Samstag, 13. 10. 2007:

Erbarmungslos tut der Wecker um 6.40 Uhr seine Pflicht. Zuerst versuchen wir, ihn zu ignorieren, aber der Kerl ist echt hartnäckig! Er läutet doch glatt 10 Minuten später noch mal.
Ok, jetzt heißt es aufstehen. Ein neuer Tag auf Big Island wartet auf uns

Wir haben außerdem für heute Vormittag einen Plan bzw. einen selbst erstellten Termin, nämlich, gegen 9.30 Uhr möchten wir wiederum bei Tropical Helicopters sein und einen Heli-Flug ohne Türen buchen.
Tropical Helicopters – zumindest jene Flüge ohne Türen – werden nur dann durchgeführt, wenn sich vier Passagiere für die Tour finden. Nun könnte es theoretisch sein, dass es bereits zwei Leute gibt, die sich schon für solch einen Flug angemeldet haben, aber es fehlen noch zwei – das könnten eventuell wir sein. D. h., wir rüsten uns rein vorsichtshalber mit den für den Heli-Flug ohne Türen notwendigen Klamotten (Jeans, festes Schuhwerk, dicken, windfesten Jacken) aus.

Filmer und Foto sind frisch geladen, wettermäßig sieht es sehr gut aus. Man würde nicht glauben, dass man in Hilo ist. Die Sonne lacht vom Himmel, es ist keine einzige Wolke zu sehen.

Je nachdem, wie es mit Tropical Helicopters weiter geht, werden wir für den restlichen Tag einen Plan schmieden, was wir unternehmen möchten.

Doch jetzt erst mal ab zum Frühstücksbuffet

Um 9 Uhr fahren wir zu Tropical Helicopters, die am Airport stationiert sind. Dort erkundigen wir uns, welche Route denn jetzt geflogen wird und erfahren darüber einiges.

Der nächste frei verfügbare Flug ist am kommenden Montag um 7.30 Uhr, alternativ um 11.30 Uhr. Nach nur kurzem Zögern entschließen wir uns für den Flug um 7.30 Uhr, zahlen $ 380 für uns zwei und dürfen wieder fahren.

Zurück im Hotel packen wir unsere Rucksäcke und haben die Idee des Tages: Wir fahren auf den Mauna Kea Ich bin gespannt, ob wir diesmal den Lake Wai’au finden, ich hoffe aber schon, zumal ich ziemlich genau weiß, wo der Trailhead ist.

Um 10.10 Uhr starten wir in Richtung Saddle Road.
25 Minuten später stoppen wir beim MM 22, hier wird gerade eine Baustelle eingerichtet. Rechterhand sind schon wassergefüllte Barrieren aufgestellt. Wir kennen aber keine Scheu und steigen einfach darüber

Nun können wir endlich – ungestört von Baustellensachen, Stromleitungen usw. – den Mauna Kea fotografieren und filmen.
Mittlerweile können wir folgendes feststellen:

Die Saddle Rd. ist von ca. MM 20 bis mindestens zum Hunter Checking – Häuschen eine einzige Baustelle mit fast durchgehender unsealed road.
Da könnte man doch glatt die Frage stellen, was sagt denn Alamo dazu Denn normalerweise ist die Saddle Rd. asphaltiert, aber momentan halt teilweise nicht… Darf man die Saddle Rd. wegen der Baustelle (weil gravel road) nun mit einem Alamo Auto fahren oder nicht Verliert man den Versicherungschutz oder nicht

Es macht jedenfalls den Anschein, als würde die Saddle Rd. auf mindestens vier Spuren ausgebaut werden Hilfe MEINE Saddle Road – vierspurig Ein Alptraum

Auch heute, am Samstag, sind alle schweren Baumaschinen im Betrieb. Sogar der Parkplatz beim Hunter Checking – Häuschen ist bereits geteert

Das entspricht nun gar nicht meinen Vorstellungen, aber andererseits ist die Saddle Rd. eine wichtige Verbindungsstraße von Hilo nach Waimea und umgekehrt.

der kleine grüne Hügel im Hintergrund ist der Pu'u Huluhulu,
ganz im Hintergrund ist der Mauna Loa zu sehen

Um 12 Uhr biegen wir in die Mauna Kea Access Rd., alias John. A. Burns Way, ein. Kurz darauf stoppen wir rechterhand auf einem kleinen asphaltierten Stück, von wo aus wir fotografieren und filmen.

Von hier aus sehe ich, dass die Bauarbeiten offensichtlich nach der Abzweigung in Richtung Waimea weiter gehen. Es sind auch dort etliche Baumaschinen im Einsatz.

Nun ist es 14 Uhr und wir haben uns freiwillig – ich betone freiwillig – im Visitor Center aufgehalten, wo eine junge Lady aus Fernost (oder von hier aus „Nahwest“) Dienst schiebt. Sie kümmert sich um überhaupt nichts, ist vielmehr offenbar bemüht, ihr Buch fertig zu lesen und heißen Kaffee zu trinken.

Die Außentemperatur beträgt 14° C (nicht Fahrenheit), die Wolken nehmen eher zu. Wir ziehen unsere warmen Klamotten an und jetzt gehen wir es an: Gipfelstürmer
Die Gebäude sind die Unterkunfte der Astronomen.

Noch im Januar 2006 war kurz nach dem Visitor Center ein großes Schild zu lesen, dass man ab jetzt nur noch mit Allrad fahren darf, hier sei unbedingt der Allrad einzuschalten etc. – das gibt es jetzt nicht mehr.

Das Befahren ab dem Visitor Center ist mittlerweile für alle Fahrzeuge gestattet, auch für 2WD.
Aber Warnung Man verliert ab hier den Versicherungsschutz, ausgenommen, wenn man mit 4WD-Autos der Firma Harper unterwegs ist. Sie haben immer noch eine Monopol-Stellung.

Um 13.25 Uhr haben wir die fünf Meilen unpaved road hinter uns, die heute eine gewisse Ähnlichkeit mit der Waschbrettpiste von der Gibb River Road in Australien hat. Ich würde sagen, die Piste ist heute mäßig schlecht, aber wir kennen sie auch in einem schlimmeren Zustand, allerdings auch in einem besseren.
Über uns ist wiederum blauer Himmel, allerdings mit zahlreichen Wolken durchsetzt. Vorhin haben wir die Wolkenwand durchfahren, eine gewisse Zeit sah ich nur sehr wenig.

Nun haben wir die 12.000 feet – Grenze erreicht, es dauert also nicht mehr sehr lange, bis wir bei den Observatorien sind.

Zehn Minuten später machen wir auf einem rechterhand befindlichen Parkplatz eine kurze Rast. Momentan meint es die Sonne nicht allzu gut mit uns, aber warten wir mal ab, das kann sich im Handumdrehen wieder ändern.
Das GPS-Gerät zeigt 3.900 m und wir verzehren einen Apfel, weil uns beiden nicht besonders ist.

Wir beenden unsere Pause, wir fühlen uns ein wenig besser und fahren bis zur nächsten Haarnadelkurve, die nach rechts führt, weiter. Dort stehen wir ganz am Straßenrand, nur wenige Meter vom MM 7 entfernt.

Nun ist erst mal wieder aklimatisieren an der Tagesordnung. Die Observatorien glänzen herrlich und sehen gegen den blauen Himmel wunderschön aus.

Hier beim MM 7 steht gegenüber ein Schild „ Mauna Kea Ice Age Natural Area Reserve“. Wenn man genau an dieser Stelle über die Leitplanke steigt, was erlaubt ist, gelangt man zum Lake Wai’au Trail, den wir um 14.30 Uhr beginnen.
Zuerst müssen wir über eine kleine Böschung hinunter, dann geht es eine Zeit lang eben auf Sand dahin, bis wir schließlich ein klein wenig bergauf gehen müssen.

Ich bekomme kaum Luft, mein Herz rast, ab und zu bin ich ein wenig schwindlig – die Höhenluft grüßt sanft, aber doch sehr deutlich.

Wettermäßig ist es wunderschön Die Wolken am Himmel verschwinden mehr und mehr, es hat 21,8° C. Mir ist so warm, dass ich nur mehr Jean und T-Shirt trage.

Nach einer halben Stunde Gehzeit (ja Sooo lange, weil wir filmen und fotografieren und ich zahlreiche Pausen einlegen muss) erreichen wir die Kreuzung.
Hier zweigen wir rechterhand ab, der linkerhand führende Weg geht NICHT zum Lake Wai’au.
Ein kurzes Stück geht es noch bergauf, dann stehen wir vor ihm – dem Lake Wai’au, der uns nun zu Füßen liegt. Es ist 15 Uhr.
Zuletzt sah ich ihn auf unserer ersten Hawai’i – Reise 1995/96. Damals war Dezember und der See dick zugefroren. Heute ist er aufgetaut, aber das grüne Wasser, wie es in manchen Reiseführern zu sehen ist, ist nicht vorhanden.

Schön ist der Lake Wai’au trotzdem. Wir genießen den Anblick des sich spiegelnden Himmels im Wasser. Ab und zu schieben sich zwar ein paar Wolken vor die Sonne, aber sie ziehen rasch vorbei.

Verwunderlich sind die Fliegen, die hier sind. Wären es nur ein paar, wäre es keine Erwähnung wert, aber nein, es sind auch nicht Hunderte, es sind Tausende von Fliegen, die in unsere Ohren, Nasenlöcher, Augen und Mundhöhlen gucken wollen. Diese Fliegen sind mindestens so lästig wie jene in Australien. Naja, so weit entfernt sind wir von dem genannten Kontinent eigentlich gar nicht

Was diesen Fliegen unbekannt ist, ist eine menschliche Hand und was sie alles anrichten kann Ich habe mittlerweile meinen eigenen Fliegenfriedhof eröffnet

Um 15.15 Uhr treten wir den Rückweg an.
Eine dicke schwarze Wolke schiebt sich vor die Sonne und hat offenbar nicht vor, sich von dort so schnell wieder fortzubewegen. Egal, wir haben Filme und Fotos, soll doch die Wolke machen, was sie will.

Kurz vor 16 Uhr sind wir wieder beim Auto. Meine Güte, ist die Luft hier heroben dünn
Wir fahren zu den Observatorien hoch.

Unter uns ist die dicke Wolkendecke, aber die Observatorien strahlen vor uns. Ein kleiner Rundgang um die Observatorien ist nun fällig.

Unterbrochen wird unser Rundgang, weil uns ein Mann anspricht, den wir schon seit einiger Zeit sehen. Er fragt uns, ob wir das erste Mal auf dem Mauna Kea seien, was wir verneinen. Im Gegenteil, wir erzählen von unseren zahlreichen Besuchen auf dem Mauna Kea.

Dieser Mann ist ein ausgewanderter Norweger und arbeitet für die University of Hawai’i,
Er erzählt, dass er nur etwa vier Meilen vom derzeit aktuellen Lavafluss entfernt wohnt. Im Moment fühlt er sich in seinem Haus noch sicher, weil er eher nördlich des Lavaflusses wohnt. Die Lava fließt jetzt nach Südosten, er wohnt eher im Nordosten.
Weiters erzählt er von den abendlichen „roten Wolken“, die er und seine Frau immer wieder sehen.

Nach dem sehr netten Gespräch verabschieden wir uns. Er steigt in sein Dienstauto und fährt nach unten. Wir machen es uns auf einem Rundholz gemütlich und picknicken, zwischendurch mache ich ein paar Fotos.
Der höchste Vulkan auf Hawai'i - der 4.205 m hohe Mauna Kea, auf den - wie am Foto ersichtlich - ein schmaler Pfad hinauf führt. Das Motto auf dem sandigen Untergrund lautet: Zwei Schritte vorwärts, einer zurück
Etliche Autos parken sich neben uns ein, sie sind für den Sonnenuntergang herauf gefahren. Doch uns ist nicht danach, besonders mir nicht. Auch wenn ich den Mauna Kea noch so sehr liebe – jetzt will ich nur noch runter, will wieder normal atmen können, normalen Pulsschlag haben.

Ehe wir uns auf den Weg machen, beobachte ich ein Auto neben uns. In ihm sitzt ein Herr als Fahrer, seine Frau daneben. Ihr geht es offenbar sehr schlecht, die Höhenkrankheit hat sie anscheinend voll erwischt.
Zuvor sahen wir im Visitor Center ein deutsches Ehepaar, nämlich jenes, das jetzt im Auto neben uns sitzt.
Doch nun geht es der Frau schlechter und schlechter. Ihr Mann erkennt die Situation, dreht um und tritt den Rückweg an. Das Vernünftigste, was er tun kann

Auch wir warten den Sonnenuntergang nicht ab, sondern fahren zurück, es ist 17.20 Uhr.

Schon bald kommen wir in dichtesten Nebel, zeitweise kann ich nur im Schritttempo fahren, mehr ist nicht drinnen.
Wenn nur diese elende Müdigkeit nicht wäre

An der Kreuzung Mauna Kea Access Rd. / Saddle Rd., also beim Hunter Checking Parkplatz, tauschen Michi und ich die Seiten – ab jetzt fährt er, ich kann nicht mehr.
Im Handumdrehen schlafe ich ein und wache erst wieder auf, als der Wagen mehr als sonst geschüttelt wird. Anscheinend ist es eine besondere Unebenheit der Straße.

Wo sind wir Ich kenne mich überhaupt nicht aus, in dieser Gegend waren wir noch nie. Ja, ok, nachts sieht alles anders aus, aber sooo anders

Michi kann mir keine Antwort auf meine Frage „Wo sind wir“ geben, außer „irgendwo in Hilo“. Ajaaa, DAS ist mir fast klar, aber wo in Hilo

Nun stellt es sich heraus: Er wollte, während ich schlief, eine Abkürzung zum „Sack ´n Safe“ fahren, denn dort steht noch ein kleiner Einkauf am Programm. Und irgendwie scheint diese Abkürzung in eine größere Stadtrundfahrt ausgeartet zu sein.

Ich blicke kurz auf die Tankanzeige: Ok, das passt, eine Tankstelle brauchen wir so schnell nicht Also weiter mit der Suche nach dem „Sack ´n Safe“. Zu diesem Zweck hole ich unsere detaillierte Straßenkarte „East Big Island“ hervor.

Tja, und so stellt sich heraus, dass die Straßenkarte – wie so oft – nicht up to date ist (wie kann sie auch). An einem T-Stück, das in der Karte eingezeichnet ist, fuhr Michi links. Dieses T-Stück gibt es aber überhaupt nicht, vielleicht war es mal in Planung Keine Ahnung.

Genau in diesem Moment kommt mir die Idee des Abends: Wir fahren zu unserem Hotel, denn von dort finde ich den „Sack ´n Safe“ blind – mit und ohne Michi

Wir kaufen ein paar Sachen und kommen um 20.30 Uhr im Hotel an.

Dem folgt der technische Teil, anschließend die Überlegungen, welche der zahlreichen Möglichkeiten wir morgen in Angriff nehmen und um Mitternacht wird Michi unruhig, da ich wieder ein paar Zeilen am Reisebericht tippe und er möchte, dass ich endlich schlafen gehe.

Ok, er hat ja Recht, ich verschtüsse mich vom Laptop und sage „good nite“. Ich gewinne den Eindruck, dass möglicherweise auch hier eine Rechtschreibreform Einzug gehalten hat und „good nite“ für „good night“ steht

Plötzlich schießt mir durch den Kopf, morgen ist doch der 14. Oktober Oder Ja klar, was sonst, wenn heute der 13. Oktober ist

14. Oktober – da ist doch etwas in meinem Reiseplan gespeichert, seit Wochen schon, aber was nun genau Mir dämmert, dass am 14. Oktober der „Kahuku History Hike“ sein könnte…

Das kommt davon, wenn man den Laptop vorzeitig herunter fährt

Und siehe da – in meinem Reiseplan steht klar und deutlich: Sonntag, 14. Oktober 2007, 9.30 bis 12.30 Uhr findet der „Kahuku History Hike“ statt.

Daher stelle ich den Wecker ein wenig früher und verschwinde endgültig ins Bett.