Donnerstag, 19. 9. 2002

Sehr unfreundlich holt uns der Wecker um 7 Uhr aus dem Tiefschlaf. Nach dem Motto „Morgenstund hat Gold im Mund“ hüpfen wir auf und gehen zu den sanitären Anlagen. Bis auf eine etwas ältere Dame schlafen offensichtlich noch alle.

Witzig ist, dass mir am Weg zu den sanitären Anlagen ein Känguru begegnet, so zutraulich, dass ich es sogar ein klein wenig streicheln kann

Dann geht’s zum Frühstück zubereiten. Dabei lachen wir Tränen, denn Michi will mir erstmals dabei helfen Also gebe ich ihm die Aufgabe, drei Spiegeleier zuzubereiten. Dabei braucht er allerdings ein wenig Hilfestellung, denn Eier aufschlagen ist nicht sein Ding
Doch letztendlich haben wir ein äußerst ausgiebiges Frühstück

Als es beendet ist, möchten wir uns eigentlich auf den Weg machen, aber Wally begegnet uns. Wir sitzen lange Zeit mit ihm auf den Stufen vor seinem Haus und plaudern über Gott und die Welt. Genau genommen, über die diversen Wets, wann sie kommen, was sie schon angerichtet haben, dann die KSA, er unterrichtet beide Kinder auf diese Art.

Als nächstes schildert uns Wally seine Zukunftspläne, z. B. wolle er eine Art Irrgarten bauen, damit die Gäste ein wenig Unterhaltung haben, auch an einen 9 () – Loch-Golfplatz denkt er. Ich denke vielmehr insgeheim, er sollte zuerst mal Ordnung neben und hinter sein Haus bringen, denn dort sieht es grauenvoll aus Ein einzigartiges Kramelsurium, großteils verrostet. Ich hätte eine Idee: Er könnte doch viel besser ein Museum eröffnen, das wäre eine zusätzliche Einnahmequelle

Sehr spät, nämlich nach 11am, fahren wir nun wirklich los und zwar zu Meng bzw. Merrepen Arts, das sich in Nauiyu befindet.
Nauiyu ist eine Aborigine Community, die für Touristen zugänglich ist.

Allerdings ist unser gewählter Zeitpunkt für Meng ungünstig, denn es ist beinahe Lunch-time. Sie zeigt uns ein paar Malereien von den Aborigines, auch T-shirts etc. Wir schlagen vor, sie solle Mittag machen, wir ebenso, später kommen wir wieder. Das ist ok für sie.

Wir machen nicht Mittag, sondern nützen die Zeit und fahren zum „Red Lilly Billabong“. Uihhh, das ist vielleicht ein Blütenteppich Allerdings ziehen wir unsere hohen Wanderschuhe an, denn das Gestrüpp, durch das wir gehen, erscheint uns nicht ganz einwandfrei. Lieber vorsorgen ist die Devise.

Korrektur zu „wir machen nicht Mittag“: Naja, ein klein wenig schon, wir öffnen eine Thunfischkonserve und teilen uns den Inhalt. Das genügt.

Auch fahren wir zur Daly River Crossing. Mit weit aufgerissenen Augen sehen wir zu, wie erwachsene Aborigenes und auch Kinder im Daly River baden Im Daly River, wo bekanntermaßen Salzwasserkrokodile leben

Wir fahren über die schmale Brücke drüber und auf der anderen Seite hoch bis zum höchsten Punkt.
Bis hierher stand also 1999 während der Wet das Wasser - einfach unvorstellbar

Im Anschluss daran fahren wir wieder zu Merrepen Arts. Meng erklärt uns in ihrer Werkstatt, wie die Muster auf z. B. T-Shirts entstehen, es ist ziemlich kompliziert.

Täglich, von Montag bis Donnerstag, ev. am Freitag auch noch, kommen maximal vier bis fünf Aborigines-Frauen, um künstlerisch tätig zu sein. Freitags eher selten, da „müssen“ sie auf ihre Tax warten, die sie ausbezahlt bekommen (und dann sofort in Alkohol umsetzen). Meng erzählt, dass oft ein oder zwei Mal pro Nacht das vergitterte Polizeiauto durch die Gegend fährt und die voll betrunkenen Aborigines zurückholt. Danach wird allerdings in Nauiyu weitergegrölt, auch nicht gerade angenehm.

Meng lädt uns auf einen Tee ein, den wir auf der Terrasse von Merrepen Arts trinken. Ich allerdings nur Wasser, bei der Hitze habe ich nicht unbedingt Lust auf Tee

Dann verlautet Meng etwas, das Michi und mich beinahe aus den Socken, die wir nicht anhaben, wirft: Sie lädt uns zum Abendessen zu sich nach Hause ein Wir äußern zwar vorsichtige Bedenken, dass die Kocherei nach einem Arbeitstag wohl etwas viel sei, aber sie meint, das gehe nebenbei, außerdem gäbe es Pasta, die macht sich ohnehin fast von alleine. Mit Freude nehmen wir die Einladung an.

Das heißt auf gut deutsch, zur Banyan Farm fahren, duschen und retour zu Meng. Um 7pm sollen wir bei ihr sein. Nun ja, 5 Minuten Verspätung haben wir, aber Meng ist ohnehin noch nicht fertig und daher stört unsere geringe Verspätung nicht im geringsten.

Es gibt, wie beschrieben, Pasta, dazu eine Sauce, bestehend aus Barramundi-Stücken, Fisolen, rotem und grünem Paprika, Basilikum, Pfeffer und etwas Schlagobers. Das schmeckt wirklich fantastisch Muss ich zu Hause ausprobieren, nur den Barramundi werde ich wohl oder übel durch einen anderen Fisch ersetzen müssen

Irgendwann fragt mich Meng, ob ich nicht meine Emails checken wolle – dankend nehme ich an In kurzer Zeit habe ich vier Mails geschrieben. Solche Gelegenheiten muss man beim Schopf packen, die bekommt man nicht alle Tage. Und vor allem habe ich dzt. überhaupt keine Ahnung, wann ich das nächste Mal meine Mail-Box ansehen kann.

Wir plaudern bis gegen 11pm, es gibt ja so viele Themen. Allerdings sind meine gesprochenen Sätze dazwischen etwas seltsam. Schon in Linz hatte ich Halsweh, die Aircondition in den Flugzeugen war auch nicht besonders günstig und ernsthaft verschlimmert hat die Situation unsere mehrmaligen Touren durch die diversen Woolworth’s, Hardware-Stores in Darwin und wie sie alle heißen. Dort drinnen war es so bitter kalt, ich fror erbärmlich. Das Resultat ist nun, dass ich seit zwei Tagen eine grauenvolle Stimme habe (Meng meint, wie Marlene Dietrich ). Ich huste, was das Zeug hält, aus meiner Nase kommt purer Eiter. Naja, ich bin froh, dass ich mich ansonsten fit fühle, kein Fieber habe.
Ehe wir uns verabschieden, schenkt mir Meng ein Fläschchen Hustensaft - danke schön

Km-Stand am Ende des Tages: 116.730
Tages-Km: 64