Um 5.50 Uhr holt uns der Wecker aus dem Schlaf.
Wir schlummern noch ein paar Minuten weiter, bis
er sich ein zweites Mal meldet.
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Ein Blick aus dem Fenster zeigt
einen wolkenfreien Mauna Kea, es wird gerade
ein Schlepper in die Hilo Bay gezogen. |
Wir stehen auf, Michi geht ins Bad und ich bereite
unser Frühstück zu, das wir, wie immer,
in aller Ruhe und Gemütlichkeit genießen,
obwohl wir heute einen Termin haben
Heute ist wieder Volunteering bei der 'Ainahou
Ranch angesagt, weswegen wir um 9 Uhr vor Ort sein
sollen.
Es ist nun 7.40 Uhr, die Sachen sind gepackt und
heute Abend wird Michi wieder Chris anrufen, denn
Chris meint, dass er heute einen Tisch im Hilo
Bay Café reservieren wird.
Wettermäßig sieht es sehr gut aus, auch
der Mauna Loa ist vollkommen wolkenfrei. Coconut
Island liegt in der Sonne, es ist wunderschön.
Um 7.50 Uhr verlassen wir die Parkgarage, wir sind
etwas früh dran, aber das macht nichts, da
wir das Gate ohnehin selbst öffnen können.
Richtung Volcanoes NP sieht es etwas bewölkt
aus, warten wir aber erst mal ab.
Wir sind nur mehr wenige Meilen vom NP-Eingang
entfernt. Es ist 8.30 Uhr, das Auto zeigt 68°
F. Vor uns strahlend blauer Himmel
Ich denke, bei der 'Ainahou Ranch werden wir einen
schönen, arbeitsintensiven Tag haben.
Und schon sehen wir die Wolke des Vents vom Halema'uma'u.
Sie steigt rötlich-braun auf.
Zwei Minuten später fahren wir beim Kassenhäuschen
des Volcanoes NPs vorbei.
Zehn
Minuten später stehen wir vor dem 'Ainahou
Gate. Michi öffnet es und ich fahre durch,
leider zum letzten Mal für diesen Urlaub
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Bald darauf sind wir bei der 'Ainahou Ranch. Ran
an die Arbeit!
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19 Nene begrüßen uns
mit lauten Gekreische! Alle zusammen bringe
ich jedoch nicht aufs Bild. |
Bis ca. 9.30 Uhr arbeiten Michi und ich alleine.
Wir rechen rund ums Haus zusammen und machen auch
bei den Wassertanks beim Haus Ordnung.
Dann kommen David und Ann Lee. David erzählt,
dass er sich mit Ann um das Volcano House bemüht.
Sie sind verantwortlich dafür, dass das ganze
Projekt jetzt wieder so weit zurück geworfen
wurde. Das Schlimmste sei, dass jetzt das Ganze
erst wieder aufbereitet werden muss, das Gebäude
ist in einem schlechten Zustand. Außen sieht
es zwar relativ gut aus, aber er meint, bis zur
Wiedereröffnung sind es noch mindestens vier
Jahre. Bis Weihnachten 2011 könnten sie den
Zuschlag bekommen.
Dem Plan nach soll das Volcano House als eine non-profit-organisation
sein, junge Hawaiianer sowie junge Leute aus anderen
Ländern sollen gemeinsam ausgebildet werden.
Es sollen 150 Arbeitsplätze geschaffen werden.
Während seiner Erzählungen kommen M.
und eine weitere Volunteerin. Wir widmen uns wieder
unserer Arbeit.
Nach einiger Zeit kommen weitere zwei Autos, ein
gebürtiger Hawaiianer von Moloka'i und ein
offensichtlicher Festlandamerikaner, der von einer
Service-Firma geschickt wurde. Er soll bei den Wassertanks
oberhalb der Ranch nachgucken.
In der Zwischenzeit beginnen wir mit der Dachrinnenreinigung,
also lehnen wir die Leiter an, ich krabble hinauf
und räume die Dachrinnen aus.
Anschließend arbeiten wir um das Haus herum,
ständig von einigen Nene verfolgt.
Ein paar Nene sind immer hinter uns her, wir haben
einfach keine Ruhe
David ruft um 12 Uhr zum früheren Lunch auf,
da er heute früher weg muss. Wir setzen uns
also nach hinten in den Garten. David hat wieder
einen selbstgemachten Schokokuchen mit, der äußerst
gut schmeckt.
Jetzt beim Lunch hören wir auch die Story
von Leuten, die Lavasteine mit nach Hause nehmen.
Die Busfahrer sind oftmals verzweifelt, denn die
Touristen nahmen und nehmen Lavasteine mit in die
Busse und schließlich mit nach Hause. Manche
Steine werden vom Mainland wieder zurück geschickt,
weil sie angeblich Unglück gebracht haben.
Diese Unglücks-Mythe wurde vor langer Zeit
von einem jungen Ranger erfunden, da so viele Lavasteine
mitgenommen bzw. zurück geschickt wurden, denn
das zurück geschickt werden ist das eigentliche
Problem.
Man wusste nicht, wie man der Sache Herr werden
soll, so brachte er die Sage auf, dass mitgenommene
Lavasteine Unglück bringen. Das entwickelte
sich weiter und in der Tat bekommen sie haufenweise
Steine, die hinter dem Kilauea
Visitor Center gelagert sind. Ranger und Volunteers
schmeißen die Lavasteine irgendwo die Caldera
hinunter.
Dem Wunsch der Leute entsprechend, sollten die
Lavasteine eigentlich wieder genau dorthin, von
wo sie die Touris entfernt haben, damit das Unglück,
das sie haben, endlich aufhört, aber sie wissen
teilweise auch nicht mehr, von wo genau sie die
Steine mitgenommen haben. Es ist ein riesengroßer
Aufwand, jeden einzelnen Stein an eine bestimmte
Stelle zu deponieren.
Einmal hat jemand einen Stein auf einen Pickup
geladen, mit dem Auto hatte er einen Unfall, sein
Hund starb, irgendwann verließ ihn seine Frau
und irgendwann verließen ihn die Nerven. Er
stellte fest, dass nur der Lavastein Schuld an seinem
Unglück habe, also musste dieser wieder zurück
und ein Ranger hat den Stein tatsächlich wieder
in etwa dorthin gebracht, von wo er her war.
H. aus Moloka'i weiß auch noch eine Story
dazu: Er erzählte vor einiger Zeit einem Bekannten,
dass er zum Kajaken an die North Shore von Kaua'i
fahre. Daraufhin sprang der Bekannte auf und bat
ihn, an eine bestimmte Bucht zu fahren. Von dort
habe er einen Lavastein mitgenommen und seither
nur Pech. Er ist überzeugt davon, dass sich
sein Leben zum Guten wenden würde, wenn der
Stein wieder dorthin käme, von wo er ihn mitgenommen
hat. H. legte tatsächlich den Lavastein an
der genannten Bucht ab…
Diese Sage ist also auch bei Einheimischen verbreitet
Es gibt viele, die an diese Sage, an der kein Körnchen
Wahrheit ist, glauben.
Nach dem Lunch arbeiten wir weiter.
Später kommt David noch mal zu uns und erzählt
uns die Story mit seinem Angebot an die Nationalparkverwaltung
noch detaillierter. Er gibt mir einen Flyer für
sein Projekt.
Um 15.15 Uhr ruft M. zum Beenden der Arbeit auf,
David macht ein Grupenfoto und wir plaudern nochc
ein wenig. Gemeinsam verlassen wir schließlich
das Gelände,
Wir fahren zum Kilauea Visitor Center, um uns die
Hände zu waschen. Anschließend fahren
wir nach Volcano, wo wir eine Portugiesische Bohnensuppe
essen, die ich aus dem Kühlschrank entnehme
und in der Mikrowelle aufwärme.
Michi kauft zwei Socken in L und einen doppelten
Espresso
Anschließend fahren wir nach Hilo, wo wir
das Auto um 17.05 Uhr in der Tiefgarage abstellen.
Kaum im Zimmer angekommen, ruft Michi Chris an.
Er sei gerade von der Arbeit gekommen und fahre
jetzt nach Hause, weil er hungrig sei. Er hat bereits
einen Tisch im Hilo Bay Café reserviert und
zwar für 19.30 Uhr. Um 19 Uhr soll ihn Michi
nochmals anrufen
Wozu das denn?
Wir beeilen uns, denn duschen und Haare waschen
haben Vorrang.
Um 18.30 Uhr sind wir fertig, Michi und ich plaudern
und kurz nach 19 Uhr ruft Michi wieder Chris an.
Der Anrufbeantworter ist dran. Grrrr!!!
Michi wählt die Nummer ein zweites Mal, dann
funktioniet es. Chris ist total verlangsamt, wirkt
desorientiert, redet nur mit Mühe.
Er fragt Katie, für welche Uhrzeit der Tisch
bestellt sei. Relativ barsch antwortet Katie "7.30,
hurry up": Chris sagt, wenn wir vor ihm im
Hilo Bay Café sind, können wir ruhig
zum Tisch gehen, er sei auf den Namen "Katie"
reserviert.
Was soll dieses seltsame Verhalten?
Egal, wir beeilen uns, denn wir befürchten,
dass die beiden zu spät kommen und am Ende
ist dann der reservierte Tisch schon anderweitig
vergeben.
Um 7.35 Uhr öffnen wir die Tür vom Hilo
Bay Café. Es ist komplett voll, schon draußen
warten Leute.
Die Dame am Empfang sieht uns an und sagt spontan
"oh, for Katie" und freut sich sichtlich.
Woher um alles in der Welt weiß sie das? Wir
haben doch noch gar nichts gesagt
Sie bittet uns, draußen ein wenig zu warten,
der Tisch sei noch nicht fertig. Das tun wir und
warten darauf, dass Katie und Chris anreisen, doch
die beiden kommen nicht daher.
Zehn Minuten später holt uns die Lady mit
"for Katie" und in diesem Moment taucht
Chris auf, es ist schon stockfinster.
Wie eine Säule kommt er auf uns zu und ich
flüstere zu Michi "er ist stockbetrunken!"
Michi geht voraus, während ich Chris begrüße
und dann folgen wir Michi.
Unser Tisch wurde in einer Nische hergerichtet,
die einzige gemütliche Nische im ganzen Lokal,
während alle anderen Tisch sehr aneinander
stehen und winzig sind.
Wir setzen uns nieder, Chris macht einen schwer
betrunkenen Eindruck. Als die Kellnerin zum ersten
Mal kommt, merken wir, dass sie Chris kennt, aber
bei seinem Anblick prallt sie zurück und weiß
nicht, wie sie reagieren soll – es geht ihr
nicht anders als uns, so haben wir Chris noch nie
erlebt!!!
Mehr Details gebe ich hier nicht preis.
Chris plaudert los, erzählt vom Erdbeben,
von den Tsunamisirenen etc. Zwischendurch fragt
die Kellnerin nach Getränken. Für mich
Cola light, für Michi ein Bier, Chris bestellt
sich ein Guiness.
Michi und ich lesen die Speisekarte, während
Chris meint, die Burger seien etwas ganz Besonders,
die könne man mit diversen Käsesorten
bestellen, dazu die french fries. Auch den Caesar
Salad kann er sehr empfehlen.
Michi und ich bestellen ein Rib Eye Steak mit mashed
potatoes und Spargel, zuvor ein Brot mit Olivenöl.
Unser Brot mit Olivenöl schmeckt sehr gut
und ist auch sehr knusprig.
Anschließend werden die Hauptspeisen serviert.
Unser Steak ist hervorragend, schön zart und
weich, medium, in einer "Schüssel"
serviert und mit einem Kartoffelpürreespitz
gedreht. Asparagus mit dabei, sehr knackig, wunderbar
Das Ganze ist mit einer Gravy garniert, von der
Michi meint, dass es Sojasauce ist, aber ich finde,
nicht (ich bekam auch keinen Durchfall).
Michi fragt zwischendurch, ob das ohnehin alles
organic sei und Chris kontert "don't panic,
it's organic" – tja, bei diesem saftigen
Burger ist es ihm egal, ob es organic oder nicht
ist
Immer wieder gucken die Leute vom Nebentisch zu
uns herüber und wir würden am liebsten
im Boden verschwinden. Die Situationen sind so obermegapeinlich!
Nachdem Chris mehrfach dasselbe erzählt und
uns dasselbe fragt, wir dasselbe antworten, meint
er irgendwann, wir könnten doch zusammen eine
Wanderung unternehmen. Wir möchten aber nicht!
Schlussendlich, als wir mit unseren Hauptspeisen
fertig sind, hat auch Chris das letzte Stück
von seinem Burger verschlungen.
Am Bier nippt er nur, schläft mit dem Bierglas
in der Hand ein und hält es immer schräger.
Irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem ich ihm das
Bier aus der Hand nehme und durch ein Wasserglas
ersetze. "I think, you're right" ist seine
Antwort. Er hat also selbst erkannt, dass es reicht.
Gegen Ende kommt ein junger Mann zu unserem Tisch,
der zuerst mit drei anderen an einem etwas weiter
entfernten Tisch gegegessen hat.
Er begrüßt Chris beinahe ehrfürchtig,
ist aber auch über Chris' Zustand erstaunt.
Er wolle aber nicht gehen, ohne Chris zu begrüßen.
Michi versucht, Chris zu drängen, dass wir
ihn mit dem Auto nach Hause bringen, aber das will
er nicht, wir sollen nur hinter ihm nach fahren!!
Er meint doch glatt, er muss uns vorfahren, damit
wir zum Hotel finden. Geht's noch?
Michi meint, Katie würde ihn doch sicher abholen,
aber das will er auch nicht. Stur wie ein Bock
Ziemlich kühl verabschieden wir uns von Chris
und sind froh, dass der Abend vorbei ist.
Wenn wir daran denken, dass Chris' ursprünglicher
Gedanke war, im Hilo Hawaiian das Seafood Buffet
einzunehmen, wird uns ganz anders. Im Hilo Hawaiian,
wo wir bekannt wie bunte Hühner sind! Hier
im Hilo Bay Café kennt uns wenigstens niemand.
Nach 22 Uhr sind wir im Hotel und die Stunden mit
Chris beschäftigen uns längere Zeit. Wir
diskutieren und grübeln.
Gemeinsam verfassen wir einen Text für meine
Homepage und auch fürs Forum und ich nehme
meine Empfehlung für die Lavatour mit Chris
zurück.
Nachtrag: Im Laufe der folgenden
Wochen bekam ich sehr viele positive Rückmeldungen
von Leuten, die mit Chris zwar nicht auf der Lavatour
(weil keine Lava floss) waren, jedoch auf anderen
Touren, die Chris auch anbietet. Da keine einzige
negative Meldung dabei war, empfehle ich auch seine
Lavatour wiederum.
Nach Mitternacht gehen wir ins Bett |