Um 4.15 Uhr läutet der Radiowecker, kurz
darauf Michis Handy.
Wir stehen flugs auf und machen uns fertig, ich
richte unser Frühstück, das wir im Auto
verzehren möchten.
Die großen Rucksäcke sind mit allem,
was wir glauben, zu brauchen, gepackt und so fahren
wir los. Die Ni'ihau-Na Pali Schnorcheltour mit
Blue Dolphin
Charters steht am Programm.
Die Straßen sind bis Pt. Allen durchgehend
nass. Die Wolken am Himmel verheißen nichts
Gutes, aber das wird sich hoffentlich noch ändern.
Wir frühstücken im Auto, was auch für
mich als Fahrerin kein Problem darstellt und nehmen
je eine Tablette Bonine ein.
Überpünktlich, um 5.50 Uhr, treffen
wir bei Blue Dolphin Charters ein. Wir müssen
einen Waiver unterschreiben, dass wir mit allem
einverstanden sind und das Auto dann am Ende des
Gebäudes am nicht asphaltierten Parkplatz
abstellen und wieder zum Gebäude zurück
kehren.
Mittlerweile ist es 6.20 Uhr, es kommen laufend
Leute, aber ansonsten tut sich noch nichts.
Das Wetter scheint sich zunehmend zu bessern,
es lugt ein wenig blauer Himmel hervor. Mal sehen,
wie sich das im Laufe des Tages entwickelt.
Um 6.45 Uhr werden wir von einem vorerst unbekannten
Crew-Mitglied vor dem Laden von Blue Dolphin Charters
willkommen geheißen und gehen anschließend
in der Gruppe von geschätzten 20 Teilnehmern
zum Boot hinunter.
Vor dem Betreten des Bootes müssen alle
ihre Schuhe ausziehen und in ein dort befindliches
Regal stellen. Ein Herr mit indischem (?) Aussehen
weigert sich jedoch vehement und darf als Einziger
mit Schuhen an Board.
Um 7 Uhr legen wir ab.
Wettermäßig ist es mittelprächtig.
Vor
uns – Richtung Ni’ihau - sieht
es ganz gut aus, aber wenn wir zurück
nach Kaua’i blicken, ist es tief schwarz. |
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Kaum sind wir gestartet, gehen fast alle Teilnehmer
zum Frühstücksbuffet hinunter, um sich
reichlich zu bedienen. Mit diversen Süßteilen
kommen sie wieder hoch, jeder ein unbekanntes
Getränk in der Hand, vermutlich Kaffee oder
Tee. Michi und ich verweigern das Frühstücksbuffet
Gemütlich schippern wir an der Na Pali Coast
entlang.
Zu dieser frühen Uhrzeit liegt sie großteils
noch im Schatten. Das sehr stark wechselnde Wetter
erschwert es, an halbwegs brauchbare Fotos zu
kommen. Teilweise hängen die Wolken ziemlich
tief.
Vorbei am Miloli’i Beach fahren wir am
Honopu Beach mit dem gleichnamigen Arch sowie
an Kelapa Ridge vorbei. Es geht zum Kalalau Beach
weiter, wo wir ein paar Wanderer beobachten, die
gerade entlang des Strandes gehen.
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Da der Himmel,
je weiter nördlich wir an der Na Pali
Coast entlang fahren, immer schwärzer
wird, drehen wir schließlich um und
fahren in entgegen gesetzte Richtung zurück. |
Nun geht es aufs offene Meer hinaus, die Fahrt
ist relativ ruhig. Wir blicken zurück und
sehen Richtung Kaua’i sehr starke Bewölkung,
es dürfte sogar regnen.
Vor uns ist das Wetter zwar nicht bilderbuchmäßig,
aber doch recht annehmbar: Blauer Himmel ist mit
ein paar Wolken durchsetzt.
Ich fotografiere ein wenig, filmen darf ich leider
nicht
Michi wollte nicht mal, dass ich den alten Camcorder
mitnehme, da ihm das Salzwasser schadet. Dabei
will ich gar keine Unterwasseraufnahmen machen
Es ärgert mich zugegeben maßlos –
andere filmen auf Teufel komm’ raus und
ich hocke über Wasser mit der Unterwasserkamera…
Wir fahren genau in den Channel zwischen Ni’ihau
und Lehua und plötzlich sichten wir die ersten
Delfine, der Captain stoppt den Motor.
|
Zahlreiche
Delfine tummeln sich rund um das Boot, springen
aus dem Wasser, um im hohen Bogen wieder
in dieses einzutauchen. Es scheint, als
würden sie extra für uns eine
Show abziehen. |
Der Captain erzählt, dass oftmals 100 bis
150 Delfine auf einmal hier sind, was wir nicht
recht glauben können. Heute sind es jedenfalls
nicht so viele.
Die Fahrt zieht sich in die Länge, zeitweise
haben wir das Gefühl, wir kommen überhaupt
nicht vom Fleck. Kaua’i erscheint immer
gleich weit entfernt und Ni’ihau sowie Lehua
ebenso.
Die Bordcrew ist sehr bemüht, bietet laufend
Getränke und Knabbereien an. Wer daran Gefallen
findet, kann wirklich nicht meckern. Wir lehnen
jedes Mal dankend ab, wir haben je eine Flasche
Wasser mit, das genügt. Zum Essen brauchen
und wollen wir nichts.
Auch gehen die Crewmitglieder von einem Pärchen
bzw. von einer Familie zur anderen, um zu fragen,
woher kommt ihr, wie gefällt es euch, wie
lange bleibt ihr. Es lockert die Atmosphäre
auf.
Nach schier endlos erscheinender Fahrt sind dann
doch Ni’ihau und Lehua so weit erreicht,
dass wir schon sehr gut den langen, sehr schönen
weißen Sandstrand von Ni’ihau, Keamano
Beach genannt, sehen können und Lehua zu
unserer Rechten kommt immer näher und näher,
sodass ich ganz gute Fotos schießen kann.
Ni'ihau
|
Lehua
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Ni'ihau
mit dem Keamano Beach
|
nochmals
der Keamano Beach, etwas näher
|
Wir wissen schon von Dagi, dass nicht bei Ni’ihau,
sondern bei Lehua geschnorchelt wird und so sind
wir auch gar nicht verwundert, als wir mehr und
mehr Lehua ansteuern.
Schon die längste Zeit kann ich beobachten,
wie unerfahrene Taucher hinter uns in die Materie
eingewiesen werden. Sie bekommen die Zeichensprache
im Schnelldurchlauf erklärt, wie das mit
Maske aufsetzen und auf Dichtheit überprüfen
funktioniert und vieles mehr.
Die bisherigen Nicht-Taucher sowie die erfahrenen
Taucher sind in zwei Gruppen gesplittet, die einen
sitzen rechts, die anderen links am Boot.
Zugehörig für jede Tauchergruppe ist
jeweils ein Crewmitglied.
Bei
Lehua fahren wir an einer Basisstation für
den Sendemast vorbei, dort dümpelt
unser Boot im seichteren Wasser leicht dahin,
bis schließlich der Motor gestoppt
wird. |
Lehua,
der weiße Fleck ist die Basisstation
für den Sendemast
|
Apropos Basisstation für den Sendemast:
Theoretisch (und praktisch )
dürfte es diesen gar nicht geben, denn Lehua
ist – wie viele anderen Hawai’i-Inseln
bzw. Atolle auch – eine Seabird Sanctuary
und darf nicht (!) betreten werden.
Da ich gerade bei Lehua bin, noch ein bisschen
Wissenswertes: Diese kleine unbewohnte Insel gehört
zu Kaua’i und ist ca. 1,2 km von der Nordspitze
der Nachbarinsel Ni’ihau entfernt. Die höchste
Erhebung misst 213 m.
Der dicke Hawaiianer, ein Crew-Mitglied, geht
als Erster von Bord ins Wasser, bewaffnet mit
Schnorchelbrille und Seil, das er unter Wasser
befestigen soll.
Es dauert nur kurz, schon kommt sein Kopf wieder
hoch und er ruft „Jelly fish! Jelly fish!“
Greg, unser Captain, ruft ihm zu „come on
bord! Come on bord!”
Der Hawaiianer deutet ihm, die Jelly Fish seien
ca. 1 m lang, aber Greg wird sehr ungeduldig,
weil der Hawaiianer nicht sofort seine Anweisungen
zum ins Boot-Kommen befolgt.
Kaum ist er an Bord, wird der Motor angeworfen
und wir fahren ein Stück näher an Ni’ihau.
Dort wird das Boot im tieferen Wasser verankert.
Der Hawaiianer schwimmt mit der Taucherbrille
ein wenig herum, mal links, mal rechts und hält
nach Jelly Fish Ausschau. Er findet nichts. Die
Wassertiefe ist hier jedoch mehr als in der Nähe
von Lehua und laut Captain ist die Wahrscheinlichkeit,
dass hier Jelly Fish sind, deutlich geringer als
in der Nähe von Lehua.
Die Taucher dürfen als erste ins Meer und
währenddessen bekommen die Schnorchler noch
Sicherheitsanweisungen und werden mit Schwimmwesten
versehen.
Michi hat von vornherein nicht vorgehabt zu schnorcheln,
ich hingegen schon, deswegen habe ich auch mein
Schnorchelequipment mit dabei.
Doch bei der Jelly Fish-Warnung von vorhin frage
ich mich, woher die Jelly Fish so genau wissen,
wo die Grenze ist
Ist es wirklich der Temperaturunterschied?
Ich ringe mit mir, sehe, wie die Schnorchler ins
Wasser gehen. Einerseits sehe ich mir leid, andererseits
sage ich mir, ist es das Risiko wirklich wert
Nach etlichen Minuten des Zögerns entscheide
ich, dass ich nicht von Bord gehe, so schwer es
mir auch fällt
|
Der Hawaiianer kümmert
sich um die Schnorchler, die sich nicht sehr
weit vom Boot entfernen dürfen.
Er hält auch immer wieder Ausschau nach
Jelly Fish, also so sicher dürfte dieses
Gebiet doch nicht sein. |
Während der Zeit, in der die anderen schnorcheln
und tauchen, gehen unsere Blicke immer wieder
über das Meer. Plötzlich sehen wir in
einiger Entfernung unruhiges Wasser, aber keine
Welle in dem Sinn. Das Meer wird zunehmend unruhiger
und dann sehen wir den Grund: Vier (!) Buckelwale
sind dafür verantwortlich
Heraus aus dem Wasser und wieder hinein –
so spielen sie einige Zeit und wir kommen aus
dem Staunen nicht heraus. Buckelwale im Juli,
wer hätte das gedacht?
Auch zu Ni’ihau sehen wir immer wieder
hinüber, wir sind ja nicht sehr weit entfernt.
Ich sehe, wie sich insgesamt drei Bewohner von
Ni’ihau Richtung Keamano Beach begeben und
– kritisch (?) – zu unserem Boot herüber
gucken und dann wieder am Strand auf und ab gehen.
Kein Wunder, denn wir sind – wie uns vom
Captain bestätigt wird – näher
an Ni’ihau, als es üblich ist.
Blicke Richtung Kaua’i zeigen nichts, sondern
nur eine dicke, schwarze Wolkenwand. Bei uns hingegen
ist schönes Wetter und es sieht nicht bedrohlich
aus.
Nach ca. 30 Minuten ist der Schnorchelteil vorbei,
auch die Taucher kommen wieder an Bord. Die Leute
zittern wie Espenlaub, wie manche erzählen,
ist das Wasser sehr, sehr kalt. Eine extrem dünne
Taucherin ist am schwersten betroffen, auch ihr
Sohn, der ebenfalls getaucht hat, dabei hatten
sie Neopren-Anzüge an.
Der Begleiter der erfahrenen Taucher kommt als
Letzter an Bord und wirft einen Octopus an Bord.
Der Hawaiianer ruft ihm zu, er möge ihn in
den Eimer geben, er möchte ihn haben.
Der
soeben aus dem Wasser Gekommene setzt sich
den Octopus auf den Kopf |
|
|
Er fragt, wer den Octopus einmal
halten möchte, aber niemand meldet sich
– außer ich
Das niedliche Tierchen saugt sich an mir ganz
schön fest und ich versuche immer wieder,
mich ein bisschen zu befreien, was aber nur
für kurze Zeit gelingt. |
Die anderen Teilnehmer beobachten mich und ich
frage, wer den Octopus als nächster haben
möchte. Sofort treten sie einen Schritt weiter
zurück
Nach einigen Minuten übergebe ich das Tierchen
wieder dem Crewmitglied. Er lässt den Octopus
für einen längeren Zeitraum auf ihm
sitzen und er saugt sich dermaßen fest an,
dass er nur mehr schwer abzuheben ist. Der gute
Mann hat anschließend zahlreiche rote Flecken
an Arm und Oberkörper.
Endlich darf der Octopus in den Eimer mit Wasser,
aber dort bleibt er nur kurz und beginnt, aus
dem Eimer zu klettern. Er merkt, dass es außerhalb
aber kein Wasser gibt, also geht er doch freiwillig
wieder in den Eimer zurück
Er schnaubt und pustet, was sehr interessant zu
beobachten ist. Michi, ganz mutig ,
streicht dem Octopus vorsichtig über den
Kopf.
Interessant ist auch, dass der Octopus seine Farbe
verändert und das in kurzer Zeit von vielleicht
zwei Sekunden: Hat er Angst, wird er weiß,
fühlt er sich wohl, hat er die gewohnte rötlich-braune
Farbe.
Ebenfalls interessant ist die Beobachtung, dass
der Octopus auf der rechten Seite des Kopfes das
Wasser ansaugt, auf der linken Seite stülpt
er ein Rohr heraus, aus dem das Wasser wieder
ausströmt. Zwischendurch wird die Seite gewechselt,
dann saugt er links an und strömt rechts
aus.
Wie groß ist eigentlich dieser Octopus?
Würden wir ihn auf einen Tisch legen –
unter der Voraussetzung, er bleibt liegen, was
er mit Sicherheit nicht tut – würde
er von einem Tentakelende zum anderen ca. 80 cm
messen. Der Kopf ist knapp faustgroß.
Michi fragt das Crewmitglied, weshalb der Octopus
keine Tinte abgegeben hat, die Antwort versteht
er aber nicht wirklich, denn sie lautete schlicht
und einfach „he won’t do that“
– warum auch immer.
Nach diesem tierischen Erlebnis wird das Mittagsbuffet
eröffnet. Wir bleiben am Oberdeck sitzen,
während sich alle, aber wirklich alle anderen
an den Köstlichkeiten bedienen. Es gibt Nudelsalat,
Steaks, Gemüse, Früchte usw., es sieht
sehr lecker aus.
Wir beobachten das Ganze: Die Touristen stellen
sich an der einen Seite des Bootes an, gehen dann
einer nach dem anderen an der Bar vorbei und auf
der anderen Seite kommen sie mit ziemlich gefüllten
Tellern wieder hoch. Erstaunlich, wie viel manche
Menschen essen können
Das Buffet ist nach nicht sehr langer Zeit beendet
und Greg wirft erneut den Motor an und wir schippern
Richtung Lehua und zwar zu jener Stelle, an der
üblicherweise geschnorchelt wird, da hier
die schönsten Spots sind. Das ist dort, wo
der Spalt in der Insel ist, durch den man durchsehen
kann.
Hier liegen weitere zwei Boote vor Anker,
ein drittes fährt gerade weg.
In der Nähe des Spaltes dreht Greg
noch ein paar Runden und nimmt schließlich
– zwischen Lehua und Ni’ihau
– Kurs Richtung Kaua’i.
|
|
Sozusagen im selben Moment gibt er per Lautsprecher
durch, dass sich nun alle Leute auf ihre Plätze
setzen sollen, auch muss alles zusammen gepackt
werden, denn es steht uns eine äußerst
unruhige Rückfahrt bevor.
Anlass genug, dass sowohl Michi als auch ich noch
je eine Tablette Bonine schlucken, obwohl die
erste Tablette von heute Morgen 24 Stunden wirken
sollte. Sooo schädlich kann eine Bonine mehr
auch nicht sein.
Seltsamerweise kümmert Greg’s Durchsage
die anderen Teilnehmer wenig bis gar nicht, es
ist gerade so, als hätte er nichts gesagt.
Michi und ich verlassen das Oberdeck und begeben
uns nach unten und innen ganz nach hinten, wo
vermutlich Wasser erst später hinein kommt.
Es ist wirklich seltsam: Obwohl Greg deutlich
genug gesagt hat, jeder muss Platz nehmen, stehen
fast alle an der Reeling und sehen aufs Meer hinaus.
Oder sind wir etwa nur zu folgsam?
Die Crew geht fleißig herum und teilt kohlensäurehaltige
Getränke und Mai Tai’s aus, ob das
wirklich so klug ist
Nicht mal zehn Minuten später wird es richtig
wild. Plötzlich stürmen viele Leute
nach unten, denn es schüttet wie aus Eimern.
Zudem ist das Meer enorm unruhig, das Boot wird
wie eine Miniaturnussschale auf und ab geschleudert.
Michi und ich haben sehr gute Sitzplätze,
jeder von uns eine senkrechte Stange zum Anhalten
daneben, die wir auch dringend brauchen. Obwohl
wir uns daran festklammern, werden wir durch das
Auf und Ab des Bootes immer wieder in die Höhe
geschleudert, um unmittelbar darauf mit dem Allerwertesten
auf der Bank zu landen. Autsch!!! Das wird blaue
Flecken geben
Ein Sitzkissen wäre nicht übel, aber
so etwas gibt es nicht.
Unzählige Male muss Greg den Motor drosseln,
da eine sehr große Welle auf uns zukommt
oder wir auf sie, wie man will.
Michi gibt seine Gedanken bekannt: Er meint,
auch wenn man (in diesem Fall: die anderen) eine
schöne Schnocheltour hatten, so wird das
auf der zweistündigen Rückfahrt nach
Kaua’i zunichte gemacht.
Laufend müssen sich die Leute übergeben,
bei uns herunten wird es immer leerer, weil die
Betroffenen nach oben gehen müssen. Ein paar
wenige liegen versuchsweise auf den Bänken,
die Gesichter schneeweiß.
Draußen schüttet es so gigantisch,
das muss man erlebt haben, sonst glaubt man es
nicht. Ein paar Ladys haben große Handtaschen
oder auch Badetaschen mit, alles ist so nass,
als hätte man es aus dem Meer gezogen.
Jene, die oben sitzen müssen, weil sie sich
mehr oder weniger laufend übergeben müssen,
werden vom herabprasselnden Regen aufgeweicht.
Der gut gemeinte Schutz mit einem Badetuch hilft
nur wenige Sekunden, aber so wie die Leute aussehen,
ist ihnen das im Moment völlig egal. Ein
paar von ihnen wünschen sich nur noch den
Tod.
Auch wenn uns schon zuvor Dagi auf O’ahu
ähnliches berichtet hat, so haben wir es
uns bei weitem nicht so krass vorgestellt oder
andersherum: Es ist so krass, wie man es sich
gar nicht vorstellen kann.
Von 22 Touristen, die insgesamt (mit uns) an
Board sind, sind 17 Leute wegen der extrem rauen
See schwer seekrank. Mir ist es schon fast unangenehm,
dass Michi und ich keinerlei Beschwerden haben,
während die anderen wohl schon ihr Testament
geschrieben haben, es geht ihnen elendig!
Laut Crew ist es die schlimmste Fahrt, die sie
jemals erlebt haben. Ich kann es nicht beurteilen,
aber ich kann sagen, es ist echt heftig.
Auffällig ist, dass die Crew überhaupt
keine Probleme mit Seekrankheit hat, sie sind
bester Laune (so wie wir ).
In diesem Zusammenhang muss ich erwähnen,
dass wir nie sehen, dass sie etwas essen. Sie
trinken auch nicht wirklich, sondern nippen nur
ein wenig am Eiswasser.
Nach schier endloser Fahrt ist Kaua’i in
Sicht. Das Wetter bessert sich und wir können
sogar etwas blauen Himmel erkennen.
An der Küste von Kaua’i entlang ist
die Fahrt weitaus ruhiger als zuvor, was aber
den seekranken Leuten so gut wie gar nicht hilft.
Michi und ich sind heilfroh, an Bord überhaupt
nichts gegessen und die zweite Tablette Bonine
genommen zu haben. Ich vermute, diese beiden Faktoren
haben uns vor der Seekrankheit bewahrt.
Der Captain verlautbart, dass schon der Hafen
gesehen werden kann, was aber kaum hilft, die
allgemeine Stimmung zu heben. Viele der Leute
liegen immer noch auf den Bänken, teilweise
auch am Boden und sind kaum ansprechbar.
Während des Anlegens packen ein paar der
anderen Touristen ihre nassen Sachen zusammen.
Wir beobachten, dass oberhalb bereits die Gangway
befestigt wird, gehen die Stufen hoch und Michi
verlässt – nach dem Captain Greg -
als Zweiter das Boot, die Rückfahrt dauerte
2,5 Stunden.
Michi vergibt Greg „zwei Daumen hoch“
für die Überfahrt, Greg strahlt über
das ganze Gesicht und sagt, er sei sehr froh,
dass diese Horror-Fahrt zu Ende und nichts Außergewöhnliches
passiert ist.
Meine Beurteilung zur Tour: Es war ungeschickt,
dass nach dem Tauch- bzw. Schnorchelgang die Hauptmahlzeit
angeboten wird und UNMITTELBAR darauf die Rückfahrt
zu beginnen.
Am heutigen Tag, wo schon lange zu erkennen war,
dass die Rückfahrt sehr unangenehm wird,
hätte die Einteilung mit schnorcheln/tauchen/Mittagsbuffet/Rückfahrt
umgestaltet werden sollen. Und ja, ich weiß,
man soll nicht mit vollem Magen schnorcheln oder
tauchen, aber muss der Magen wirklich soooo voll
sein? Genügen nicht ein paar ganz wenige
Happen?
Wir sind jedenfalls nicht verhungert
Insgesamt dauerte die Tour 7 Std. 45 Min., laut
Plan hätte sie „nur“ 7 Stunden
dauern sollen, aber kein Wunder bei dieser Rückfahrt.
Michi und ich gehen zu unserem Jeep, auf dem
Parkplatz stehen enorm viele Autos.
Eigentlich möchten wir jetzt Sara von Interisland
Helicopters anrufen, aber wo um alles in der Welt
ist die Visitenkarte von Interisland Helicopters,
wo die Telefonnummer drauf steht? Ach ja, klar,
im Hotel… Sehr schön…
Doch zuerst ein paar Schluck Diet Coke ,
wir sind ziemlich müde, was höchstwahrscheinlich
eine Nebenwirkung von Bonine ist.
Also gut, dann fahren wir persönlich zu
Sara, ist von hier nur ein Katzensprung.
Sara sagt nochmals, wir sollen sie unbedingt um
6 Uhr morgens anrufen, sie stehe täglich
um 5 Uhr auf.
Auch Rob ist anwesend, tippt etwas in seinen
Laptop und sagt, er fliege morgen mit uns, er
freue sich schon sehr darauf und strahlt über
das ganze Gesicht
Wir verabschieden uns und nun möchten wir
einen extra starken Espresso!
Woher nehmen, wenn nicht stehlen
Gut, alles der Reihe nach. Wir haben seit den
frühen Morgenstunden nichts mehr gegessen,
jetzt wird erstmal gepicknickt, dies allerdings
im Auto, auf dem Parkplatz des kleinen Shopping
Centers kurz vor Hanapepe.
Dort steht auch „Grind’s Coffee“,
doch das scheitert daran, dass
a) Geräusche eines Presslufthammers aus dem
Inneren zu hören sind und
b) ein kleiner Zettel auf der Tür auf die
Renovierungsarbeiten hinweist, also geschlossen
ist.
Wir fahren zum Big Save, aber auch dort gibt
es keinen Kaffee, nicht mal den „regular“.
Allerdings kaufen wir Küchenrollen und Trailmix.
Beim Zahlen an der Kassa fragt Michi die Kassiererin,
wo es in der Umgebung einen Espresso gibt. Ihre
Antwort ist, das sei ganz einfach, wir sollen
zur Kaua’i
Coffee Company fahren, dort gibt es einen
Showroom, es gibt Kaffee-Kostproben, man kann
aber Kaffee, andere Getränke und Kleinigkeiten
zum Essen kaufen.
Meine Güte
Wieso sind wir nicht selbst auf diese Idee gekommen
Es ist doch wirklich einfach, denn auf dem Hwy.
steht ein riesengroßes Plakat, das man nicht
mal dann übersehen kann, wenn man es möchte.
Man muss nur abzweigen, nur…
Wir verabschieden uns von der Lady und fahren
Richtung Kaua’i Coffee Company.
Zuerst verkosten wir ein paar Kaffees, gucken
uns den Film an und schließlich stellt sich
Michi für zwei Espressos an ,
während ich mit unseren Rucksäcken die
Sitze reserviere.
Ich blicke ein wenig um mich, beobachte die Leute
und plötzlich sehe ich, dass Michi mit zwei
Leuten spricht, die an einem der wenigen Tische
rechterhand von mir sitzen. Es sind doch glatt
T. und A.
Im Handumdrehen schnappe ich unsere Rucksäcke
und geselle mich dazu. Wir plaudern lange mit
ihnen und übersehen dabei vollkommen die
Zeit. Erst nachdem das Personal rund um uns mit
Aufräumungsarbeiten beginnt, bemerken wir,
dass der Shop schon geschlossen hat und eigentlich
Sperrstunde ist.
Also gehen wir zum Parkplatz, dort sind nur noch
wenige Autos, das Gate ist glücklicherweise
offen.
Wir plaudern frisch und munter weiter (ja, der
Espresso tut seine Wirkung ).
T. und A. überlegen wegen des Helifluges
mit Interisland Helicopters, wann sie ihn buchen
sollten usw.
Nach langer Zeit verabschieden wir uns endlich,
die beiden gehen zu ihrem Auto hinüber und
wir steigen in unseres ein.
Mir lässt aber der Heliflug von T. und A.
keine Ruhe. Wir haben mit viel Glück vielleicht
schon morgen einen ganz außergewöhnlichen
Helflug, wir hätten noch Platz für zwei
Leute, die diesen außergewöhnlichen
Heliflug mitmachen könnten… Eile ist
geboten, zumal A. das Auto startet.
Vorsichtig frage ich Michi, was er denn davon
hält, T. und A. zumindest das Angebot zu
machen, ev. mit uns fliegen zu können. Zuerst
zögert er, doch dann meint er, das sei eine
gute Idee
Ich springe aus dem Auto und deute A., er solle
stehen bleiben. Dann erkläre ich den beiden,
worum es geht, aber damit sind sie naturgemäß
auf die Schnelle überfordert, ich kann aber
ein gewisses Aufleuchten in ihren Augen erkennen.
Doch sie sollen sich gar nicht jetzt in diesem
Moment entscheiden, das können sie auf der
Fahrt nach Kapa’a immer noch tun und dann
sollen sie halt einfach an unserer Tür anklopfen
oder uns anrufen, wie auch immer und uns Bescheid
geben.
Allerdings müssten sie – wie wir –
vorsichtshalber um 6.15 Uhr morgens abfahrbereit
sein. Es ist aber genauso gut möglich, dass
wir um 6 Uhr oder kurz zuvor Sara anrufen und
Sara sagt, es wird nichts und somit sind T. und
A. (wir sowieso) umsonst so bald aufgestanden.
Die beiden haben jetzt etwas zu überlegen
und auf der Fahrt nach Kapa’a genug Zeit
dafür. Außerdem ist es ja nur ein Angebot
von uns, das können sie genauso gut ablehnen
und wir wären weder böse noch sauer
– warum auch?
Wir fahren ebenfalls nach Kapa’a zurück
und bereiten die Sachen für den morgigen
Tag vor. Auch essen wir noch eine Kleinigkeit
im Hotelzimmer. Schließlich richte ich noch
das morgige Frühstück in Form von Toasts
und verfrachte sie in den Kühlschrank. Sollten
wir morgen tatsächlich um 6 Uhr nach Pt.
Allen fahren, frühstücken wir halt im
Auto.
Zwischendurch ruft A. an, sie sind bereit, so
früh aufzustehen, selbst wenn dann nichts
aus dem Flug werden würde, aber dieses besondere
Ereignis möchten sie sich doch nicht entgehen
lassen, wenn sie schon die Möglichkeit dazu
bekommen.
Ein Blick auf meine Armbanduhr zeigt, dass die
Batterie alle ist
Na gut, dann nehme ich ab sofort nur mehr meine
Wetteruhr, auch gut.
Man lese und staune: Wir gehen vor 23 Uhr ins
Bett. Sleep well!