Freitag, 16. 9. 2005:
Das Handy weckt mir kurz nach 7:00. Das übliche folgt: Morgentoilette und Frühstück für uns beide herrichten. Michis kanarisches "Schüttelbrot" bzw. das Zerkleinern und Bestreichen dauert eigentlich am längsten.
Anschließend wecke ich Michi auf, der sich nach meinem Aufstehen nochmal die Decke über den Kopf gezogen hat.
Wir frühstücken, wie immer, gemütlich, packen unsere Siebensachen zusammen und fahren nach San Bartolomé. Das Auto wird abgestellt und dann geht es los, es ist 9:20 Uhr.
Am Programm steht die Teilwanderung von Nr. 3, „Rundwanderung mit Panoramablicken“ aus dem Wanderführer"Gran Canaria", Michael Müller Verlag.
Es ist um diese Uhrzeit (9:50 Uhr) schon sehr warm, 29,3° C, im Schatten natürlich gemessen. |
Wir gehen beim Sportplatz vorbei, dort wird gerade von Schülern ein Volleyballspiel ausgetragen.
Die Abzweigung "Camino Real, Cruz Grande - Cumbre" lassen wir rechts liegen und gehen weiter.
Es dauert nicht sehr lange, bis wir auf einem Baum ein Metallschild mit der Aufschrift "Camino del Pinar" sehen. Dort biegen wir rechterhand ab.
Bei der Schweinezucht, bei der wir kurz darauf vorbei kommen, kommt plötzlich ein kanarischer Hund wie aus dem Nichts auf leisen Sohlen auf uns zu. Was heißt: "auf uns" Auf mich natürlich Er schleckt auch meinen linken Oberschenkel ab Ich habe im wahrsten Sinne des Wortes tierische (hundische) Angst, aber es passiert nichts. Diese kanarischen Hunde bellen nicht mal, außer in der Nacht, da sind sie Weltmeister im Bellen und Jaulen.
Und endlich sind wir auf dem eigentlichen Wanderweg, der zu Beginn sehr einfach zu begehen ist.
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Ich muss betonen - für mich. Bei sehr unebenem Gelände, Geröll, über das ich gehen soll bzw. muss und wenn es dann auch noch aufwärts oder abwärts geht, bekomme ich echte Probleme, weil jede Sekunde die Gefahr besteht, dass ich mir mein Kniegelenk auskugle und in diesem Fall liege ich im Bruchteil einer Sekunde am Boden, egal, welche Beschaffenheit er hat.
Unebener Boden bedeutet für mich auch, ich muss bei jedem Schritt daran denken: Wie setze ich den nächsten auf Wo setze ich den nächsten auf Ich kann also nicht einfach so dahin gehen wie sonst die meisten Menschen und das macht so manche Wanderung nur teilweise zum Vergnügen.
So, weiter geht es bei unserer Wanderung: Die Landschaft ist einzigartig und das Wetter ebenfalls. Es ist schlichtweg ein traumhafter Tag. |
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Michi und ich teilen uns die "Arbeit": Jeder von uns filmt mal, jeder von uns fotografiert mal. Auf den steilen Abschnitten, wo für mich Sturzgefahr besteht, lasse ich Michi das Manfrotto tragen, ansonsten trage ich es.
In Serpentinen schlängelt sich unser Weg nach oben, die Sonne knallt erbarmungslos vom Himmel. |
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Gegen 12:00 Uhr (wie spät ) sind wir am Manzanilla-Pass, der aber durch nichts gekennzeichnet ist. Es gibt lediglich ein weißes Schild, auf dem steht "Parque Natural Pilancones", mehr nicht. Sehr aufschlussreich.....
Auf einer sehr guten Forststraße gehen wir weiter, bis bald darauf rechterhand von uns der Morro de las Vacas in voller Pracht zu sehen ist. |
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Wenn mich meine Wanderschuhe nicht so drücken würden..... Sie tun es wirklich überall, die Ferse ausgenommen. |
Warum nur habe ich mir nicht meine alten mitgenommen Eh klar, weil Michi meinte, die gehören weg und die in Kirchberg/Wechsel gekauften Wanderschuhe gehören eingegangen. Tja - und ich habe den Salat, nicht Michi. Er läuft in seinen Schuhen ohne Probleme.
Wir wandern weiter, beim Steinmännchen, das wir zu unserer Rechten sehen, zweigen wir auf den nach oben führenden Waldweg ab und gelangen nach relativ kurzer Zeit (ca. 20 Min.) auf einen Sattel, wo wir Rast und Picknick machen.
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Zu Beginn des Picknicks ist es 13:00, anschließend 14:00 Uhr.
So, was tun Die ganze Runde gehen ist zuviel, daher beschließen wir, den Rückweg anzutreten.
Und das dauert und dauert und dauert. Ausnahmsweise nicht alleine deswegen, weil mich die Schuhe drücken, sondern weil sich die Landschaft jetzt in einem ganz anderen Bild bzw. Licht zeigt und wir filmen und fotografieren ohne Ende.
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Wieder bei der Schweinezucht, kommt plötzlich ein Bub von etwa 12 Jahren mit einem Plastiksack aus einem Haus und geht ein Stück hinter uns her. Ihm ist wohl nicht geheuer, was ich da auf meiner Schulter habe Obwohl Michi und ich nicht schnell gehen, überholt uns der Bub nicht. So, dann bleibe ich einfach mal stehen, so aus dem Nichts heraus. Der Bub bekommt ein kleines Problem, setzt sich (aus Interesse wohl, was ich trage) einfach mitten auf die Straße und macht irgendwie an seinen Zehen herum. Michi meint, er mache Service
Wir gehen weiter, der Bub steht auf und geht neben mir. Von der Seite her sehe ich, dass er seinen Kopf immer nach links, also nach mir bzw. meinem "etwas", dem Manfrotto, gewendet hat. Es ist richtig witzig und ich mache mir meinen Spaß daraus.
Ich schließe, dass der Bub null Ahnung hat und nutze das ganz gemein aus, indem ich das Manfrotto einfach mitten auf die Fahrbahn, wo ohnehin keiner fährt, stelle und den darauf montierten Camcorder einschalte. Eh klar, auf den Buben gerichtet Der hat sich mittlerweile auf einem kleinen Felsblock niedergelassen und führt weiterhin sein Service durch. Nun ist Schuhe putzen angesagt, wir lachen uns halb kaputt Er klopft tatsächlich seine slip-slops am Felsblock aus Anschließend nimmt er "Reparaturen" an den slip-slops vor, die nicht nötig sind. Ok, lange genug gefilmt, ich klappe das Manfrotto zusammen und wir gehen weiter. Der Bub springt vom Felsblock und läuft wiederum neben mir her.
Michi und ich machen uns Gedanken, ob es auf den Kanaren eventuell ein Gesetz gibt, nach dem ein Kind, das länger als 15 Minuten neben fremden Erwachsenen mitgelaufen ist, automatisch von denen adoptiert ist
Plötzlich zweigt der Bub nach links ab, anscheinend ist ihm nicht entfallen, weshalb er eigentlich von zu Hause fort ist - mit dem Plastiksack in der Hand.
Wir gehen die letzten Meter alleine zum Auto und fahren zur Finca. Was liegt näher, als sich jetzt endlich mal dem Pool zu widmen, der zur Finca gehört Gesagt, getan.
Ach, ist das herrlich Die ganze Finca-Anlage, die insgesamt vier Unterkünfte beinhaltet (unsere Finca mitgerechnet), gehört uns ganz alleine, inklusive des sehr schönen Kakteen-Gartens. |
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Ich gehe als Erste in den Pool, während Michi fotografiert. Uihh, fast hätte es mir den Boden unter den Füßen weggerissen, weil die Stufen zwar gerippt, aber trotzdem unheimlich glatt sind. Kaum habe ich den Pool-Boden unter den Füßen, merke ich, wie es relativ steil bergab geht - auch mit meinen Füßen Schwups, ein paar Tempi gemacht und nun kann mir egal sein, wie tief es unter mir ist. Nach dieser Abkühlung gehe ich wieder an Land, schnappe mir eine der Liegen, dazu einen Reiseführer inklusive Straßenkarte und genieße nebenbei die Sonne.
Meine Füße tun mir immer noch weh, ich denke, morgen ist ein "Fahrtag" angesagt und ich tüftle auch schon etwas aus. |
Mal sehen, ob Michi einverstanden ist, aber ich vermute schon.
Kurz darauf steigt Michi in den Pool, ganz cool Außer der Badehose trägt er nämlich seinen Strohhut und seine Sonnenbrille! Ein Bild für Götter Um 19:15 erinnere ich Michi vorsichtig daran, dass wir eigentlich ins Shopping Center nach El Doctoral fahren wollten, um unsere zwei 500 Euro-Scheine gegen 100 Euro-Scheine einzutauschen. Auf dieser Insel wird man 500 Euro-Scheine nicht so schnell los. |
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Um 19:45 sitzen wir doch tatsächlich schon im Auto und in sage und schreibe 22 Minuten ( ) düse ich diese enorm kurvenreiche Strecke nach El Doctoral - und nochmal 20 Minuten dauert es, bis wir endlich das Shopping Center wieder finden.
Einen 500 Euro-Schein eintauschen ist kein leichtes Unterfangen, auch in einem Shopping Center nicht. Die Bank hat geschlossen, das habe ich ohnehin schon befürchtet und weitere Versuche in diversen Läden bringen keinen Erfolg. Wir fahren mit der Rolltreppe in den 1. Stock und dort sticht mir ein Elektronikladen ins Auge. Na, wenn der heute noch keine 500 Euro eingenommen hat, kann er ohnehin zusperren. Michi ist skeptisch, wir gehen trotzdem in den Laden und fragen nach. Siehe da Eine Kassiererin ist bereit, nicht nur einen 500 Euro-Schein von uns zu wechseln, sondern den zweiten auch gleich. Wir bekommen zwar keine Hunderter, aber Fünfziger, was uns ohnehin lieber ist. Nebenbei erfahren wir, dass hier 500-Euro-Scheine „Bin Laden“ heißen – jeder kennt ihn, aber keiner hat ihn je gesehen
Zufrieden verlassen wir den Laden und begeben uns auf die Suche nach etwas Essbarem. Fast food und nicht fast food-Läden gibt es mehr als genug, aber der Lärmpegel im Shopping Center ist insgesamt so hoch, das stört uns ein wenig. Wir verkrümeln uns in den dazugehörigen Supermarkt und erstehen dort u. a. 200 g geräucherten Lachs um € 2,05. Dieses Schnäppchen gibt es bei uns nicht mal annähernd im Sonderangebot.
Kurz nach 21:15 verlassen wir das Shopping Center und sind um 22:00 wieder in der Finca.
Wir genießen unser Abendessen und um 1:45 (eigentlich des nächsten Tages) verschwinde ich ins Bett.
Kilometerstand am Ende des Tages: 28.746
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