wir Kärtchen
um den Hals gehängt, die uns als Gäste
für dieses abgesperrte Gebiet ausweisen. Wenn
wir das Auto verlassen, müssen wir einen weiteren
Ausweis hinter der Windschutzscheibe anbringen.
Zum Schluss erfahren wir, welches Gebäude wir
nun aufsuchen müssen. Wir fahren auf dem Gelände
kreuz und quer, manche Straßen gleich doppelt
und dreifach, doch wir finden dieses Gebäude
nicht, AUA-Frachtgut scheint es hier nicht zu geben.
Wir fahren wieder zurück und geben die diversen
Ausweise ab.
Beim zweiten Mal nachfragen, wo wir denn nun wirklich
AUA-Frachtgut bzw. die dafür nötigen Papiere
bekommen könnten, beginnt der Herr in einem
Buch zu blättern und stellt fest: Das ist im
Gebäude der Iberia
Aber dort waren wir doch vorhin erst 
Also gut, noch einmal zur Iberia… Die Lady,
mit der wir zuvor sprachen, bleibt auch jetzt bei
ihrem Gesagten – AUA-Frachtgut-Papiere seien
bei ihr nicht erhältlich
Da wird das Huhn in der Pfanne verrückt 
Wir bleiben aber hartnäckig, sodass die Lady
schließlich zum Telefonhörer greift und
die Information bekommt, dass wir die nötigen
Papiere in der Zollabteilung bekämen, die wiederum
in einem anderen Gebäude untergebracht ist.
Sie erklärt uns den Weg, wir finden ohne Umweg
hin und stellen fest: Freitag ist ab 13 Uhr geschlossen
Klasse, es ist nämlich 13.30 Uhr 
Also fahren wir „nur“ mit dem normalen
und auch Übergepäck nach Hause. Während
wir unsere Sachen aus dem Auto und ins Haus schleppen,
müssen die Nachbarinnen trotz großer
Hitze just in diesem Moment den Gehsteig kehren
Aber ich kann verstehen, dass sie neugierig sind,
was sich denn hier plötzlich tut. Wir grüßen
freundlich und sie grüßen genauso freundlich
zurück, winken sogar.
Nach einer kleinen Stärkung mit Kaffee fahren
wir in den Südosten, um ein paar Einkäufe
zu erledigen.
Tags darauf ist der Kindergeburtstag und pünktlich
finden wir uns mit dem Ferrari-Rucksack ein. Welch
ein Unterschied zwischen einem Kindergeburtstag
in Österreich und auf Gran Canaria
Klar, hier scheint fast immer die Sonne und somit
finden Kindergeburtstage nahezu immer im Freien,
oft auch auf der Straße statt, die dann einfach
gesperrt wird. Auch die Art der Geschenke ist hier
anders: Die Kinder bekommen sehr viele Kleidungsstücke,
aber fast kein Spielzeug. Die Regelung mit den Kleidungsstücken
macht durchaus Sinn, denn Kinder wachsen nun mal
schnell und brauchen alle Momente etwas Neues.
Für „unser“ Geburtstagskind wird
ein Sessel mitten auf die Straße gestellt,
sie setzt sich darauf und empfängt die vielen
Gratulanten, die ihr Geschenke überreichen.
Sofort öffnet die kleine Prinzessin jedes Päckchen
und strahlt dabei über das ganze Gesicht 
Für Speis und Trank sorgen Mama und Papa, letztendlich
wird noch die Geburtstagstorte angeschnitten und
jeder Gast, der möchte, bekommt ein Stück
davon.
Und nun kommt der Tag, an dem wir uns um unser
Frachtgut kümmern, denn heute, am Montag, ist
die entsprechende Abteilung am Airport wieder geöffnet.
Diesmal wissen wir wenigstens, wohin wir uns wenden
müssen, doch dort steht jetzt eines im Vordergrund:
Warten, warten, warten… Und das, obwohl nur
ein Kunde vor uns an der Reihe ist.
Endlich sind wir dran und dürfen Platz nehmen,
nicht ahnend, dass wir nun geschlagene zwei Stunden
hier verharren werden...
Dem Herrn, der sich um den Papierkram rund um unser
Frachtgut kümmert, übergebe ich die Inhaltslisten
der einzelnen Kartons. Obwohl alles klar ist, muss
er nun alle möglichen Zettel ausfüllen,
die er in eine museumsreife mechanische Schreibmaschine
einzieht. Diese Papiere und auch die von mir überreichten
müssen mehrfach kopiert werden, schließlich
benötigt er die Unterschrift seines offensichtlichen
Chefs, eine vom Zollbeamten und auch jene von uns.
Letztendlich dürfen wir knapp 100 € für
dieses Schauspiel zahlen und mit den Papieren zur
Auslieferungshalle fahren.
Da wir vom Parkplatz volle Sicht in diese Halle
haben, stellen wir uns die Frage, ob ein Angestellter
jemals unser Frachtgut finden wird – es scheint
sich um ein pures Chaos zu handeln, was aber möglicherweise
täuscht.
Ein sehr freundlicher Herr nimmt uns den Stapel
Papiere ab und fragt, aus welchem Land das Frachtgut
käme. Wir antworten mit „Austria“
und er sagt, dann wisse er, wo die Fracht ist, denn
von Austria habe er nun nach längerer Zeit
wieder einmal etwas bekommen.
Innerhalb kürzester Zeit sind wir im Besitz
der Orgelkiste und der Kartons, die Anzahl stimmt.
Michi blickt abwechselnd zum geöffneten Kofferraum
unseres Kangoo, dann wieder zu der großen
Menge, die wir in das Auto einladen sollen und kommt
zu dem Schluss „das geht nie und nimmer dort
hinein“. Doch der Kangoo ist ein klein wenig
größer als mein Auto in Linz und nach
nur wenigen Minuten fahren wir, voll bepackt bis
unters Dach, nach Hause 
Die Nachbarn staunen nicht schlecht, als wir schon
wieder so viel Gepäck aus dem Auto schleppen
Wir machen uns jetzt mal richtig an die Arbeit:
Meinem Vorschlag gemäß streiche ich zuerst
die Wände eines Zimmers im ersten Stock. Anschließend
zerlegen wir einen großen Kasten im Erdgeschoss,
schleppen die Teile nach oben und schrauben das
gute Ding wieder zusammen. Jetzt kann ich endlich
einen Teil des Übersiedlungsgutes einräumen.
Nun kommt das, worauf sich Michi schon sehr freut:
Die Renovierung jenes Zimmers, das seine Werkstatt
werden soll.
Beim alte-Küche-Herausreißen sind wir
schnell. Die Teile verfrachten wir ins Auto und
fahren damit zum Sperrmüll-Sammelplatz. Leider
müssen wir die eingebaute Badewanne in der
Küche belassen, was uns sehr stört, aber
es ist sicher nicht angebracht, sie gegen den ausdrücklichen
Willen des Vermieters zu entfernen.
Anschließend fahren wir zu Ikea (ja, den
gibt es auf Gran Canaria auch) und kaufen neue Möbel,
einige davon müssen zugestellt werden, wir
bekommen sie tags darauf kostenlos
geliefert.
Mein neuer „Arbeitsplatz“ ist nun die
Dachterrasse. Dort stapeln sich zahlreiche Kartons,
deren Inhalte ich nach und nach zusammen schraube.
Innerhalb kurzer Zeit bekommt Michis Hobbyraum ein
völlig neues Gesicht. Doch das ist noch nicht
alles: Er möchte einen Werktisch mit –kasten.
Also folgt einer der unzähligen Besuche beim
Merlin, um anschließend mit dem Zusammenbau
vom Tisch zu beginnen.
Genau zum richtigen Zeitpunkt kommt der Vermieter
„mal nachschauen“. Er ist ganz erstaunt
und auch erfreut, wie schön es nun wird. Diesen
Augenblick nutze ich, um traurig auf die immer noch
vorhandene Badewanne, die jetzt noch mehr als zuvor
stört, zu deuten. Der Vermieter versteht sofort,
was ich meine und deutet mit einer klaren Handbewegung,
dass wir die Badewanne entfernen dürfen
Kaum ist er weg, beginnen wir mit der Demontage
der Badewanne, nicht, dass er es sich am Ende noch
anders überlegt. Waren wir beim Küche-Herausreißen
schnell, so schlagen wir dem Entfernen der Badewanne
sämtliche Rekorde.
Und jetzt kann der heimliche Plan „wenn die
Badewanne nicht wäre“ in die Realität
umgesetzt werden. Beim Ikea sind wir schon bekannter
als bunte Hunde, wir werden seit dem ersten Einkauf
mit dem Namen begrüßt. So spielt es keine
Rolle, als wir wiederum dort auftauchen, um drei
weitere Oberkästen zu kaufen.
Aus einer stabverleimten Arbeitsplatte basteln wir
Michis zukünftigen Schreib- und Zeichentisch
– und Michi strahlt mehr und mehr 
Wir haben es hier wirklich schön, nur auf
eines könnten wir ganz leicht verzichten, nämlich
auf die vielen Kakerlaken, die nach wie vor kreuz
und quer im Erdgeschoss durchs Haus flitzen. Was
wir bereits an Kakerlaken-Sprays verbraucht haben,
ist kaum noch zu zählen und trotzdem lassen
sich diese unliebsamen Tiere nicht wirklich vertreiben.
Wenn wir wieder in Linz sind, werden wir uns jene
Flüssigkeit besorgen, die auch in Großküchen
im Kampf gegen die Kakerlaken verwendet wird. Damit
müssen wir alle Ritzen und Fugen einpinseln,
die nur halbwegs verdächtig sind. Dazu gehören
auch Steckdosen, Lichtschalter usw.
Mir fällt allerdings auf, dass sehr viele
der Kakerlaken unter der Couch hervor kriechen.
Wenn sie in der Couch ein Nest haben und wir dieses
Nest nicht beseitigen, werden wir diese Tiere nie
los. Kurzerhand schleppen wir zu mitternächtlicher
Stunde die Couch und die beiden Polstersessel auf
die Terrasse, denn jetzt reicht es wirklich 
Tags darauf bitten wir den Sohn des Vermieters,
er möge diese Gegenstände abholen, erklären
auch den Grund. Umgehend wird unserer Bitte Folge
geleistet und erst dann sehen wir, dass der Stoff
auf der Unterseite der Couch aufgerissen ist. Also
doch ein Nest dort drinnen... Wenig später
findet sich die Couch mit den Polstersesseln auf
der Sperrmülldeponie.
Wenige Tage danach sind wir von unserem Vermieter
zu seiner Fiesta, die er anlässlich des „Dia
de Santa Rita“ gibt, eingeladen.
Zunächst findet eine Andacht im Freien statt
und die „Madonna de Santa Rita“ wird
vom Pfarrer geweiht, ehe es zu Speis’ und
Trank übergeht. Es ist das erste Mal, dass
wir an solch einer Fiesta teilnehmen, aber wir gehen
bald, da wir uns noch wie Touristen vorkommen...
Heute ist der 31. Mai 2006, ein bedeutender Tag
für Michi. Nein, nicht nur für Michi,
sondern auch für mich: Es ist sein letzter
Arbeits- bzw. Urlaubstag, ab morgen ist er nicht
mehr bei der Firma. |