Mai 2006 – Stress lass’ nach und komm nie wieder

 

Ach du liebes bisschen Durch den dieses Jahr sehr langen, schneereichen Winter, der aber nun endgültig vorbei ist, hat mein Auto noch die Winterreifen. Also nichts wie ab zum Reifenwechsel. Herr B., einer der beiden Besitzer des Autohauses, hat schon einen Interessenten für mein Auto, aber jetzt kann ich mich noch nicht davon trennen, zumal wir nur mehr diesen einen fahrbaren Untersatz haben. Der eventuelle Käufer muss sich ein wenig gedulden.

Tags darauf erledigen wir die Frühjahrs-Pool-Grundreinigung und da ich so in Schwung bin, kommt das Biotop auch gleich dran. Die in ihm lebenden Goldfische wundern sich zwar, dass das Wasser durch das Auspumpen immer weniger wird, aber es dauert nicht allzu lange und sie können sich wieder im fast klaren Wasser tummeln.

Aber wir müssen uns auch endlich dahinter klemmen und die Einrichtung für Michis zukünftige Werkstatt überlegen. Er hat naturgemäß ein paar fixe Wünsche, die sich mit dem Ikea-Kitchen-Planner planen lassen. Die genauen Maße des Raumes haben wir beim letzten Aufenthalt genommen und nun sitze ich vor dem Laptop und grüble, wie sich Michis Wünsche und die sinnvolle Nutzung des Raumes vereinen lassen.


Der zukünftige Hobbyraum hat nur einen ganz großen Nachteil: Im Moment ist dort noch eine sehr abgenützte Küche, die auch schwere Wasserschäden zeigt, vorhanden. Die alte Küche ist nicht das Problem, denn wir haben vom Vermieter die Erlaubnis, sie zu entfernen. Das Problem liegt vielmehr in der Badewanne mit Duschabtrennung, die sich in dieser Küche befindet Und die dürfen wir nicht entfernen Laut diversen Erzählungen wehrt sich unsere Vermieter schon seit Jahren dagegen.
Gut, damit müssen wir leben und nach einiger Zeit des Tüftelns habe ich drei Vorschläge fertig, die ich Michi zeige. Er entscheidet sich spontan für einen. Beim nächsten Aufenthalt müssen wir nur noch handeln, sprich: Zum Ikea fahren.

Dann widme ich mich wieder den Vorbereitungen für den dritten Übersiedlungsgut-Flug.
Was wollte ich doch gleich Genau Den Schraubstock abwiegen. Uihh, ist der schwer Die Waage verrät, dass er 29 kg wiegt. Somit kostet er, inklusive Verpackungsmaterial, € 108,50 als Frachtgut. Ok, der Schraubstock darf mit auswandern.
Und wie ist das mit den beiden Brotbackmaschinen Die eine wiegt 7 kg, die andere 9 kg, dazu 2 kg Verpackungsmaterial, macht € 49,50. Auch hier ist es sinnlos, weitere Überlegungen anzustellen, ob sie in Linz bleiben oder mit nach GC dürfen – sie kommen mit.

Nun können wir endlich der Einladung der Maklerfamilie folgen. Gemeinsam mit ihren Kindern unternehmen wir in der Nähe ihres Wohnortes eine wunderschöne Wanderung im Mühlviertel. Anschließend angelt der Sohn Forellen aus dem familieneigenen Teich und Frau N. bereitet eine köstliche Mahlzeit zu. Ein herrlicher Tag

Was tut sich eigentlich bezüglich des Motorrad-Verkaufes Der Händler hat die Pan European vor einem Monat abgeholt, seither haben wir keine Informationen mehr. Ein Anruf schafft etwas Klarheit: Durch den langen Winter hat die Motorrad-Saison noch nicht richtig begonnen, es gäbe kaum Kunden und von den wenigen interessiert sich keiner für unser Motorrad Allerdings erscheint uns der Preis, den der Händler für die Pan verlangt, zu hoch. Wieder einmal mehr muss Google her Durch das Surfen im Internet wird unsere Vermutung bestätigt. Wie soll das nur weiter gehen...

Abwarten, nun holen wir erst mal die bestellte Orgelkiste ab.

 

 

Die Qualität ist ausgezeichnet und der Test zeigt, dass die Orgel wie angegossen in der Kiste sitzt. Wieder ein Thema zum Abhaken.

In der Garage stehen mittlerweile etliche Koffer, Reisetaschen, Kartons und nun auch die Orgelkiste, das reicht für den bevorstehenden Flug.

Also wieder vor den PC gehockt und die Website der AUA abgeklappert, wo man denn Übergepäck anmelden kann, aber ich finde die Seite nicht. Hier hilft nur eine kurze Mail an die AUA. Bald darauf kommt die Antwort: Übergepäck kann nicht online angemeldet werden, das kann nur jenes Reisebüro machen, welches die Flüge gebucht hat.
Ja klar, warum einfach, wenn es umständlich auch geht Auf zum Reisebüro, die dortige Dame versteht die Welt auch nicht mehr, nimmt aber meine Übergepäckslisten entgegen und meldet das Gepäck bei der Airline an. Und dann heißt es warten, bis die Bestätigungsmail kommt und das würde ein wenig dauern.

Wie lange ist „ein wenig“ Egal, ich fahre zurück, es gibt schließlich genug zu tun.

Michi und ich besprechen mit dem Küchenchef der Firma, in der er offiziell noch arbeitet (auch wenn er im Urlaub ist), alles Nötige für die Verköstigung der Eingeladenen zur Abschiedsfeier am 8. Juni.
Moment Was heißt „der Eingeladenen“ Michi hat ja noch niemanden eingeladen, also kreieren wir kurzerhand eine Einladung und per Mail wird sie an zahlreiche Kollegen geschickt.

Doch die Geschichte mit unserem Motorrad geht mir nicht aus dem Kopf. Ich rufe Herrn B. (jenen vom Autohaus) an, denn er weiß eigentlich immer einen Rat und so auch diesmal. Seinem Tipp folgend bieten wir die Pan zwei Mal wöchentlich in einer oberösterreichischen Tageszeitung zum Kauf an – mit einem Preis, der uns realistisch erscheint. Da wir aber in wenigen Tagen nach Gran Canaria fliegen, dürfen wir als Kontakt die Handy-Nummer von Herrn B. in die Anzeige schreiben lassen.

Apropos Gran Canaria... Plötzlich fällt mir ein, dass die Enkeltochter unseres Vermieters im Mai, wenn wir auf der Insel sind, Geburtstag hat und wir eingeladen sind. Also brauchen wir ein kleines Geschenk.
Hmmm, schwierig, wir kennen die Kleine kaum, haben sie erst ein paar wenige Male gesehen, wissen nicht, was sie sich wünscht. Eines der wenigen Dinge, die wir von ihr wissen ist, dass sie vierJahre alt wird und in den Kindergarten geht. Nicht sehr ergiebig, oder
Mit welchem Geschenk kann man kaum oder gar nichts falsch machen Michi und ich fahren zu diesem Zweck in die Plus City und suchen dort den Spielzeugladen auf. Bei diesem Überangebot sind wir noch mehr verwirrt, bis mein Blick auf einen knallroten Ferrari-Rucksack fällt, der sehr hübsch aussieht. Kurz entschlossen kaufen wir ihn.

Bereits am nächsten Tag müssen wir zum vereinbarten Termin unser Frachtgut in der Air Cargo abgeben. Doch all unser Übersiedlungsgut, das als Frachtgut in unsere neue Heimat soll, bringen wir trotz Millimeter genauer Schlichterei in meinem Auto nicht unter, also heißt es, zwei Mal fahren. Übrigens wiegt unser Frachtgutgepäck 300 kg
Durch die sorgfältige Vorbereitung ist der nötige Papierkram in der Air Cargo rasch erledigt.

Am Abend desselben Tages fahren wir zum dritten Mal zum Airport, Vorabend-Checkin mit Übergepäck ist angesagt. Die Dame beim Checkin bittet uns, noch 15 Minuten in der Abflughalle zu warten. Falls etwas Unklares beim Durchleuchten ist, müssen wir eines oder mehrere Gepäcksstücke öffnen.

Da wir es von München schon kennen, sind wir auch heute mit einer Rolle Klebeband und einer Schere ausgerüstet, denn „verdächtige“ Dinge sind eigentlich überall in unseren eingecheckten Koffern und Reisetaschen. Wir lauschen dem Lautsprecher, der keinen Ton von sich gibt. Es vergeht ½ Stunde und wir warten immer noch darauf, dass wir ausgerufen werden. Nichts... Die Nachfrage bei der Lady beim Checkin ergibt, wir können fahren, es sei nichts Verdächtiges gefunden worden.
Wie bitte „Nichts Verdächtiges“ Bei so viel Elektronikequipment, Messgeräten usw., usw. Na gut, uns kann es Recht sein, wir ziehen von dannen.

Heute ist Freitag, der 19. Mai 2006, es ist 5.30 Uhr und wir sind schon wieder am Airport. Diesmal aber nur mit dem Handgepäck. Doch „nur“ stimmt nicht ganz. Zwar tragen wir das Gepäck in der Hand, aber nach den Bestimmungen der Airline entspricht es ausnahmsweise nicht ganz den Gewichtsbestimmungen für Handgepäck
Michi hat neben seinem Rucksack noch das C-Flex sowie meinen Laptop (ja, den kann ich ausnahmsweise nicht selbst tragen ). Ich hingegen habe das Handgepäck der besonderen Art, nämlich ein Gepäck, das ich wirklich nicht aus der Hand bzw. in fremde Hände gebe. Es handelt sich dabei um mein Videoschnittgerät. Vorsichtig habe ich es gestern Abend in ein Badetuch gewickelt und anschließend in eine große Badetasche befördert. Und diese Badetasche hängt nun um meine Schulter, wobei ich mir nicht anmerken lassen darf, wie schwer sie ist Doch dem nicht genug – mein zweites Handgepäck ist mein 6 kg schwerer Atlas, in dem ich eifrig blättere, teilweise sogar während des Sicherheit-Check-ins
Beim Videoschnittgerät wird lediglich der Sprengstofftest durchgeführt, mein Atlas wird ignoriert, tssss...

Wenige Stunden später landen wir in unserer zukünftigen Heimat Es ist einfach zu schön, um wahr zu sein
Auch unser Übergepäck ist mit uns geflogen, nun müssen wir sehen, wie wir an unser Frachtgut kommen. Freitag Mittag ist das kein leichtes Unterfangen.
Wir übernehmen unser Mietauto, wieder den silbergrauen Renault Kangoo, der sich für das viele Gepäck als sehr praktisch erweist.

Anschließend fragen wir, wo die Luftfracht einer AUA-Maschine abgeholt werden kann. Der freundliche Herr erklärt uns, wo wir es auf dem Gelände des Flughafens finden, es sei nämlich im Iberia-Gebäude. Doch die dort Dienst habende Dame weiß von AUA nichts, nein, das gehöre nicht zur Iberia, wir müssen noch ein Stück weiter fahren, einen Sicherheitscheck an uns vornehmen lassen und bekämen dann weitere Instruktionen. Also gut, auf geht's.


Nach dem Sicherheitscheck bekommen wir Kärtchen um den Hals gehängt, die uns als Gäste für dieses abgesperrte Gebiet ausweisen. Wenn wir das Auto verlassen, müssen wir einen weiteren Ausweis hinter der Windschutzscheibe anbringen.
Zum Schluss erfahren wir, welches Gebäude wir nun aufsuchen müssen. Wir fahren auf dem Gelände kreuz und quer, manche Straßen gleich doppelt und dreifach, doch wir finden dieses Gebäude nicht, AUA-Frachtgut scheint es hier nicht zu geben. Wir fahren wieder zurück und geben die diversen Ausweise ab.


Beim zweiten Mal nachfragen, wo wir denn nun wirklich AUA-Frachtgut bzw. die dafür nötigen Papiere bekommen könnten, beginnt der Herr in einem Buch zu blättern und stellt fest: Das ist im Gebäude der Iberia Aber dort waren wir doch vorhin erst
Also gut, noch einmal zur Iberia… Die Lady, mit der wir zuvor sprachen, bleibt auch jetzt bei ihrem Gesagten – AUA-Frachtgut-Papiere seien bei ihr nicht erhältlich Da wird das Huhn in der Pfanne verrückt
Wir bleiben aber hartnäckig, sodass die Lady schließlich zum Telefonhörer greift und die Information bekommt, dass wir die nötigen Papiere in der Zollabteilung bekämen, die wiederum in einem anderen Gebäude untergebracht ist. Sie erklärt uns den Weg, wir finden ohne Umweg hin und stellen fest: Freitag ist ab 13 Uhr geschlossen Klasse, es ist nämlich 13.30 Uhr

Also fahren wir „nur“ mit dem normalen und auch Übergepäck nach Hause. Während wir unsere Sachen aus dem Auto und ins Haus schleppen, müssen die Nachbarinnen trotz großer Hitze just in diesem Moment den Gehsteig kehren Aber ich kann verstehen, dass sie neugierig sind, was sich denn hier plötzlich tut. Wir grüßen freundlich und sie grüßen genauso freundlich zurück, winken sogar.

Nach einer kleinen Stärkung mit Kaffee fahren wir in den Südosten, um ein paar Einkäufe zu erledigen.

Tags darauf ist der Kindergeburtstag und pünktlich finden wir uns mit dem Ferrari-Rucksack ein. Welch ein Unterschied zwischen einem Kindergeburtstag in Österreich und auf Gran Canaria Klar, hier scheint fast immer die Sonne und somit finden Kindergeburtstage nahezu immer im Freien, oft auch auf der Straße statt, die dann einfach gesperrt wird. Auch die Art der Geschenke ist hier anders: Die Kinder bekommen sehr viele Kleidungsstücke, aber fast kein Spielzeug. Die Regelung mit den Kleidungsstücken macht durchaus Sinn, denn Kinder wachsen nun mal schnell und brauchen alle Momente etwas Neues.
Für „unser“ Geburtstagskind wird ein Sessel mitten auf die Straße gestellt, sie setzt sich darauf und empfängt die vielen Gratulanten, die ihr Geschenke überreichen. Sofort öffnet die kleine Prinzessin jedes Päckchen und strahlt dabei über das ganze Gesicht
Für Speis und Trank sorgen Mama und Papa, letztendlich wird noch die Geburtstagstorte angeschnitten und jeder Gast, der möchte, bekommt ein Stück davon.

Und nun kommt der Tag, an dem wir uns um unser Frachtgut kümmern, denn heute, am Montag, ist die entsprechende Abteilung am Airport wieder geöffnet. Diesmal wissen wir wenigstens, wohin wir uns wenden müssen, doch dort steht jetzt eines im Vordergrund: Warten, warten, warten… Und das, obwohl nur ein Kunde vor uns an der Reihe ist.
Endlich sind wir dran und dürfen Platz nehmen, nicht ahnend, dass wir nun geschlagene zwei Stunden hier verharren werden...

Dem Herrn, der sich um den Papierkram rund um unser Frachtgut kümmert, übergebe ich die Inhaltslisten der einzelnen Kartons. Obwohl alles klar ist, muss er nun alle möglichen Zettel ausfüllen, die er in eine museumsreife mechanische Schreibmaschine einzieht. Diese Papiere und auch die von mir überreichten müssen mehrfach kopiert werden, schließlich benötigt er die Unterschrift seines offensichtlichen Chefs, eine vom Zollbeamten und auch jene von uns. Letztendlich dürfen wir knapp 100 € für dieses Schauspiel zahlen und mit den Papieren zur Auslieferungshalle fahren.

Da wir vom Parkplatz volle Sicht in diese Halle haben, stellen wir uns die Frage, ob ein Angestellter jemals unser Frachtgut finden wird – es scheint sich um ein pures Chaos zu handeln, was aber möglicherweise täuscht.
Ein sehr freundlicher Herr nimmt uns den Stapel Papiere ab und fragt, aus welchem Land das Frachtgut käme. Wir antworten mit „Austria“ und er sagt, dann wisse er, wo die Fracht ist, denn von Austria habe er nun nach längerer Zeit wieder einmal etwas bekommen.
Innerhalb kürzester Zeit sind wir im Besitz der Orgelkiste und der Kartons, die Anzahl stimmt. Michi blickt abwechselnd zum geöffneten Kofferraum unseres Kangoo, dann wieder zu der großen Menge, die wir in das Auto einladen sollen und kommt zu dem Schluss „das geht nie und nimmer dort hinein“. Doch der Kangoo ist ein klein wenig größer als mein Auto in Linz und nach nur wenigen Minuten fahren wir, voll bepackt bis unters Dach, nach Hause

Die Nachbarn staunen nicht schlecht, als wir schon wieder so viel Gepäck aus dem Auto schleppen

Wir machen uns jetzt mal richtig an die Arbeit: Meinem Vorschlag gemäß streiche ich zuerst die Wände eines Zimmers im ersten Stock. Anschließend zerlegen wir einen großen Kasten im Erdgeschoss, schleppen die Teile nach oben und schrauben das gute Ding wieder zusammen. Jetzt kann ich endlich einen Teil des Übersiedlungsgutes einräumen.

Nun kommt das, worauf sich Michi schon sehr freut: Die Renovierung jenes Zimmers, das seine Werkstatt werden soll.
Beim alte-Küche-Herausreißen sind wir schnell. Die Teile verfrachten wir ins Auto und fahren damit zum Sperrmüll-Sammelplatz. Leider müssen wir die eingebaute Badewanne in der Küche belassen, was uns sehr stört, aber es ist sicher nicht angebracht, sie gegen den ausdrücklichen Willen des Vermieters zu entfernen.

Anschließend fahren wir zu Ikea (ja, den gibt es auf Gran Canaria auch) und kaufen neue Möbel, einige davon müssen zugestellt werden, wir bekommen sie tags darauf kostenlos geliefert.
Mein neuer „Arbeitsplatz“ ist nun die Dachterrasse. Dort stapeln sich zahlreiche Kartons, deren Inhalte ich nach und nach zusammen schraube. Innerhalb kurzer Zeit bekommt Michis Hobbyraum ein völlig neues Gesicht. Doch das ist noch nicht alles: Er möchte einen Werktisch mit –kasten. Also folgt einer der unzähligen Besuche beim Merlin, um anschließend mit dem Zusammenbau vom Tisch zu beginnen.

Genau zum richtigen Zeitpunkt kommt der Vermieter „mal nachschauen“. Er ist ganz erstaunt und auch erfreut, wie schön es nun wird. Diesen Augenblick nutze ich, um traurig auf die immer noch vorhandene Badewanne, die jetzt noch mehr als zuvor stört, zu deuten. Der Vermieter versteht sofort, was ich meine und deutet mit einer klaren Handbewegung, dass wir die Badewanne entfernen dürfen

Kaum ist er weg, beginnen wir mit der Demontage der Badewanne, nicht, dass er es sich am Ende noch anders überlegt. Waren wir beim Küche-Herausreißen schnell, so schlagen wir dem Entfernen der Badewanne sämtliche Rekorde.

Und jetzt kann der heimliche Plan „wenn die Badewanne nicht wäre“ in die Realität umgesetzt werden. Beim Ikea sind wir schon bekannter als bunte Hunde, wir werden seit dem ersten Einkauf mit dem Namen begrüßt. So spielt es keine Rolle, als wir wiederum dort auftauchen, um drei weitere Oberkästen zu kaufen.
Aus einer stabverleimten Arbeitsplatte basteln wir Michis zukünftigen Schreib- und Zeichentisch – und Michi strahlt mehr und mehr

Wir haben es hier wirklich schön, nur auf eines könnten wir ganz leicht verzichten, nämlich auf die vielen Kakerlaken, die nach wie vor kreuz und quer im Erdgeschoss durchs Haus flitzen. Was wir bereits an Kakerlaken-Sprays verbraucht haben, ist kaum noch zu zählen und trotzdem lassen sich diese unliebsamen Tiere nicht wirklich vertreiben. Wenn wir wieder in Linz sind, werden wir uns jene Flüssigkeit besorgen, die auch in Großküchen im Kampf gegen die Kakerlaken verwendet wird. Damit müssen wir alle Ritzen und Fugen einpinseln, die nur halbwegs verdächtig sind. Dazu gehören auch Steckdosen, Lichtschalter usw.

Mir fällt allerdings auf, dass sehr viele der Kakerlaken unter der Couch hervor kriechen. Wenn sie in der Couch ein Nest haben und wir dieses Nest nicht beseitigen, werden wir diese Tiere nie los. Kurzerhand schleppen wir zu mitternächtlicher Stunde die Couch und die beiden Polstersessel auf die Terrasse, denn jetzt reicht es wirklich
Tags darauf bitten wir den Sohn des Vermieters, er möge diese Gegenstände abholen, erklären auch den Grund. Umgehend wird unserer Bitte Folge geleistet und erst dann sehen wir, dass der Stoff auf der Unterseite der Couch aufgerissen ist. Also doch ein Nest dort drinnen... Wenig später findet sich die Couch mit den Polstersesseln auf der Sperrmülldeponie.

Wenige Tage danach sind wir von unserem Vermieter zu seiner Fiesta, die er anlässlich des „Dia de Santa Rita“ gibt, eingeladen.
Zunächst findet eine Andacht im Freien statt und die „Madonna de Santa Rita“ wird vom Pfarrer geweiht, ehe es zu Speis’ und Trank übergeht. Es ist das erste Mal, dass wir an solch einer Fiesta teilnehmen, aber wir gehen bald, da wir uns noch wie Touristen vorkommen...

Heute ist der 31. Mai 2006, ein bedeutender Tag für Michi. Nein, nicht nur für Michi, sondern auch für mich: Es ist sein letzter Arbeits- bzw. Urlaubstag, ab morgen ist er nicht mehr bei der Firma.