Dienstag, 6. 7. 2010

Um 4.15 Uhr läutet der Radiowecker, kurz darauf Michis Handy.
Wir stehen flugs auf und machen uns fertig, ich richte unser Frühstück, das wir im Auto verzehren möchten.

Die großen Rucksäcke sind mit allem, was wir glauben, zu brauchen, gepackt und so fahren wir los. Die Ni'ihau-Na Pali Schnorcheltour mit Blue Dolphin Charters steht am Programm.

Die Straßen sind bis Pt. Allen durchgehend nass. Die Wolken am Himmel verheißen nichts Gutes, aber das wird sich hoffentlich noch ändern.

Wir frühstücken im Auto, was auch für mich als Fahrerin kein Problem darstellt und nehmen je eine Tablette Bonine ein.

Überpünktlich, um 5.50 Uhr, treffen wir bei Blue Dolphin Charters ein. Wir müssen einen Waiver unterschreiben, dass wir mit allem einverstanden sind und das Auto dann am Ende des Gebäudes am nicht asphaltierten Parkplatz abstellen und wieder zum Gebäude zurück kehren.

Mittlerweile ist es 6.20 Uhr, es kommen laufend Leute, aber ansonsten tut sich noch nichts.

Das Wetter scheint sich zunehmend zu bessern, es lugt ein wenig blauer Himmel hervor. Mal sehen, wie sich das im Laufe des Tages entwickelt.

Um 6.45 Uhr werden wir von einem vorerst unbekannten Crew-Mitglied vor dem Laden von Blue Dolphin Charters willkommen geheißen und gehen anschließend in der Gruppe von geschätzten 20 Teilnehmern zum Boot hinunter.

Vor dem Betreten des Bootes müssen alle ihre Schuhe ausziehen und in ein dort befindliches Regal stellen. Ein Herr mit indischem (?) Aussehen weigert sich jedoch vehement und darf als Einziger mit Schuhen an Board.

Um 7 Uhr legen wir ab.

Wettermäßig ist es mittelprächtig.

Vor uns – Richtung Ni’ihau - sieht es ganz gut aus, aber wenn wir zurück nach Kaua’i blicken, ist es tief schwarz.

Kaum sind wir gestartet, gehen fast alle Teilnehmer zum Frühstücksbuffet hinunter, um sich reichlich zu bedienen. Mit diversen Süßteilen kommen sie wieder hoch, jeder ein unbekanntes Getränk in der Hand, vermutlich Kaffee oder Tee. Michi und ich verweigern das Frühstücksbuffet

Gemütlich schippern wir an der Na Pali Coast entlang.

Zu dieser frühen Uhrzeit liegt sie großteils noch im Schatten. Das sehr stark wechselnde Wetter erschwert es, an halbwegs brauchbare Fotos zu kommen. Teilweise hängen die Wolken ziemlich tief.

Vorbei am Miloli’i Beach fahren wir am Honopu Beach mit dem gleichnamigen Arch sowie an Kelapa Ridge vorbei. Es geht zum Kalalau Beach weiter, wo wir ein paar Wanderer beobachten, die gerade entlang des Strandes gehen.

Da der Himmel, je weiter nördlich wir an der Na Pali Coast entlang fahren, immer schwärzer wird, drehen wir schließlich um und fahren in entgegen gesetzte Richtung zurück.

Nun geht es aufs offene Meer hinaus, die Fahrt ist relativ ruhig. Wir blicken zurück und sehen Richtung Kaua’i sehr starke Bewölkung, es dürfte sogar regnen.

Vor uns ist das Wetter zwar nicht bilderbuchmäßig, aber doch recht annehmbar: Blauer Himmel ist mit ein paar Wolken durchsetzt.

Ich fotografiere ein wenig, filmen darf ich leider nicht Michi wollte nicht mal, dass ich den alten Camcorder mitnehme, da ihm das Salzwasser schadet. Dabei will ich gar keine Unterwasseraufnahmen machen
Es ärgert mich zugegeben maßlos – andere filmen auf Teufel komm’ raus und ich hocke über Wasser mit der Unterwasserkamera…

Wir fahren genau in den Channel zwischen Ni’ihau und Lehua und plötzlich sichten wir die ersten Delfine, der Captain stoppt den Motor.

Zahlreiche Delfine tummeln sich rund um das Boot, springen aus dem Wasser, um im hohen Bogen wieder in dieses einzutauchen. Es scheint, als würden sie extra für uns eine Show abziehen.

Der Captain erzählt, dass oftmals 100 bis 150 Delfine auf einmal hier sind, was wir nicht recht glauben können. Heute sind es jedenfalls nicht so viele.

Die Fahrt zieht sich in die Länge, zeitweise haben wir das Gefühl, wir kommen überhaupt nicht vom Fleck. Kaua’i erscheint immer gleich weit entfernt und Ni’ihau sowie Lehua ebenso.

Die Bordcrew ist sehr bemüht, bietet laufend Getränke und Knabbereien an. Wer daran Gefallen findet, kann wirklich nicht meckern. Wir lehnen jedes Mal dankend ab, wir haben je eine Flasche Wasser mit, das genügt. Zum Essen brauchen und wollen wir nichts.

Auch gehen die Crewmitglieder von einem Pärchen bzw. von einer Familie zur anderen, um zu fragen, woher kommt ihr, wie gefällt es euch, wie lange bleibt ihr. Es lockert die Atmosphäre auf.

Nach schier endlos erscheinender Fahrt sind dann doch Ni’ihau und Lehua so weit erreicht, dass wir schon sehr gut den langen, sehr schönen weißen Sandstrand von Ni’ihau, Keamano Beach genannt, sehen können und Lehua zu unserer Rechten kommt immer näher und näher, sodass ich ganz gute Fotos schießen kann.

Ni'ihau

Lehua

Ni'ihau mit dem Keamano Beach

nochmals der Keamano Beach, etwas näher

Wir wissen schon von Dagi, dass nicht bei Ni’ihau, sondern bei Lehua geschnorchelt wird und so sind wir auch gar nicht verwundert, als wir mehr und mehr Lehua ansteuern.

Schon die längste Zeit kann ich beobachten, wie unerfahrene Taucher hinter uns in die Materie eingewiesen werden. Sie bekommen die Zeichensprache im Schnelldurchlauf erklärt, wie das mit Maske aufsetzen und auf Dichtheit überprüfen funktioniert und vieles mehr.

Die bisherigen Nicht-Taucher sowie die erfahrenen Taucher sind in zwei Gruppen gesplittet, die einen sitzen rechts, die anderen links am Boot.
Zugehörig für jede Tauchergruppe ist jeweils ein Crewmitglied.

Bei Lehua fahren wir an einer Basisstation für den Sendemast vorbei, dort dümpelt unser Boot im seichteren Wasser leicht dahin, bis schließlich der Motor gestoppt wird.

Lehua, der weiße Fleck ist die Basisstation für den Sendemast

Apropos Basisstation für den Sendemast: Theoretisch (und praktisch ) dürfte es diesen gar nicht geben, denn Lehua ist – wie viele anderen Hawai’i-Inseln bzw. Atolle auch – eine Seabird Sanctuary und darf nicht (!) betreten werden.

Da ich gerade bei Lehua bin, noch ein bisschen Wissenswertes: Diese kleine unbewohnte Insel gehört zu Kaua’i und ist ca. 1,2 km von der Nordspitze der Nachbarinsel Ni’ihau entfernt. Die höchste Erhebung misst 213 m.

Der dicke Hawaiianer, ein Crew-Mitglied, geht als Erster von Bord ins Wasser, bewaffnet mit Schnorchelbrille und Seil, das er unter Wasser befestigen soll.
Es dauert nur kurz, schon kommt sein Kopf wieder hoch und er ruft „Jelly fish! Jelly fish!“
Greg, unser Captain, ruft ihm zu „come on bord! Come on bord!”
Der Hawaiianer deutet ihm, die Jelly Fish seien ca. 1 m lang, aber Greg wird sehr ungeduldig, weil der Hawaiianer nicht sofort seine Anweisungen zum ins Boot-Kommen befolgt.
Kaum ist er an Bord, wird der Motor angeworfen und wir fahren ein Stück näher an Ni’ihau.

Dort wird das Boot im tieferen Wasser verankert. Der Hawaiianer schwimmt mit der Taucherbrille ein wenig herum, mal links, mal rechts und hält nach Jelly Fish Ausschau. Er findet nichts. Die Wassertiefe ist hier jedoch mehr als in der Nähe von Lehua und laut Captain ist die Wahrscheinlichkeit, dass hier Jelly Fish sind, deutlich geringer als in der Nähe von Lehua.

Die Taucher dürfen als erste ins Meer und währenddessen bekommen die Schnorchler noch Sicherheitsanweisungen und werden mit Schwimmwesten versehen.

Michi hat von vornherein nicht vorgehabt zu schnorcheln, ich hingegen schon, deswegen habe ich auch mein Schnorchelequipment mit dabei.
Doch bei der Jelly Fish-Warnung von vorhin frage ich mich, woher die Jelly Fish so genau wissen, wo die Grenze ist Ist es wirklich der Temperaturunterschied?
Ich ringe mit mir, sehe, wie die Schnorchler ins Wasser gehen. Einerseits sehe ich mir leid, andererseits sage ich mir, ist es das Risiko wirklich wert Nach etlichen Minuten des Zögerns entscheide ich, dass ich nicht von Bord gehe, so schwer es mir auch fällt

Der Hawaiianer kümmert sich um die Schnorchler, die sich nicht sehr weit vom Boot entfernen dürfen.
Er hält auch immer wieder Ausschau nach Jelly Fish, also so sicher dürfte dieses Gebiet doch nicht sein.

Während der Zeit, in der die anderen schnorcheln und tauchen, gehen unsere Blicke immer wieder über das Meer. Plötzlich sehen wir in einiger Entfernung unruhiges Wasser, aber keine Welle in dem Sinn. Das Meer wird zunehmend unruhiger und dann sehen wir den Grund: Vier (!) Buckelwale sind dafür verantwortlich Heraus aus dem Wasser und wieder hinein – so spielen sie einige Zeit und wir kommen aus dem Staunen nicht heraus. Buckelwale im Juli, wer hätte das gedacht?

Auch zu Ni’ihau sehen wir immer wieder hinüber, wir sind ja nicht sehr weit entfernt. Ich sehe, wie sich insgesamt drei Bewohner von Ni’ihau Richtung Keamano Beach begeben und – kritisch (?) – zu unserem Boot herüber gucken und dann wieder am Strand auf und ab gehen. Kein Wunder, denn wir sind – wie uns vom Captain bestätigt wird – näher an Ni’ihau, als es üblich ist.

Blicke Richtung Kaua’i zeigen nichts, sondern nur eine dicke, schwarze Wolkenwand. Bei uns hingegen ist schönes Wetter und es sieht nicht bedrohlich aus.

Nach ca. 30 Minuten ist der Schnorchelteil vorbei, auch die Taucher kommen wieder an Bord. Die Leute zittern wie Espenlaub, wie manche erzählen, ist das Wasser sehr, sehr kalt. Eine extrem dünne Taucherin ist am schwersten betroffen, auch ihr Sohn, der ebenfalls getaucht hat, dabei hatten sie Neopren-Anzüge an.

Der Begleiter der erfahrenen Taucher kommt als Letzter an Bord und wirft einen Octopus an Bord. Der Hawaiianer ruft ihm zu, er möge ihn in den Eimer geben, er möchte ihn haben.

Der soeben aus dem Wasser Gekommene setzt sich den Octopus auf den Kopf
Er fragt, wer den Octopus einmal halten möchte, aber niemand meldet sich – außer ich Das niedliche Tierchen saugt sich an mir ganz schön fest und ich versuche immer wieder, mich ein bisschen zu befreien, was aber nur für kurze Zeit gelingt.

Die anderen Teilnehmer beobachten mich und ich frage, wer den Octopus als nächster haben möchte. Sofort treten sie einen Schritt weiter zurück

Nach einigen Minuten übergebe ich das Tierchen wieder dem Crewmitglied. Er lässt den Octopus für einen längeren Zeitraum auf ihm sitzen und er saugt sich dermaßen fest an, dass er nur mehr schwer abzuheben ist. Der gute Mann hat anschließend zahlreiche rote Flecken an Arm und Oberkörper.

Endlich darf der Octopus in den Eimer mit Wasser, aber dort bleibt er nur kurz und beginnt, aus dem Eimer zu klettern. Er merkt, dass es außerhalb aber kein Wasser gibt, also geht er doch freiwillig wieder in den Eimer zurück Er schnaubt und pustet, was sehr interessant zu beobachten ist. Michi, ganz mutig , streicht dem Octopus vorsichtig über den Kopf.
Interessant ist auch, dass der Octopus seine Farbe verändert und das in kurzer Zeit von vielleicht zwei Sekunden: Hat er Angst, wird er weiß, fühlt er sich wohl, hat er die gewohnte rötlich-braune Farbe.

Ebenfalls interessant ist die Beobachtung, dass der Octopus auf der rechten Seite des Kopfes das Wasser ansaugt, auf der linken Seite stülpt er ein Rohr heraus, aus dem das Wasser wieder ausströmt. Zwischendurch wird die Seite gewechselt, dann saugt er links an und strömt rechts aus.

Wie groß ist eigentlich dieser Octopus? Würden wir ihn auf einen Tisch legen – unter der Voraussetzung, er bleibt liegen, was er mit Sicherheit nicht tut – würde er von einem Tentakelende zum anderen ca. 80 cm messen. Der Kopf ist knapp faustgroß.

Michi fragt das Crewmitglied, weshalb der Octopus keine Tinte abgegeben hat, die Antwort versteht er aber nicht wirklich, denn sie lautete schlicht und einfach „he won’t do that“ – warum auch immer.

Nach diesem tierischen Erlebnis wird das Mittagsbuffet eröffnet. Wir bleiben am Oberdeck sitzen, während sich alle, aber wirklich alle anderen an den Köstlichkeiten bedienen. Es gibt Nudelsalat, Steaks, Gemüse, Früchte usw., es sieht sehr lecker aus.

Wir beobachten das Ganze: Die Touristen stellen sich an der einen Seite des Bootes an, gehen dann einer nach dem anderen an der Bar vorbei und auf der anderen Seite kommen sie mit ziemlich gefüllten Tellern wieder hoch. Erstaunlich, wie viel manche Menschen essen können

Das Buffet ist nach nicht sehr langer Zeit beendet und Greg wirft erneut den Motor an und wir schippern Richtung Lehua und zwar zu jener Stelle, an der üblicherweise geschnorchelt wird, da hier die schönsten Spots sind. Das ist dort, wo der Spalt in der Insel ist, durch den man durchsehen kann.

Hier liegen weitere zwei Boote vor Anker, ein drittes fährt gerade weg.

In der Nähe des Spaltes dreht Greg noch ein paar Runden und nimmt schließlich – zwischen Lehua und Ni’ihau – Kurs Richtung Kaua’i.

Sozusagen im selben Moment gibt er per Lautsprecher durch, dass sich nun alle Leute auf ihre Plätze setzen sollen, auch muss alles zusammen gepackt werden, denn es steht uns eine äußerst unruhige Rückfahrt bevor.
Anlass genug, dass sowohl Michi als auch ich noch je eine Tablette Bonine schlucken, obwohl die erste Tablette von heute Morgen 24 Stunden wirken sollte. Sooo schädlich kann eine Bonine mehr auch nicht sein.

Seltsamerweise kümmert Greg’s Durchsage die anderen Teilnehmer wenig bis gar nicht, es ist gerade so, als hätte er nichts gesagt.

Michi und ich verlassen das Oberdeck und begeben uns nach unten und innen ganz nach hinten, wo vermutlich Wasser erst später hinein kommt.

Es ist wirklich seltsam: Obwohl Greg deutlich genug gesagt hat, jeder muss Platz nehmen, stehen fast alle an der Reeling und sehen aufs Meer hinaus.
Oder sind wir etwa nur zu folgsam?

Die Crew geht fleißig herum und teilt kohlensäurehaltige Getränke und Mai Tai’s aus, ob das wirklich so klug ist

Nicht mal zehn Minuten später wird es richtig wild. Plötzlich stürmen viele Leute nach unten, denn es schüttet wie aus Eimern. Zudem ist das Meer enorm unruhig, das Boot wird wie eine Miniaturnussschale auf und ab geschleudert.

Michi und ich haben sehr gute Sitzplätze, jeder von uns eine senkrechte Stange zum Anhalten daneben, die wir auch dringend brauchen. Obwohl wir uns daran festklammern, werden wir durch das Auf und Ab des Bootes immer wieder in die Höhe geschleudert, um unmittelbar darauf mit dem Allerwertesten auf der Bank zu landen. Autsch!!! Das wird blaue Flecken geben Ein Sitzkissen wäre nicht übel, aber so etwas gibt es nicht.

Unzählige Male muss Greg den Motor drosseln, da eine sehr große Welle auf uns zukommt oder wir auf sie, wie man will.

Michi gibt seine Gedanken bekannt: Er meint, auch wenn man (in diesem Fall: die anderen) eine schöne Schnocheltour hatten, so wird das auf der zweistündigen Rückfahrt nach Kaua’i zunichte gemacht.

Laufend müssen sich die Leute übergeben, bei uns herunten wird es immer leerer, weil die Betroffenen nach oben gehen müssen. Ein paar wenige liegen versuchsweise auf den Bänken, die Gesichter schneeweiß.

Draußen schüttet es so gigantisch, das muss man erlebt haben, sonst glaubt man es nicht. Ein paar Ladys haben große Handtaschen oder auch Badetaschen mit, alles ist so nass, als hätte man es aus dem Meer gezogen.
Jene, die oben sitzen müssen, weil sie sich mehr oder weniger laufend übergeben müssen, werden vom herabprasselnden Regen aufgeweicht. Der gut gemeinte Schutz mit einem Badetuch hilft nur wenige Sekunden, aber so wie die Leute aussehen, ist ihnen das im Moment völlig egal. Ein paar von ihnen wünschen sich nur noch den Tod.

Auch wenn uns schon zuvor Dagi auf O’ahu ähnliches berichtet hat, so haben wir es uns bei weitem nicht so krass vorgestellt oder andersherum: Es ist so krass, wie man es sich gar nicht vorstellen kann.

Von 22 Touristen, die insgesamt (mit uns) an Board sind, sind 17 Leute wegen der extrem rauen See schwer seekrank. Mir ist es schon fast unangenehm, dass Michi und ich keinerlei Beschwerden haben, während die anderen wohl schon ihr Testament geschrieben haben, es geht ihnen elendig!

Laut Crew ist es die schlimmste Fahrt, die sie jemals erlebt haben. Ich kann es nicht beurteilen, aber ich kann sagen, es ist echt heftig.

Auffällig ist, dass die Crew überhaupt keine Probleme mit Seekrankheit hat, sie sind bester Laune (so wie wir ). In diesem Zusammenhang muss ich erwähnen, dass wir nie sehen, dass sie etwas essen. Sie trinken auch nicht wirklich, sondern nippen nur ein wenig am Eiswasser.

Nach schier endloser Fahrt ist Kaua’i in Sicht. Das Wetter bessert sich und wir können sogar etwas blauen Himmel erkennen.

An der Küste von Kaua’i entlang ist die Fahrt weitaus ruhiger als zuvor, was aber den seekranken Leuten so gut wie gar nicht hilft.

Michi und ich sind heilfroh, an Bord überhaupt nichts gegessen und die zweite Tablette Bonine genommen zu haben. Ich vermute, diese beiden Faktoren haben uns vor der Seekrankheit bewahrt.

Der Captain verlautbart, dass schon der Hafen gesehen werden kann, was aber kaum hilft, die allgemeine Stimmung zu heben. Viele der Leute liegen immer noch auf den Bänken, teilweise auch am Boden und sind kaum ansprechbar.

Während des Anlegens packen ein paar der anderen Touristen ihre nassen Sachen zusammen.

Wir beobachten, dass oberhalb bereits die Gangway befestigt wird, gehen die Stufen hoch und Michi verlässt – nach dem Captain Greg - als Zweiter das Boot, die Rückfahrt dauerte 2,5 Stunden.
Michi vergibt Greg „zwei Daumen hoch“ für die Überfahrt, Greg strahlt über das ganze Gesicht und sagt, er sei sehr froh, dass diese Horror-Fahrt zu Ende und nichts Außergewöhnliches passiert ist.

Meine Beurteilung zur Tour: Es war ungeschickt, dass nach dem Tauch- bzw. Schnorchelgang die Hauptmahlzeit angeboten wird und UNMITTELBAR darauf die Rückfahrt zu beginnen.
Am heutigen Tag, wo schon lange zu erkennen war, dass die Rückfahrt sehr unangenehm wird, hätte die Einteilung mit schnorcheln/tauchen/Mittagsbuffet/Rückfahrt umgestaltet werden sollen. Und ja, ich weiß, man soll nicht mit vollem Magen schnorcheln oder tauchen, aber muss der Magen wirklich soooo voll sein? Genügen nicht ein paar ganz wenige Happen?
Wir sind jedenfalls nicht verhungert

Insgesamt dauerte die Tour 7 Std. 45 Min., laut Plan hätte sie „nur“ 7 Stunden dauern sollen, aber kein Wunder bei dieser Rückfahrt.

Michi und ich gehen zu unserem Jeep, auf dem Parkplatz stehen enorm viele Autos.
Eigentlich möchten wir jetzt Sara von Interisland Helicopters anrufen, aber wo um alles in der Welt ist die Visitenkarte von Interisland Helicopters, wo die Telefonnummer drauf steht? Ach ja, klar, im Hotel… Sehr schön…
Doch zuerst ein paar Schluck Diet Coke , wir sind ziemlich müde, was höchstwahrscheinlich eine Nebenwirkung von Bonine ist.

Also gut, dann fahren wir persönlich zu Sara, ist von hier nur ein Katzensprung.
Sara sagt nochmals, wir sollen sie unbedingt um 6 Uhr morgens anrufen, sie stehe täglich um 5 Uhr auf.

Auch Rob ist anwesend, tippt etwas in seinen Laptop und sagt, er fliege morgen mit uns, er freue sich schon sehr darauf und strahlt über das ganze Gesicht

Wir verabschieden uns und nun möchten wir einen extra starken Espresso!

Woher nehmen, wenn nicht stehlen

Gut, alles der Reihe nach. Wir haben seit den frühen Morgenstunden nichts mehr gegessen, jetzt wird erstmal gepicknickt, dies allerdings im Auto, auf dem Parkplatz des kleinen Shopping Centers kurz vor Hanapepe.

Dort steht auch „Grind’s Coffee“, doch das scheitert daran, dass
a) Geräusche eines Presslufthammers aus dem Inneren zu hören sind und
b) ein kleiner Zettel auf der Tür auf die Renovierungsarbeiten hinweist, also geschlossen ist.

Wir fahren zum Big Save, aber auch dort gibt es keinen Kaffee, nicht mal den „regular“. Allerdings kaufen wir Küchenrollen und Trailmix.
Beim Zahlen an der Kassa fragt Michi die Kassiererin, wo es in der Umgebung einen Espresso gibt. Ihre Antwort ist, das sei ganz einfach, wir sollen zur Kaua’i Coffee Company fahren, dort gibt es einen Showroom, es gibt Kaffee-Kostproben, man kann aber Kaffee, andere Getränke und Kleinigkeiten zum Essen kaufen.

Meine Güte Wieso sind wir nicht selbst auf diese Idee gekommen
Es ist doch wirklich einfach, denn auf dem Hwy. steht ein riesengroßes Plakat, das man nicht mal dann übersehen kann, wenn man es möchte. Man muss nur abzweigen, nur…

Wir verabschieden uns von der Lady und fahren Richtung Kaua’i Coffee Company.

Zuerst verkosten wir ein paar Kaffees, gucken uns den Film an und schließlich stellt sich Michi für zwei Espressos an , während ich mit unseren Rucksäcken die Sitze reserviere.

Ich blicke ein wenig um mich, beobachte die Leute und plötzlich sehe ich, dass Michi mit zwei Leuten spricht, die an einem der wenigen Tische rechterhand von mir sitzen. Es sind doch glatt T. und A.

Im Handumdrehen schnappe ich unsere Rucksäcke und geselle mich dazu. Wir plaudern lange mit ihnen und übersehen dabei vollkommen die Zeit. Erst nachdem das Personal rund um uns mit Aufräumungsarbeiten beginnt, bemerken wir, dass der Shop schon geschlossen hat und eigentlich Sperrstunde ist.

Also gehen wir zum Parkplatz, dort sind nur noch wenige Autos, das Gate ist glücklicherweise offen.

Wir plaudern frisch und munter weiter (ja, der Espresso tut seine Wirkung ). T. und A. überlegen wegen des Helifluges mit Interisland Helicopters, wann sie ihn buchen sollten usw.
Nach langer Zeit verabschieden wir uns endlich, die beiden gehen zu ihrem Auto hinüber und wir steigen in unseres ein.

Mir lässt aber der Heliflug von T. und A. keine Ruhe. Wir haben mit viel Glück vielleicht schon morgen einen ganz außergewöhnlichen Helflug, wir hätten noch Platz für zwei Leute, die diesen außergewöhnlichen Heliflug mitmachen könnten… Eile ist geboten, zumal A. das Auto startet.
Vorsichtig frage ich Michi, was er denn davon hält, T. und A. zumindest das Angebot zu machen, ev. mit uns fliegen zu können. Zuerst zögert er, doch dann meint er, das sei eine gute Idee

Ich springe aus dem Auto und deute A., er solle stehen bleiben. Dann erkläre ich den beiden, worum es geht, aber damit sind sie naturgemäß auf die Schnelle überfordert, ich kann aber ein gewisses Aufleuchten in ihren Augen erkennen.

Doch sie sollen sich gar nicht jetzt in diesem Moment entscheiden, das können sie auf der Fahrt nach Kapa’a immer noch tun und dann sollen sie halt einfach an unserer Tür anklopfen oder uns anrufen, wie auch immer und uns Bescheid geben.

Allerdings müssten sie – wie wir – vorsichtshalber um 6.15 Uhr morgens abfahrbereit sein. Es ist aber genauso gut möglich, dass wir um 6 Uhr oder kurz zuvor Sara anrufen und Sara sagt, es wird nichts und somit sind T. und A. (wir sowieso) umsonst so bald aufgestanden.

Die beiden haben jetzt etwas zu überlegen und auf der Fahrt nach Kapa’a genug Zeit dafür. Außerdem ist es ja nur ein Angebot von uns, das können sie genauso gut ablehnen und wir wären weder böse noch sauer – warum auch?

Wir fahren ebenfalls nach Kapa’a zurück und bereiten die Sachen für den morgigen Tag vor. Auch essen wir noch eine Kleinigkeit im Hotelzimmer. Schließlich richte ich noch das morgige Frühstück in Form von Toasts und verfrachte sie in den Kühlschrank. Sollten wir morgen tatsächlich um 6 Uhr nach Pt. Allen fahren, frühstücken wir halt im Auto.

Zwischendurch ruft A. an, sie sind bereit, so früh aufzustehen, selbst wenn dann nichts aus dem Flug werden würde, aber dieses besondere Ereignis möchten sie sich doch nicht entgehen lassen, wenn sie schon die Möglichkeit dazu bekommen.

Ein Blick auf meine Armbanduhr zeigt, dass die Batterie alle ist Na gut, dann nehme ich ab sofort nur mehr meine Wetteruhr, auch gut.

Man lese und staune: Wir gehen vor 23 Uhr ins Bett. Sleep well!