Montag, 3. 6. 2013

Um 05:00 läutet der Radiowecker, kurz darauf das Handy. Ich springe auf, eile ins Bad und bereite anschließend unser Frühstück zu, während Michi im Badezimmer ist.

Das Frühstück nehmen wir gemütlich ein und da ich mich zuvor so beeilt habe, sind wir jetzt fast zu früh dran.

Um 07:10 verlassen wir das Hotel. Draußen sieht es grimmig aus. Die Radarkarte zeigt jedoch nichts dergleichen, nur seltsamerweise Regen für die Poipu-Gegend.

Katie erzählte uns gestern, was uns heute beim Volunteering erwarten wird. Um 10:00 sollen Spezialisten für die Tea Plants kommen. Es wurden am Pu’u Ka Ohelo Trail invasive Tea Plants gesichtet. Sie möchten dieses Mal die Teepflanzen nicht ausreißen, weil sie nicht endemisch sind, sondern vielmehr versuchen, ob sie den Tee nicht verkaufen können.

Mittlerweile ist es 8:20, wir fahren bereits den Waimea Canyon hinauf. Wettermäßig ist es wunderschön Das Auto zeigt 19° C an.

Wenn ich das Wetter von hier mit jenem heute morgen in Kapa’a vergleiche, liegt eine Welt dazwischen.

Auf dem Picknickplatz ziehen wir uns die Volunteerklamotten an und gucken drei Bauarbeitern beim Ballspielen zu. Den Müll räumen sie jedoch nicht weg

Um 8:40 parken wir uns beim CCC Camp ein.

Katie ist schon im Büro und wir gehen gleich dazu über, unsere Waiver auszufüllen und zu unterschreiben. Dann gehen wir mit Katie zu den anderen Volunteers zum Schuppen hinunter und nehmen unsere Werkzeuggürtel.

Sodann folgt die Vorstellungsrunde und die Sicherheitsunterweisungen für persönliche Sicherheit, Umgang mit Werkzeug etc., etc., sodass sich das Ganze in die Länge zieht.

Dem folgt eine weitere Runde mit der Frage an jeden, in welchem Land der Erde er/sie am liebsten wohnen möchte, das Heimatland ist davon jedoch ausgenommen. Während dieser Runde muss derjenige, der gerade mit der Antwort an der Reihe ist, nach der Antwort eine ausgedachte gymnastische Übung vorturnen und die anderen müssen nach Möglichkeit mitturnen. Das ist eine lustige Runde und wir warten und warten immer noch auf die Leute, die sich mit den Tea Plants auskennen sollen.

Endlich kommt ein junger Mann, er sei von dieser Firma, die anderen kommen erst in einer Stunde. Ach nein!!! Uns allen ist völlig unklar, wozu er jetzt hier ist, auch Katie hat keine Ahnung

Egal. Wir entern die Autos, wobei C. fürs Erste hier bleibt, um auf die anderen Leute für die Tea Plants warten und sie wird mit ihnen nachkommen. Da nicht alle Volunteers in Katies Auto Platz haben, steigen zwei Volunteers bei uns in den Jeep ein.

Klickt auf die Fotos zum Vergrößern.

Wir fahren zum Trailhead des Pu’u ka Ohelo.

Dort angekommen, haben wir Parkplatzschwierigkeiten, da dort gemietete Cabins stehen. Man kann solche Cabins inklusive Grundstück langfristig mieten, es bleibt jedoch immer im Staatsbesitz und man darf nicht fix dort wohnen, sondern maximal 180 Tage im Jahr.

Katie zeigt uns Volunteers die Tea Plants. Sie haben sehr dunkle, glänzende Blätter und sehen ziemlich unscheinbar aus.

Der Tee wurde in früheren Jahren bei einer weiter entfernten Cabin angebaut, in der Folge vernachlässigt und hat sich selbst vermehrt, natürlich auch an anderen Stellen. Sobald der Tee Blüten ansetzt, pflanzt er sich fort. Für die Teeproduktion wird er kurz vor dem Blütenansetzen geschnitten, aber nur die obersten drei Blätter der Triebe, sodass er nicht blühen kann.
Diese davon gelaufenen Teepflanzen laufen unter „food“ und daher darf man sie nicht vernichten.

Geplant wäre, dass ein Teezüchter, der im Norden eine Plantage hat jemanden schickt, der den Tee heute schneidet, sodass er nicht blüht und die Teeblätter erntet. Einmal pro Woche kann man ernten.

Plötzlich kommt M. mit anderen Leuten, es folgt – wie könnte es anders sein – eine neuerliche Vorstellungsrunde. Ehe wir zu arbeiten beginnen, wird ein hawaiischer Sprechgesang laut vorgetragen, wobei das Ganze drei Mal vorgetragen wird, jedes Mal um eine halbe Oktav höher. Alle, auch wir, sind zum Trailhead gerichtet:


E ho mai (i) ka ?ike mai luna mai e
?O na mea huna no?eau o na mele e
E ho mai, e ho mai, e ho mai e


Ins Englische übersetzt heißt das:

Give forth knowledge from above
Every little bit of wisdom contained in song
Give forth, give forth, oh give forth

Mahalo to Keali’i who sent me the chant!

Unsere Volunteergruppe. Vorne rechts, die Lady mit den langen, zusammen gebundenen Haaren (die von der Sonne angestrahlt werden), das ist Katie.

Zwei der Volunteers sind Hawaiianer und zwar Maile, weiblich und Keali’i, männlich.

Endlich, nach für uns einer gefühlten Ewigkeit, können wir endlich die Herbizide aus dem Auto nehmen und jetzt stellt sich heraus, dass uns eine Sorte fehlt! Ja Himmel noch einmal!

Über Funk versucht Katie, C. zu erreichen, damit sie das fehlende Mittel mitnehmen kann, wenn sie mit den Teeleuten kommt, aber der Funk geht nicht, es kommt keine Verbindung zustande. Michi meint, Katie könnte es mit Michis Handy versuchen, aber auch das Handy hat keinerlei Empfang.

C. kommt mit den fehlenden Leuten und fährt wieder zum CCC Camp zurück, um das fehlende Herbizid zu holen. Vielleicht haben wir dann mal langsam alles beisammen.

Michi und ich sowie ein paar wenige andere machen uns an die Arbeit, ohne des passenden Herbzids. Wir stürzen uns wiederum auf den Kahili Ginger.

Andere kümmern sich um die Vernichtung der Strawberry Guavas. Sie werkeln wie die Bösen und es ist, was wir hören, eine schweißtreibende Angelegenheit.

Auch unsere Arbeit ist sehr schweißtreibend und ich stecke teilweise sehr im Dickicht, da auch dort viel Kahili Ginger wächst.
Ihr seht einige bereits knapp oberhalb des Bodens abgeschnittene Gingerstengel, auf diese wird das Herbizid geträufelt. Die anderen Gingerstengel warten noch aufs Umschneiden, wird aber umgehend von mir erledigt.

Eine halbe Stunde später kommt C. mit unserem Herbizid und nun dürfen wir noch mal alle Stellen aufsuchen, an denen wir bereits Kahili Ginger geschnitten haben und auf die Reste, die im Boden bleiben, das Herbizid spritzen. Doppelt gemoppelt

Nach nicht sehr langer Zeit heißt es auf einmal, jetzt ist Lunchtime! Meine Güte, zuerst die langmächtige Vorstellungsrunde, dann die Sicherheitsunterweisung, dann die Runde mit der Frage, in welchem Land der/die einzelne am liebsten leben möchte, warten auf die Tee-Leute, dann nochmalige Vorstellungsrunde, als sie endlich hier sind – das nimmt dermaßen viel Zeit in Anspruch, dass für die eigentlichen Arbeiten nur sehr wenig Zeit bleibt Ewig schade, denn es gibt hier herinnen wirklich enorm viel zu tun, aber auf diese Art und Weise kann nichts weiter gehen. Genau genommen hat unsere jetzige Tätigkeit um 11:30 begonnen und Lunch ist um 13:00

Wir müssen also unsere Arbeit unterbrechen, setzen uns auf den Rasen und lunchen, ebenso wie die anderen.

Katie erzählt während des Lunches, dass wir nach dem Lunch mit der jetzt begonnenen Tätigkeit aufhören und zu einer anderen Stelle fahren, was unser eigentliches heutiges Einsatzgebiet sein soll. Und warum nicht gleich? Tja, weil die Tee-Leute „unter Beobachtung“ sein sollten, sonst wegen nichts.

Wenn ich das vor dem Lunch gewusst hätte, hätte ich noch vor dem Lunch die restlichen geschnittenen Ginger mit dem Herbizid gespritzt. Also laufe ich rasch noch mal auf den Trail zurück und hole das nach, denn so unvollständig will ich meine Arbeit nicht lassen

Kaum bin ich wieder zurück, höre ich, dass wieder über die Arbeit der Tee-Leute gesprochen wird. Ein junger Mann, der heute zu spät kam, darf nicht mit uns als Volunteer arbeiten, denn es ist sowohl eine lange Hose als auch ein langärmeliges Oberteil vorgeschrieben, beides trägt er nicht, sondern nur kurze Sachen. Er wäre für den Tee eingeteilt gewesen, aber dort darf er auch nicht arbeiten, da er dort nur unter Beobachtung arbeiten darf. Es muss mindestens ein Staatsangestellter dabei sein. M. sagt, sie wollten heute ohnehin nicht arbeiten, sie wollten sich das Ganze nur mal ansehen. Der junge Mann möchte in Zukunft selbst die Teepflanzen beschneiden und die Blattspitzen bzw. jüngsten Austriebe einsammeln.
Pech, mit den vielen Vorschriften geht so etwas nicht so einfach, das wird ein Fall für Washington

Man kann sich das Leben wirklich erschweren bzw. es wird einem erschwert. Vorschriften über Vorschriften und dermaßen extrem, dass wir fassungslos sind

Um 13:45 geht es weiter.

M. und ihre Leute wissen nun, dass die Stellen nicht so einfach zu erreichen sind. Auch wissen sie, dass der junge Mann, der sogenannte Pflanzenpfleger, wie ich ihn nenne, nicht ohne staatlicher Aufsicht arbeiten darf. Diese Gruppe fährt zurück.

Wir und natürlich Katie und die anderen gehen zum sogenannten Class Room. Während die anderen ihre Rucksäcke dort lassen (das ist mitten am Trail), sind wir zu skeptisch und nehmen unsere lieber mit.

Am Wegesrand sehen wir wunderschöne Farne.

Vom Trail entfernen wir uns, d. h., wir gehen auf einem Jägerpfad weiter und dort beginnen wir, diverse Unkrautpflanzen zu bekämpfen. Wir wählen wiederum Ginger.

Entlang des Jägerpfades versuchen wir, eine Gruppe zu bilden, aber das geht nicht lange gut. In diesem unwegsamen Gebiet kann man nicht in dem von Katie gewünschten kurzen Abstand arbeiten. Man muss immer und ständig von der geplanten Route abweichen, da es die Natur nicht anders zulässt. Allerdings sollen wir immer in östliche Richtung „gehen“, Kompasse dafür haben wir. Ursprünglich war ich neben Michi, doch plötzlich ist ein anderer Volunteer zwischen uns, kurz darauf auch noch Katie, es ist ein heilloses Durcheinander, aber im Prinzip ist es doch auch egal, wer wo genau geht, Hauptsache, es wird Unkraut vernichtet, das ist doch der eigentliche Sinn und Zweck

Ich setze mich von den anderen ein wenig ab, sonst steigen wir uns noch gegenseitig auf die Füße und suche mir ein Gebiet, in dem viel Kahili Ginger wächst, um endlich arbeiten zu können.

E. und Keali’i haben keine Zeit zum Arbeiten, sie reden nämlich über Gott und die Welt und nach einiger Zeit stellt E. fest, wir sollten eine andere Richtung einschlagen, da wir ansonsten zu einem versickerten Bachlauf kommen. Er hat gar nicht bemerkt, dass wir über dem Bachlauf längst drüber sind

Nach dem Richtungswechsel kommen wir in ein Gebiet, in dem sehr viel Kahili Ginger wächst. Doch jetzt heißt es plötzlich, nein, hier gehen wir nicht weiter, denn so viel Herbizid haben wir nicht dabei! Lieber Himmel, wozu sind wir denn hier? Warum hat nicht jeder eine Reserveflasche mit dem Herbizid bekommen?

Wir sollen lieber ein Gebiet nehmen, in dem weniger Unkraut wächst. Brummel Ich hätte mich weitaus lieber auf die riesengroßen Felder mit Kahili Ginger gestürzt und dort etwas weiter gebracht.

Bis 16:30 sind wir am Arbeiten, dann gehen wir zum Class Room zurück.

Der Class Room wurde mit den Baumstämmen extra so gestaltet, da immer wieder Schulklassen herkommen, um einen Naturvortrag anzuhören. E. macht das meist.
Eine Volunteerin fotografiert aus einer besonderen Perspektive.

Nun werden die Ergebnisse ausgewertet, denn schon so wie letztes Jahr musste auch heute jeder den Counter betätigen, wenn man zehn Kahili Ginger gekillt hat. Die anderen nicht-endemischen Pflanzen, die man killte, musste man sich im Kopf merken. Genannt werden jetzt nur die Zahlen vom Berry Flat Trail.

So, das ist geschehen, es geht wieder zum Auto zurück.

Gegen 17:00 sind wir im CCC Camp zurück. Katie legt Wert darauf, dass wir noch mit zum Camp hoch fahren.

Wir nutzen die Gelegenheit und erzählen, dass wir morgen auf Grund des schönen Wetters den Mohihi-Wai’alae Trail laufen möchten. E. meint, das sei ein perfekter Zeitpunkt, denn seit vergangenem Dienstag hat es nicht mehr geregnet. Für Mittwoch ist Regen angekündigt.

Katie teilen wir mit, dass wir am Donnerstag noch mal beim Volunteering dabei sein werden. Das Einsatzgebiet soll weiter oberhalb zwischen zwei Lookouts sein.

Wir hören noch ein wenig dem jungen Mann von der Tee-Firma zu, der Katie fragt, was er denn alles unternehmen müsste, damit er alleine in dem Gebiet arbeiten darf. Katie erklärt ihm noch mal haarscharf, warum er nicht alleine arbeiten darf: Vorschriften, Vorschriften, Vorschriften

Schließlich verabschieden wir uns von den Volunteers und von Katie und E. und fahren zum Picknickplatz.

Ich ziehe meine Arbeitsklamotten aus, während Michi die Hühner füttert.

Um 18:40 stellen wir das Auto vor dem Foodland ab und sind eine halbe Stunde später im Condo. Ich bereite unser Abendessen zu, das wir uns schmecken lassen

Michi guckt ein wenig TV und ich setze mich vor das Netbook.

Um 23:00 gehen wir ins Bett. Der Wecker wird morgen um 4:20 bimmeln.