Donnerstag, 14. 7. 2011

Um 5.50 Uhr holt uns der Wecker aus dem Schlaf. Wir schlummern noch ein paar Minuten weiter, bis er sich ein zweites Mal meldet.

Ein Blick aus dem Fenster zeigt einen wolkenfreien Mauna Kea, es wird gerade ein Schlepper in die Hilo Bay gezogen.

Wir stehen auf, Michi geht ins Bad und ich bereite unser Frühstück zu, das wir, wie immer, in aller Ruhe und Gemütlichkeit genießen, obwohl wir heute einen Termin haben

Heute ist wieder Volunteering bei der 'Ainahou Ranch angesagt, weswegen wir um 9 Uhr vor Ort sein sollen.

Es ist nun 7.40 Uhr, die Sachen sind gepackt und heute Abend wird Michi wieder Chris anrufen, denn Chris meint, dass er heute einen Tisch im Hilo Bay Café reservieren wird.

Wettermäßig sieht es sehr gut aus, auch der Mauna Loa ist vollkommen wolkenfrei. Coconut Island liegt in der Sonne, es ist wunderschön.

Um 7.50 Uhr verlassen wir die Parkgarage, wir sind etwas früh dran, aber das macht nichts, da wir das Gate ohnehin selbst öffnen können.

Richtung Volcanoes NP sieht es etwas bewölkt aus, warten wir aber erst mal ab.

Wir sind nur mehr wenige Meilen vom NP-Eingang entfernt. Es ist 8.30 Uhr, das Auto zeigt 68° F. Vor uns strahlend blauer Himmel

Ich denke, bei der 'Ainahou Ranch werden wir einen schönen, arbeitsintensiven Tag haben.

Und schon sehen wir die Wolke des Vents vom Halema'uma'u. Sie steigt rötlich-braun auf.

Zwei Minuten später fahren wir beim Kassenhäuschen des Volcanoes NPs vorbei.

Zehn Minuten später stehen wir vor dem 'Ainahou Gate. Michi öffnet es und ich fahre durch, leider zum letzten Mal für diesen Urlaub

Bald darauf sind wir bei der 'Ainahou Ranch. Ran an die Arbeit!

19 Nene begrüßen uns mit lauten Gekreische! Alle zusammen bringe ich jedoch nicht aufs Bild.

Bis ca. 9.30 Uhr arbeiten Michi und ich alleine. Wir rechen rund ums Haus zusammen und machen auch bei den Wassertanks beim Haus Ordnung.

Dann kommen David und Ann Lee. David erzählt, dass er sich mit Ann um das Volcano House bemüht. Sie sind verantwortlich dafür, dass das ganze Projekt jetzt wieder so weit zurück geworfen wurde. Das Schlimmste sei, dass jetzt das Ganze erst wieder aufbereitet werden muss, das Gebäude ist in einem schlechten Zustand. Außen sieht es zwar relativ gut aus, aber er meint, bis zur Wiedereröffnung sind es noch mindestens vier Jahre. Bis Weihnachten 2011 könnten sie den Zuschlag bekommen.

Dem Plan nach soll das Volcano House als eine non-profit-organisation sein, junge Hawaiianer sowie junge Leute aus anderen Ländern sollen gemeinsam ausgebildet werden. Es sollen 150 Arbeitsplätze geschaffen werden.

Während seiner Erzählungen kommen M. und eine weitere Volunteerin. Wir widmen uns wieder unserer Arbeit.

Nach einiger Zeit kommen weitere zwei Autos, ein gebürtiger Hawaiianer von Moloka'i und ein offensichtlicher Festlandamerikaner, der von einer Service-Firma geschickt wurde. Er soll bei den Wassertanks oberhalb der Ranch nachgucken.

In der Zwischenzeit beginnen wir mit der Dachrinnenreinigung, also lehnen wir die Leiter an, ich krabble hinauf und räume die Dachrinnen aus.

Anschließend arbeiten wir um das Haus herum, ständig von einigen Nene verfolgt.
Ein paar Nene sind immer hinter uns her, wir haben einfach keine Ruhe

David ruft um 12 Uhr zum früheren Lunch auf, da er heute früher weg muss. Wir setzen uns also nach hinten in den Garten. David hat wieder einen selbstgemachten Schokokuchen mit, der äußerst gut schmeckt.

Jetzt beim Lunch hören wir auch die Story von Leuten, die Lavasteine mit nach Hause nehmen. Die Busfahrer sind oftmals verzweifelt, denn die Touristen nahmen und nehmen Lavasteine mit in die Busse und schließlich mit nach Hause. Manche Steine werden vom Mainland wieder zurück geschickt, weil sie angeblich Unglück gebracht haben.

Diese Unglücks-Mythe wurde vor langer Zeit von einem jungen Ranger erfunden, da so viele Lavasteine mitgenommen bzw. zurück geschickt wurden, denn das zurück geschickt werden ist das eigentliche Problem.

Man wusste nicht, wie man der Sache Herr werden soll, so brachte er die Sage auf, dass mitgenommene Lavasteine Unglück bringen. Das entwickelte sich weiter und in der Tat bekommen sie haufenweise Steine, die hinter dem Kilauea Visitor Center gelagert sind. Ranger und Volunteers schmeißen die Lavasteine irgendwo die Caldera hinunter.

Dem Wunsch der Leute entsprechend, sollten die Lavasteine eigentlich wieder genau dorthin, von wo sie die Touris entfernt haben, damit das Unglück, das sie haben, endlich aufhört, aber sie wissen teilweise auch nicht mehr, von wo genau sie die Steine mitgenommen haben. Es ist ein riesengroßer Aufwand, jeden einzelnen Stein an eine bestimmte Stelle zu deponieren.

Einmal hat jemand einen Stein auf einen Pickup geladen, mit dem Auto hatte er einen Unfall, sein Hund starb, irgendwann verließ ihn seine Frau und irgendwann verließen ihn die Nerven. Er stellte fest, dass nur der Lavastein Schuld an seinem Unglück habe, also musste dieser wieder zurück und ein Ranger hat den Stein tatsächlich wieder in etwa dorthin gebracht, von wo er her war.

H. aus Moloka'i weiß auch noch eine Story dazu: Er erzählte vor einiger Zeit einem Bekannten, dass er zum Kajaken an die North Shore von Kaua'i fahre. Daraufhin sprang der Bekannte auf und bat ihn, an eine bestimmte Bucht zu fahren. Von dort habe er einen Lavastein mitgenommen und seither nur Pech. Er ist überzeugt davon, dass sich sein Leben zum Guten wenden würde, wenn der Stein wieder dorthin käme, von wo er ihn mitgenommen hat. H. legte tatsächlich den Lavastein an der genannten Bucht ab…

Diese Sage ist also auch bei Einheimischen verbreitet

Es gibt viele, die an diese Sage, an der kein Körnchen Wahrheit ist, glauben.

Nach dem Lunch arbeiten wir weiter.

Später kommt David noch mal zu uns und erzählt uns die Story mit seinem Angebot an die Nationalparkverwaltung noch detaillierter. Er gibt mir einen Flyer für sein Projekt.

Um 15.15 Uhr ruft M. zum Beenden der Arbeit auf, David macht ein Grupenfoto und wir plaudern nochc ein wenig. Gemeinsam verlassen wir schließlich das Gelände,

Wir fahren zum Kilauea Visitor Center, um uns die Hände zu waschen. Anschließend fahren wir nach Volcano, wo wir eine Portugiesische Bohnensuppe essen, die ich aus dem Kühlschrank entnehme und in der Mikrowelle aufwärme.
Michi kauft zwei Socken in L und einen doppelten Espresso

Anschließend fahren wir nach Hilo, wo wir das Auto um 17.05 Uhr in der Tiefgarage abstellen.

Kaum im Zimmer angekommen, ruft Michi Chris an. Er sei gerade von der Arbeit gekommen und fahre jetzt nach Hause, weil er hungrig sei. Er hat bereits einen Tisch im Hilo Bay Café reserviert und zwar für 19.30 Uhr. Um 19 Uhr soll ihn Michi nochmals anrufen Wozu das denn?

Wir beeilen uns, denn duschen und Haare waschen haben Vorrang.

Um 18.30 Uhr sind wir fertig, Michi und ich plaudern und kurz nach 19 Uhr ruft Michi wieder Chris an. Der Anrufbeantworter ist dran. Grrrr!!!

Michi wählt die Nummer ein zweites Mal, dann funktioniet es. Chris ist total verlangsamt, wirkt desorientiert, redet nur mit Mühe.

Er fragt Katie, für welche Uhrzeit der Tisch bestellt sei. Relativ barsch antwortet Katie "7.30, hurry up": Chris sagt, wenn wir vor ihm im Hilo Bay Café sind, können wir ruhig zum Tisch gehen, er sei auf den Namen "Katie" reserviert.

Was soll dieses seltsame Verhalten?

Egal, wir beeilen uns, denn wir befürchten, dass die beiden zu spät kommen und am Ende ist dann der reservierte Tisch schon anderweitig vergeben.

Um 7.35 Uhr öffnen wir die Tür vom Hilo Bay Café. Es ist komplett voll, schon draußen warten Leute.

Die Dame am Empfang sieht uns an und sagt spontan "oh, for Katie" und freut sich sichtlich. Woher um alles in der Welt weiß sie das? Wir haben doch noch gar nichts gesagt

Sie bittet uns, draußen ein wenig zu warten, der Tisch sei noch nicht fertig. Das tun wir und warten darauf, dass Katie und Chris anreisen, doch die beiden kommen nicht daher.

Zehn Minuten später holt uns die Lady mit "for Katie" und in diesem Moment taucht Chris auf, es ist schon stockfinster.

Wie eine Säule kommt er auf uns zu und ich flüstere zu Michi "er ist stockbetrunken!"

Michi geht voraus, während ich Chris begrüße und dann folgen wir Michi.
Unser Tisch wurde in einer Nische hergerichtet, die einzige gemütliche Nische im ganzen Lokal, während alle anderen Tisch sehr aneinander stehen und winzig sind.

Wir setzen uns nieder, Chris macht einen schwer betrunkenen Eindruck. Als die Kellnerin zum ersten Mal kommt, merken wir, dass sie Chris kennt, aber bei seinem Anblick prallt sie zurück und weiß nicht, wie sie reagieren soll – es geht ihr nicht anders als uns, so haben wir Chris noch nie erlebt!!!

Mehr Details gebe ich hier nicht preis.

Chris plaudert los, erzählt vom Erdbeben, von den Tsunamisirenen etc. Zwischendurch fragt die Kellnerin nach Getränken. Für mich Cola light, für Michi ein Bier, Chris bestellt sich ein Guiness.

Michi und ich lesen die Speisekarte, während Chris meint, die Burger seien etwas ganz Besonders, die könne man mit diversen Käsesorten bestellen, dazu die french fries. Auch den Caesar Salad kann er sehr empfehlen.

Michi und ich bestellen ein Rib Eye Steak mit mashed potatoes und Spargel, zuvor ein Brot mit Olivenöl.

Unser Brot mit Olivenöl schmeckt sehr gut und ist auch sehr knusprig.

Anschließend werden die Hauptspeisen serviert.
Unser Steak ist hervorragend, schön zart und weich, medium, in einer "Schüssel" serviert und mit einem Kartoffelpürreespitz gedreht. Asparagus mit dabei, sehr knackig, wunderbar
Das Ganze ist mit einer Gravy garniert, von der Michi meint, dass es Sojasauce ist, aber ich finde, nicht (ich bekam auch keinen Durchfall).

Michi fragt zwischendurch, ob das ohnehin alles organic sei und Chris kontert "don't panic, it's organic" – tja, bei diesem saftigen Burger ist es ihm egal, ob es organic oder nicht ist

Immer wieder gucken die Leute vom Nebentisch zu uns herüber und wir würden am liebsten im Boden verschwinden. Die Situationen sind so obermegapeinlich!

Nachdem Chris mehrfach dasselbe erzählt und uns dasselbe fragt, wir dasselbe antworten, meint er irgendwann, wir könnten doch zusammen eine Wanderung unternehmen. Wir möchten aber nicht!

Schlussendlich, als wir mit unseren Hauptspeisen fertig sind, hat auch Chris das letzte Stück von seinem Burger verschlungen.
Am Bier nippt er nur, schläft mit dem Bierglas in der Hand ein und hält es immer schräger.
Irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem ich ihm das Bier aus der Hand nehme und durch ein Wasserglas ersetze. "I think, you're right" ist seine Antwort. Er hat also selbst erkannt, dass es reicht.

Gegen Ende kommt ein junger Mann zu unserem Tisch, der zuerst mit drei anderen an einem etwas weiter entfernten Tisch gegegessen hat.

Er begrüßt Chris beinahe ehrfürchtig, ist aber auch über Chris' Zustand erstaunt. Er wolle aber nicht gehen, ohne Chris zu begrüßen.

Michi versucht, Chris zu drängen, dass wir ihn mit dem Auto nach Hause bringen, aber das will er nicht, wir sollen nur hinter ihm nach fahren!! Er meint doch glatt, er muss uns vorfahren, damit wir zum Hotel finden. Geht's noch?
Michi meint, Katie würde ihn doch sicher abholen, aber das will er auch nicht. Stur wie ein Bock

Ziemlich kühl verabschieden wir uns von Chris und sind froh, dass der Abend vorbei ist.

Wenn wir daran denken, dass Chris' ursprünglicher Gedanke war, im Hilo Hawaiian das Seafood Buffet einzunehmen, wird uns ganz anders. Im Hilo Hawaiian, wo wir bekannt wie bunte Hühner sind! Hier im Hilo Bay Café kennt uns wenigstens niemand.

Nach 22 Uhr sind wir im Hotel und die Stunden mit Chris beschäftigen uns längere Zeit. Wir diskutieren und grübeln.

Gemeinsam verfassen wir einen Text für meine Homepage und auch fürs Forum und ich nehme meine Empfehlung für die Lavatour mit Chris zurück.

Nachtrag: Im Laufe der folgenden Wochen bekam ich sehr viele positive Rückmeldungen von Leuten, die mit Chris zwar nicht auf der Lavatour (weil keine Lava floss) waren, jedoch auf anderen Touren, die Chris auch anbietet. Da keine einzige negative Meldung dabei war, empfehle ich auch seine Lavatour wiederum.

Nach Mitternacht gehen wir ins Bett