Auch das möchten wir unbedingt wissen und
verbringen die darauf folgende Nacht auf den Luftbetten.
Am nächsten Morgen stellen wir erstaunt fest,
dass wir keinen Unterschied zu einem herkömmlichen
Bett bemerkt haben, denn wir schliefen tief und
fest. Es ist allerdings etwas kühler so nahe
am Boden – gut für den Sommer.
Wir lassen die Luft wieder aus, verpacken die
Betten in ihre Originalkartons – ab damit
zum Übersiedlungsgut-Gepäck.
Und schon steht der „Autofrühling“
vor der Tür, der im „Design Center“
stattfindet. Hoffentlich gelingt es uns hier,
das passende Automodell zu finden. Nach einem
ganzen Tag in dieser Ausstellungshalle sind wir
genauso klug wie zuvor. Sämtliche ausgestellten
Autos sind entweder zu groß oder wirken
zu protzig. Das kann ja noch heiter werden
Doch ehe wir in weiteres Grübeln verfallen,
meldet Herr N. den nächsten Kaufinteressierten
an
Ist gut und schön, aber langsam wäre
es uns eigentlich Recht, wenn einem gewillten
Käufer das Haus so gefällt, wie es ist
und er mit dem Preis einverstanden ist.
Dieser Kaufinteressent ist ein sehr quirrliger
Mann und erzählt gleich zu Beginn, dass seine
Frau und er schon lange ein Auge auf unser Haus
haben. Sie wohnen in der Nähe, gehen ab und
zu bei uns vorbei und sagten, wenn dieses Haus
jemals verkauft wird, dann möchten sie es
kaufen
Na gut, warten wir es mal ab. Herr N. geht mit
Herrn H., dem geneigten Käufer, durch das
Haus, erklärt dies, erklärt jenes –
also alles wie zuvor schon einige Male gehabt.
Trotzdem ist diese Hausführung anders als
die vorhergehenden, sie geht nämlich viel
rascher vor sich. Egal, welchen Raum sich Herr
H. ansieht, er ist von jedem begeistert. Das Einzige,
was er machen möchte, ist ein Anbau, aber
das ist kein Problem, da bis zur Baufluchtlinie
noch etliche Meter frei sind.
Herr N. zwinkert mir hinter Herrn H.s Rücken
zu und in einem kurzen Moment, wo sich Herr H.
nochmals die nahezu neue Küche mit den ebenfalls
neuen Geräten ansieht, flüstert Herr
N. „das wird er “.
Ich weiß sofort, was Herr N. meint, nämlich,
Herr H. wird kaufen
Doch im Handumdrehen zweifle ich daran. Ist es
wirklich möglich, dass sich jemand so kurz
und bündig für einen Hauskauf entschließt
Naja, wenn Herr H. wirklich schon längere
Zeit ein Auge auf unser Haus hat, wäre es
denkbar, aber trotzdem – ich kann es nicht
glauben.
Lt. Maklervertrag muss ein Käufer, wenn
er sich für ein Objekt entschieden hat, eine
Nacht darüber schlafen. Ist der gewillte
Käufer dann immer noch zum Kauf bereit, wird
es Ernst.
Die beiden Herren verlassen das Haus. Mein Herz
klopft wie wild und ich rufe Michi in der Firma
an, um ihm das Neueste zu erzählen. Michi,
skeptisch wie fast immer, meint, Herr H. werde
es sich noch anders überlegen, so schnell
werden wir das Haus nicht verkaufen können.
Etwas enttäuscht lege ich auf, ich hatte
gehofft, Michi würde sich vielleicht ein
klein wenig freuen, dass wir zumindest einen Käufer
in Aussicht haben. Schlagartig bin ich mein Herzklopfen
los und am Boden der Realität.
Ziemlich lustlos mache ich bei dem weiter, was
ich seit Monaten tue: Sachen sortieren, Haus ausräumen,
bei HolidayCar das Auto für April buchen
– und immer noch keine Antwort-Mails schreiben.
Mitten in dieser lustlosen Phase fällt mir
auch mein Traum von der eigenen Homepage wieder
ein. Dieser Traum schien sogar eine Zeit lang
wahr zu werden, aber jetzt, durch unsere Auswanderung
und alles, was damit zusammen hängt, gerät
er in Vergessenheit. Nein, nicht bei mir, diesen
Traum vergesse ich wohl nie, aber Silke und Markus
werden ihn ad acta gelegt haben und ich kann es
ihnen nicht mal übel nehmen. Schade, denn
der Beginn der Homepage war sogar schon gemacht
Drei Tage vergehen, ohne dass Herr N. einen weiteren
Kaufinteressierten angemeldet hat. Das Ganze ist
also irgendwie ins Stocken geraten.
Doch es stellt sich als Irrtum heraus, denn Herr
N. ruft an. Herr H. habe eine Kaufsumme genannt,
die er bezahlen möchte. Schon zuvor haben
Michi und ich vereinbart, dass wir eine von uns
festgelegte Grenze nicht – oder nur sehr
ungern – unterschreiten möchten und
die von Herrn H. genannte Kaufsumme ist etwas
unterhalb dieser Grenze
Mist
Doch ich bleibe bei dem mit Michi Abgesprochenen
und sage Herrn N. den Betrag, den Herr H. zahlen
muss, wenn er das Haus kaufen möchte.
Tags darauf kommt Herr N. und bringt das von
Herrn H. unterschriebene verbindliche Kaufanbot.
Darauf steht der von mir gestern genannte Betrag.
Da Michi noch in der Firma ist, macht es auch
keinen Sinn, wenn ich schon mal vorab das Kaufanbot
unterschreibe, denn es sind unsere beiden Unterschriften
nötig. Herr N. möchte sich das unterschriebene
Kaufanbot morgen abholen.
Puhhh
Nach nur zwei Monaten des Käufer-Suchens
ist bereits einer gefunden
Michi kommt an diesem Tag wieder mal spät
nach Hause. Naja, er hat jetzt nach über
30 Jahren in der Firma die letzten Arbeitstage
und will alles ordnungsgemäß übergeben,
was ich verstehen kann.
Wir unterschreiben das Kaufanbot, aber noch ist
der Kaufvertrag beim Notar nicht unterschrieben…
Es könnte vielleicht doch noch zur Stornierung
kommen, auch wenn das für Herrn H. bedeutet,
dass er eine Rücktrittsgebühr bezahlen
muss.
Aber halt
Moment mal
Wenn wir demnächst vielleicht im Notariatsbüro
sitzen und den Kaufvertrag unterschreiben, heißt
das dann, wir müssen ehestens aus dem Haus
hinaus
Wieder so eine Frage, auf die es in dieser Sekunde
noch keine Antwort gibt.
Also weiter beim nächsten Thema. Da ich
seit Monaten überhaupt nicht mehr zum Lernen
der spanischen Sprache komme (und Michi erst recht
nicht), beauftrage ich meinen Freund „Google“
mit der Suche nach Spanisch-Schulen auf Gran Canaria.
Das Ergebnis ist eher spärlich, allerdings
benötigen wir auch nur eine Schule und nicht
mehrere. Allein das Lesen der verschiedenen Websites
nimmt mehrere Stunden in Anspruch. Ich vergleiche
eine Schule mit der anderen, diese wiederum mit
der nächsten usw., usw. Sehr reizvoll wäre
natürlich die Schule in Maspalomas, denn
dorthin fahren wir maximal ½ Stunde. Aaaaber….
Diese Schule bietet einen Kurs an, der 5 Jahre
dauert. In diesen Jahren geht man 1x wöchentlich
für 1 Stunde in die Schule. Nach dem ersten
Jahr hat man dann das Lehrbuch 1 durch. Ich weiß
nur eines - das ist nichts für uns, Lehrbuch
1 hätten wirgerne etwas schneller durchgenommen,
also weiter gesucht.
Aaaah
Endlich, nach längerer Zeit werde ich fündig,
denn die Beschreibung der Sprachschule
Gran Canaria liest sich ausgezeichnet. Zwar
müssten wir jeden Tag nach Las Palmas fahren,
was eine Mindestfahrzeit von insgesamt 2,5 bis
3 Stunden ausmacht, aber das ist nicht schlimm,
ich bin eine leidenschaftliche Autofahrerin.
Michi und ich beschließen, wenn wir demnächst
wieder auf Gran Canaria sind, in dieser Schule
vorzusprechen, damit wir einen persönlichen
Eindruck davon bekommen.
Ein neuer Tag bricht an, Michi fährt wie
üblich in die Firma.
Herr N. ruft an, er komme am Nachmittag, um das
von uns unterschriebene Kaufanbot abzuholen. Michi
kommt zur entsprechenden Uhrzeit nach Hause, kurz
darauf ist auch Herr N. schon hier.
Wir überreichen ihm das Kaufanbot und fragen
nach, ab wann Herr H. denn ins Haus möchte.
Unser Haus ist in einwandfreiem Zustand, voll
eingerichtet, natürlich mit DSL-Leitung,
gepflegtem Garten mit Pool und Biotop –
er bräuchte also nur seine Klamotten zu übersiedeln
und kann schon „wohnen“, aber wir
sind noch einige Wochen hier…
Auf diese Frage hat Herr N. anscheinend schon
gewartet, denn er berichtet, dass uns Herr H.
nicht zur Eile zwingen will. Das ist schon mal
gut, denn es ist immer noch einiges zu tun.
Kaum ist Herr N. mit dem Kaufanbot unter dem
Arm gegangen, läutet wieder das Telefon.
Herr B., einer der beiden Besitzer „meines“
Autohauses ist dran. Er hätte einen Käufer
für Michis Auto
Aber dieser Herr möchte das Auto natürlich
vor dem Kauf sehen. Logisch, wer kauft denn schon
die Katze im Sack
Wir vereinbaren einen Termin, Herr W. sieht sich
den Audi an und möchte ihn sofort kaufen.
Doch das geht nicht, wir brauchen das Auto noch
für den zweiten Übersiedlungsgut-Flug
bzw. für die Fahrt von Linz nach München
und retour. Herr W. ringt uns das Versprechen
ab, dass er das Auto sofort nach unserer Rückkehr
Ende April abholen darf.
Vier Tage nach dem Kaufanbot von Herrn H. kommen
sowohl er als auch Herr N. zur Möbelbestandsaufnahme.
Frau N. ist ebenfalls dabei und ich gehe mit ihr
durch das ganze Haus, während sich Michi
mit den beiden Herren unterhält. Frau N.
notiert fein säuberlich, was alles im Haus
und Garten bleibt.
… und in wenigen Tagen haben wir, gemeinsam
mit Herrn H., einen Termin beim Notar…
Nun ist wirklich höchste Zeit, dass wir
einen Termin fixieren, an dem wir Herrn H. das
Haus übergeben.
Unsere Überlegungen sind folgende: Mitte
April ist unser zweiter Übersiedlungsgut-Flug,
also könnten wir ungefähr Mitte Mai
zum dritten Mal mit Übersiedlungsgut fliegen
und kommen ca. Ende Mai wieder zurück…
Hmmm, und wie dann weiter
Ich muss jedenfalls noch viele Koffer, Reisetaschen
und Kartons füllen, das dauert seine Zeit,
denn es sind auch viele zerbrechliche Gegenstände
dabei, die eine besondere Verpackung benötigen.
Der Pool muss gereinigt werden, das Biotop ebenso,
auch werden ein paar Mal Herr H. und seine wieder
gewonnene Ex-Gattin kommen, um sich mit diversen
Tätigkeiten anzufreunden, die sie bisher
nicht kannten (z. B. Pool- und Biotop-Pflege,
in letzterem wohnen etliche Goldfische).
So, was noch
Klar, Michis Abschiedsfeier in der Firma müssen
wir organisieren. Dafür möchte er eine
Foto-Show zusammenstellen, um seinen Kollegen
unsere neue Heimat vorzustellen.
Schließlich ist noch die private Abschiedsfeier
zu organisieren, wofür wir geeignete Räumlichkeiten
benötigen, vorzugsweise im Gasthaus, das
in unserer Nähe steht.
Ein paar Behördengänge sind zu erledigen,
das Motorrad ist noch nicht verkauft…
Ufff
Das riecht nach Arbeit
Aber egal, wir wandern ja nicht jedes Jahr aus
Und welches Übergabedatum nennen wir nun
Herrn H.
Könnte es der 30. Juni 2006 werden
Schwierig, schwierig… Das wären ab
jetzt noch ganze drei Monate, allerdings ist zu
bedenken, dass wir in diesen drei Monaten ungefähr
2 mal 2 Wochen auf Gran Canaria sind, also ein
ganzer Monat wegfällt und es somit nur noch
zwei Monate sind, die übrig bleiben. Ist
das denn überhaupt zu schaffen
Michi kann es nicht abschätzen und gibt den
Ball an mich weiter.
Grübel, grübel und studier… Ja,
das funktioniert
Wir werden spätestens mit Datum 30. 6. 2006
das Haus an Herrn H. übergeben
Beschlossene Sache, fixiert, so wird’s gemacht
Halt, noch etwas sollten wir gleich festlegen,
nämlich den exakten Zeitpunkt unseres dritten
Übersiedlungsgut-Fluges, der ungefähr
Mitte Mai sein soll. Also setze ich mich an den
PC und suche bei der von uns bevorzugten Airline
für Gran Canaria nach Flügen. Tja, von
denen gibt es genug, aber im Mai sind sie sehr
teuer
Wenn ich dann noch die Benzinkosten von Linz nach
München und retour, dazu die Übernachtung
rechne, wird es fast schon unverschämt.
Jetzt kann nur ein Anruf bei unserem Reisebüro
Klarheit schaffen. Die mir seit vielen Jahren
bekannte Lady nennt einen Flugpreis für zwei
Personen, der unterhalb jenes Preises liegt, wenn
wir im Mai ab München fliegen würden.
Also gut, dann fliegen wir halt von Linz und ich
lasse die Flüge buchen.
Der 3. Übersiedlungsgut-Flug wird am 19.
Mai sein, am 2. Juni fliegen wir wieder nach Linz
zurück.
Weiter geht es bei den schier unaufhörlichen
Arbeiten, die getan werden wollen.
Beim Blick in den Garten sehe ich, die lange
Buchenhecke müsste ich schneiden
Aber wann
Für Hecke schneiden und den Abschnitt entsorgen
benötige ich einen ganzen Tag – so
viel Zeit habe ich nicht
Also rufe ich einen Gärtner an, den wir schon
kennen und bitte ihn, das zu erledigen. Glücklicherweise
ist Herr S. sehr zuverlässig.
Es ist Freitag, der 31. März 2006 –
Michis letzter Arbeitstag
Zwar wird die Abschiedsfeier von seinen Kollegen
erst im Juni sein, trotzdem kommt er heute sehr
spät nach Hause, was ich aber erwartet habe.
Ab morgen – und das ist kein April-Scherz
- dürfen Michi und ich im wahrsten Sinne
des Wortes gemeinsam durchs Leben gehen