Also werden wir ihn wahrscheinlich doch von Hawai'i
mitgebracht haben. Die Frage, wie er ins Kofferfach
kam, bleibt ungeklärt.
Trotz – wie ich meine – ziemlich
sorgfältiger Planung sieht es nun so aus,
als würden sich die Ereignisse überschlagen.
Nur noch 16 Tage bis zum endgültigen Abflug
Die Abschiedsfeier von der Firma steht bevor
und ich soll – auch auf Wunsch des Betriebsrates
– mit dabei sein. Klar, nicht nur er weiß,
dass ich immer wieder für die Firma gearbeitet
habe, kostenlos natürlich.
Michi und ich fahren frühzeitig in die Firma,
um den Beamer zu testen und zu kontrollieren,
ob auch sonst alles nach unseren Wünschen
hergerichtet wurde. Erwartungsgemäß
ist das der Fall.
Pünktlich treffen seine Chefs und die Kollegen
ein. Eine ganz schön große Gruppe kommt
zusammen, um bei der Abschiedsfeier von Michi
dabei zu sein. Einige können es immer noch
nicht glauben, dass Michi nicht mehr bei der Firma
ist. Es wundert mich nicht, denn immerhin hat
er dort über 30 Jahre gearbeitet und das
nicht zu wenig. Bei seinen Kollegen war er wegen
seines umfangreichen Wissens und seiner hilfsbereiten
Art sehr beliebt und die dadurch entstandene Freundschaft
und Verbundenheit merkt man heute noch.
Michi beginnt die Abschiedsfeier mit der zusammen
gestellten Fotoshow. Sie zeigt, wie es zu unserem
Entschluss, nach Gran Canaria auszuwandern, kam.
Anhand von zahlreichen Fotos bekommt jeder zu
sehen, wo wir uns auf dieser Insel niederlassen,
wie es landschaftlich aussieht und vieles mehr.
Ab und zu schweifen meine Blicke zu einzelnen
Kollegen und ich sehe, wie sich manche verlegen
um die Augen wischen, andere bekommen anscheinend
plötzlich einen leichten Schnupfen, denn
sie benötigen Taschentücher. Es ist
eine Situation, die auch mich sehr bewegt.
Im Anschluss an die Fotoshow werden uns zahlreiche
Fragen gestellt, dann kommen die beiden Chefs
und der Betriebsrat zu Wort. Ich spüre deutlich,
dass das keine Standard-Abschiedsreden sind…
Michi bekommt einige Geschenke und was mich völlig
überrascht – ich bekomme wunderschöne
Blumen überreicht
Trotzdem habe ich einen kleinen Kloß im
Hals, während Michi über das ganze Gesicht
strahlt.
Dann gehen wir zu den kulinarischen Genüssen
über. Der Küchenchef hat sich wirklich
sehr große Mühe gegeben und erntet
ein dickes Lob.
Üblicherweise enden solche Abschiedsfeiern
meist gegen 22 Uhr.
Doch es wird 24 Uhr, es wird 1 Uhr des nächsten
Tages – die Kollegenschaft ist noch nahezu
vollzählig! Erst ab diesem Zeitpunkt verabschiedet
sich der eine oder andere. Für den „harten
Kern“ zahlt es sich bald nicht mehr aus,
nach Hause zu fahren, sie könnten gleich
in der Firma bleiben.
Es ist eine Abschiedsfeier, wie sie eindrucksvoller
nicht sein könnte
Zu sehr später, nein – eigentlich
sehr früher Stunde - nehmen auch die letzten
Anwesenden voneinander Abschied.
Nach nur kurzem Schlaf holen wir den Beamer und
die Leinwand ab, die wir über das Wochenende
benötigen, denn heute Abend ist unsere private
Abschiedsfeier, zu der wir die Nachbarn eingeladen
haben.
Aber wir haben nicht nur die Nachbarn, sondern
auch die neuen Hausbesitzer eingeladen, damit
sie die Nachbarn und umgekehrt, die Nachbarn die
neuen Hausbesitzer kennen lernen können.
Diese Idee wird sehr positiv aufgenommen.
Auch bei dieser Abschiedsfeier erzählt Michi,
während die Fotoshow läuft, viel von
Gran Canaria und wie es zum Gedanken ans Auswandern
kam.
Anschließend – damit die neuen Besitzer
die Nachbarn gleich von der richtigen Seite kennen
lernen – schildert Michi auf witzige Art
und Weise die Besonderheiten der einzelnen Personen.
Alle lachen so herzlich, dass kaum ein Auge trocken
bleibt
Wir bekommen zahlreiche Geschenke, die erkennen
lassen, dass sich die Schenkenden viel Mühe
mit der Wahl gemacht haben.
Obwohl das Restaurant um 24 Uhr Sperrstunde hat,
dürfen wir bis 2 Uhr morgens bleiben und
werden trotz der späten Stunde sehr freundlich
bedient.
Diesem Restaurant ist ein Hotel angeschlossen
bzw. umgekehrt und wir reservieren für die
Nacht vom 22. auf den 23. Juni 2006 ein Zimmer
– das wird bis auf unbestimmte Zeit unsere
letzte Nacht in Österreich...
Im Laufe dieses Abends vereinbaren wir mit den
neuen Hausbesitzern einen Termin, um sich mit
Haus- und Gartengeräten vertraut zu machen,
auch das Pool-Saugen ist für sie neu. Die
Schlüsselübergabe wird am 22. Juni,
also am Vortag unseres Abfluges sein.
In den nächsten Tagen haben wir diverse
Termine bei Ämtern, zwischendurch packe ich
unser letztes Übersiedlungsgut.
Auch kommen, wie vereinbart, die neuen Hausbesitzer,
um sich mit allem etwas vertraut zu machen. In
unserem – nein, ihrem
– Haus gibt es doch ein paar Spitzfindigkeiten,
die sie wissen sollten.
Da das Wetter an diesem Tag sehr schön ist,
wird von den beiden auch gleich der Pool eingeweiht
und sie stellen fest: Das ist eine tolle Sache
Ja-ja, das wissen wir
Im Rahmen der Erklärung von manch Unbekanntem
habe ich eine Idee, die ich am nächsten Tag
in die Realität umsetze: Ich fülle einen
DIN-A-4-Ordner mit von mir angefertigten Fotos,
die z. B. den zerlegten Filter des Biotops zeigen
und anhand der einzelnen Arbeitsschritte, die
wiederum auf Fotos zu sehen sind, erkläre
ich in kurzen Sätzen, in welcher Reihenfolge
etwas geschehen sollte. Ich denke, damit kommen
sie gut zurecht, außerdem sind wir ja per
Telefon oder Mail zu erreichen, falls irgendwelche
Fragen auftreten sollten.
So, jetzt aber noch einmal alle Fenster geputzt,
die Vorhänge gewaschen, den großen
Gefrierschrank abgetaut – gut, dass das
Atmen automatisch funktioniert
Aber halt
Wir benötigen noch einige „Linzer Torten“,
denn mit je einer Torte wollen wir uns bei den
neuen Nachbarn offiziell vorstellen. Also ab in
die Konditorei
Jindrak, dann die Torten transportsicher verpackt,
wieder ein Punkt zu streichen.
Am 20. 6. melde ich unser Übergepäck
über das Reisebüro bei der Airline an.
Da es, wie schon beim letzten Mal, ein über
das Reisebüro gebuchter Flug ist, habe ich
keine andere Wahl. Ganz schön umständlich,
aber was soll’s. Ich habe ja sonst nichts
zu tun
Doch dann gibt es auch noch jenes Gepäck,
das per Luftfracht in derselben Maschine, mit
der wir fliegen, sein soll. Also ab zum Airport
Linz, Abteilung Cargo, um das exakt für dieses
Datum zu klären bzw. zu sichern.
So, was ist noch zu tun
Die Liste ist zu meiner Freude sehr stark geschrumpft
Achja, wir müssen auf das Magistrat Linz,
um uns abzumelden. Die Dame am Schalter macht
ein etwas verdutztes Gesicht, als wir auf ihre
Frage, in welcher Straße in Linz unser neues
Domizil sei, antworten, dass wir auswandern
Mit Ein- bzw. Zuwanderern hat sie natürlich
viel öfter zu tun.
Nur noch zwei Tage bis zu unserem endgültigen
Abflug
Als Nächstes beschrifte ich zahlreiche Kuverts,
in die ich die entsprechenden Schlüssel gebe,
andernfalls finden sich die neuen Hausbesitzer
in diesem Schlüssel-Wirrwarr nicht so leicht
zurecht.
Plötzlich fällt uns ein, wir müssen
ja noch auf die Post, um den Nachsendeauftrag
zu unterschreiben
Das hätten wir beinahe übersehen. Das
Postamt ist nicht weit entfernt, der Nachsendeauftrag
rasch unterschrieben.
Heute ist Donnerstag, der 22. Juni 2006, die
letzten 24 Stunden in Linz sind angebrochen…
Mit Herrn L. vom Airport Cargo haben wir für
den frühen Nachmittag einen Termin für
unser Frachtgut vereinbart. Da wir alle drei schon
Übung haben, geht es diesmal rasch voran,
auch der Papierkram ist schnell erledigt, da ihn
Herr L. bereits vorbereitet hat. Auch heute müssen
wir zwei Mal zum Airport Cargo fahren, da sich
unser Frachtgepäck beim besten Willen nicht
auf einmal im Auto verstauen lässt. Jetzt
nützt mir der Titel „Schlichtmeister“
nichts, denn was zuviel ist, ist zuviel.