zurück zu den Fiestas auf Gran Canaria

Vom 6. bis inklusive 18. Dezember 2011 findet im Bergdorf Santa Lucía de Tirajana die große Fiesta de Santa Lucía statt. Jeden Tag bzw. Abend wird etwas Anderes geboten, die Kinder haben teilweise schulfrei.

Wichtige Termine sind:

13. Dezember: Fiesta Principal: Ab 7 Uhr morgens (kein Tippfehler). Um ca. 12 Uhr beginnt die Heilige Messe in der Iglesia von Santa Lucía mit anschließendem Umzug.

Achtung! Während des Umzugs, der ca. 2 Stunden dauert, ist die Durchfahrt durch Santa Lucía gesperrt, nur Einsatzfahrzeuge dürfen fahren!

14. Dezember: Día del Haragán: Ab 11 Uhr.
Um 14 Uhr gibt es kostenlose Paella in der Calle Leopoldo Matos, spendiert von der Panaderia (= Bäckerei) Santa Lucía.
Um 19 Uhr, am gleichen Ort wie um 14 Uhr, beginnt der Umzug der "Papahuevos". Hinter den Papahuevos verbergen sich überdimensional große Figuren, die von (fast unsichtbaren) Menschen getragen werden. Im Anschluss an den Umzug werden (wiederum in der Calle Leopoldo Matos) Kakao und Churros (Spezialität) gereicht und schließlich am selben Ort wird Señor Haragán (Haragán = Faulenzer) angeklagt, was er im vergangenen Jahr nicht wieder alles versäumt hat, wobei Señor Haragán in Puppenform dargestellt wird. Da bleibt kein Auge trocken!

16. Dezember: Ab 21 Uhr: Tanz im Centro Cultural in Santa Lucía. Für den musikalischen Teil sorgen:

Parranda el Cura von Santa Lucía
Parranda Buchito de Café von Las Palmas
Pello Gofio von Las Palmas
Agrupación folklórico "Cendro" von Telde

18. Dezember: Ab 13 Uhr: Romería de la Virgen del Rosarío. Das ist DIE Attraktion, die sich keiner entgehen lassen sollte!!

Achtung: An diesem Tag ist die Durchzugsstraße durch Santa Lucía für mehrere Stunden komplett gesperrt. Nur Einsatzfahrzeuge dürfen durch, ansonsten kein motorisiertes Fahrzeug. Fahrräder (geschoben) sind erlaubt, aber da wiederum 10.000 Leute in dem kleinen Dorf Santa Lucía erwartet werden, ist mit dem Fahrrad nahezu kein Durchkommen.

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Nachfolgend mein Bericht von jenen Tagen, an denen wir an der Fiesta teilgenommen haben:

Am 10. Dezember 2011 stand ab 19 Uhr die folkloristische Darbietung der "Grupo Bejeque" am Programm, bei der einige Solisten und Solistinnen ihren Auftritt hatten. Das wollten wir uns nicht entgehen lassen!

Mit "Felices Fiestas" wird man begrüßt, wenn man Santa Lucía von Norden kommend betritt.

Durch eine schmale Gasse gingen wir zum Kirchenplatz hinauf.

Die Kirche von Santa Lucía ist auch bei Nacht wunderschön!

Am Sportplatz werden bereits die ersten Imbissbuden aufgebaut, damit alles rechtzeitig fertig ist.

Doch nun auf zum Gemeindehaus, denn vor diesem fand der Auftritt statt. Bilder sagen mehr als 1000 Worte, daher gibt es nun einige Fotos von heute Abend.

Goretti Benítez

 

Goretti Benítez ist auch in diesem Video zu sehen und zu hören und zwar knapp vor 6 Minuten.

Folkloresängerin aus Teneriffa

Und hier nochmals die Sängerin aus Teneriffa.

Es war ein fantastischer Folkloreabend und die Stimmung im Publikum war entsprechend gut. Alle - auch wir - klatschten begeistert im Takt mit!

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Am 13. Dezember 2011 war die Fiesta Principal. Dies ist der Tag der Santa Lucía, der Namenspatronin unseres Nachbardorfes und des gleichnamigen Bezirkes Santa Lucía de Tirajana.

Lucía ist eine frühchristliche Heilige aus Syracus (Italien), ihr Name bedeutet „die Leuchtende“ (Licht lat. lux, span. luz). Sie ist besondere Patronin der Augenerkrankten und Näherinnen.

Besondere Bedeutung hat sie heute in skandinavischen Ländern.

Sie bringt symbolisch das Licht (vor-gregorianische Wintersonnenwende) und wird mit einem Lichterkranz am Kopf einer Jungfrau (oft ein in weiß gekleidetes Mädchen) dargestellt.

Wir machten uns bereits kurz nach 10 Uhr auf den Weg, ließen aber das Auto zu Hause und gingen zu Fuß. So weit war es nun auch wieder nicht.

Unser erstes Ziel war der Parque de Santa Lucía.

Es waren viele Verkaufsstände aufgestellt. Außer Brot und Süßwaren gab es noch vielerlei Anderes, z. B. Käse, Olivenöl, Obst und Gemüse sowie Handtaschen, Schmuck u. ä.
Ist die Lady in Bildmitte nicht schick?
Für die Kinder war eine Hüpfburg aufgeblasen worden.
Hier ein Blick zur Kirche von Santa Lucía. Wettermäßig hätte es nicht besser sein können.

Nach einem Bummel durch den Park gingen wir zur Kirche hinauf. Im Inneren war die Statue der Santa Lucía aufgestellt, ungezählte Gläubige gingen daran vorbei und dies hatte einen besonderen Grund: Das Kleid der Santa Lucía musste berührt werden und damit erhofft man sich, dass die eigenen Augen noch lange gut erhalten bleiben.

Anschließend gingen wir zur Tiershow, wobei uns dieser süße Hund auf dem Weg dorthin begegnete und mit der Show nichts zu tun hatte.

Die Tiere wurden bereits zuvor prämiert und die Besitzer mussten nun warten, bis der geeignete Zeitpunkt zur Urkundenübergabe gekommen war.

Um 12 Uhr begann die Heilige Messe in der Kirche, die bis kurz nach 13 Uhr dauerte. Wir waren rechtzeitig an einer zuvor ausgesuchten Stelle, von der wir uns erhofften, möglichst gute Fotos schießen zu können.

Um 13.30 Uhr begann die Prozession, die durch diese schmale Gasse herunter kam.
Die Damen mit schwarzem Rock und weißem Umhang sind jene, die in den letzten wenigen Jahren ihre Ehemänner verloren haben. Auch eine gute Bekannte von uns ist dabei...

Santa Lucía, deren Wagen von kräftigen Männern beim steilen Bergabgehen gehalten werden muss. Keine einfache Aufgabe, sie wurde aber hervorragend gemeistert.

Rechts im Bild die Reine da la luz (Lichterkönigin), links von ihr der Bürgermeister, die Lady in blau ist die Lucía Canaria, der Herr ganz links ist der Stadtrat.

Den jungen Mann in Bildmitte kennen wir sehr gut!

Dann ging die Prozession auf der Hauptstraße durch Santa Lucía weiter, die für den gesamten Verkehr (Einsatzfahrzeuge ausgenommen) gesperrt war.

Ich eilte schon mal in Richtung Calle Leopoldo Matos, da wir aus Erfahrung wussten, dass wir dort auf die Prozession treffen würden und so war es auch.

Zwischendurch durften sich die Kinder auf den Boden setzen - für Fotozwecke selbstverständlich.

Die Polizei war die Vorhut und schon konnte die Prozession weiter gehen.

Vom Balkon wurden bunte Papierschnipsel auf die Statue der Santa Lucía geworfen.
Die Kinder durften sich in den Schatten setzen, während die Statue der Santa Lucía bei der Tiershow eine Pause einlegen durfte.

Nun stand die Übergabe der Urkunden auf dem Programm.

Schließlich wurde die Prozession fortgesetzt und endete bei der Kirche.

Nun waren wieder die Kinder an der Reihe...

... sie brachten symbolisch Geschenke, die sie aber nur her zeigten und wieder mitnahmen.

Es wurde heftig applaudiert, die Kinder freuten sich.

Das Mädchen rechts mit dem hellgelben Rock kennen wir ebenfalls sehr gut, sie ist die Schwester vom jungen Mann weiter oberhalb.
Nun wurden der Reina de la luz und der Lucía Canaria je ein wunderschöner Blumenstrauß überreicht.
Sowohl die Reina de la luz als auch die Lucía Canaria bekamen je ein Tongefäß gereicht. In einem war Wasser, im anderen Milch. Die Lucía Canaria "malte" mit der Milch ein großes Kreuz auf den Boden, anschließend "malte" die Reina de la luz mit Wasser darüber, sodass das Ganze verschwamm. Wieder folgte eifriger Applaus.
Üblicherweise darf die Statue der Santa Lucía erst dann in die Kirche gerollt werden, wenn sich eine Wolke vor die Sonne legt. Dies war am heutigen Tag jedoch aussichtlos und somit wurden die Regeln abgeändert und die Statue der Santa Lucía bei strahlendem Sonnenschein in die Kirche gebracht.
Und mit diesem schönen Foto verabschiedeten wir uns und wir waren sicher nicht die einzigen, die sich über diesen fantastischen Tag - in jeder Hinsicht! - freuten.

Morgen ist Día del Haragán, wir werden dabei sein und ich werde berichten!

 

14. Dezember 2011: Día de Haragán

Heute ist bzw. war Día de Haragán, also der Tag der Faulenzer. Davon bemerkten wir allerdings nichts, als wir vormittags einkaufen fuhren und erst nach der dritten Runde einen Parkplatz bekamen.

Trotzdem schafften wir es, pünktlich zur "Gran comida popular" (=Essen für alle) zu sein, das ab 14 Uhr angesagt war. Dieses fand, wie jedes Jahr, in der Calle Leopoldo Matos statt und wurde von der Panadería (= Bäckerei) von Santa Lucía zur Verfügung gestellt.

Drei riesengroße Pfannen Paella wurden gekocht, dazu gab es das übliche Brot, ohne dem ein Canario sowieso nichts isst - selbst zu einer Paella wird Brot gegessen. Es gab jede Menge Getränke und das wundervolle Wetter sorgte für den Rest. Viele Leute kamen und nahmen gerne auf den bereitgestellten Sitzbänken Platz, während dessen die Paella ausgeteilt wurde. Sie schmeckte köstlich!

Der Stadtrat höchstpersönlich teilte die Paella aus, gekocht wurde sie allerdings in Taidía, unweit von Santa Lucía entfernt.
Ein Teil der Kinder war rasch mit dem Essen fertig und begann, wieder auf der Straße zu spielen.

Nach einem längeren Plausch mit den Bäckersleuten verabschiedeten wir uns wieder.

Um 19 Uhr war der nächste Teil der Fiesta, Treffpunkt war wiederum bei der Panadería Santa Lucía. Wir hörten schon laute Musik, als wir uns der Bäckerei näherten.

Kurz darauf kamen die ersten Leute die Nebengasse hoch, vier von ihnen trugen den Señor Haragán, also den Herrn Faulenzer.
Señor Haragán wurde zwischenzeitlich auf der kleinen Bühne abgestellt.

Die Banda Gran Canaria war wiederum für die Musik zuständig.

Die Perspektive der Bilder entstand, da wir zur Bäckersfamilie auf den Balkon gingen und uns das Ganze von oben ansahen.

Schon kamen von der anderen Seite die Papahuevos heraus. Das sind übermannsgroße Figuren, die von starken Männern, die sich im Inneren der Figuren verbergen, tanzend getragen werden. Eine schweißtreibende Arbeit!

Die Bilder sind teilweise unscharf, da die Figuren fast immer in Bewegung sind und ich nur meine kleine Kamera dabei hatte, bei der entsprechende Einstellungen fehlen.

Und dann begann der Umzug durch Santa Lucía, teilweise ging es durch dunkle Gassen.

Schließlich trafen wir wieder bei der Panadería Santa Lucía ein.

Hier wurde heiße Schokolade und Churros (Spezialität) serviert - kostenlos selbstverständlich, wie auch die Paella zu Mittag. Die Schokolade wurde von Francisco, dem Stadtrat, ausgeschenkt.

Bis alle verköstigt waren, verging schon eine ganze Weile und es wurde relativ kalt, obwohl wir dicke Jacken angezogen hatten.

Nun folgte ein Zusammenfassung der wichtigsten Geschehnisse auf Gran Canaria, wo welche Wanderwege saniert und Quellen gefasst wurden. Jung und alt lauschten interessiert.

 

Es folgte noch ein Programmpunkt, nämlich die Anklage gegen Señor Haragán. Ihm wurde vorgeworfen, was er - der Faulenzer - im letzten Jahr nicht wieder alles liegen gelassen hatte, statt zu erledigen.

In der Mitte auf der Bühne, hinter dem roten Tisch, saß der Richter, zu seiner Linken die Klägerin und zu seiner Rechten die Verteidigung. Señor Haragán störten die Anklagen nicht im geringsten, es hat halt Vorteile, wenn man nur eine Puppe ist...

Das Ganze wurde so witzig vorgetragen, dass alle hellauf lachten!

Nach einer Stunde war die Verhandlung beendet, nicht aber dieser Teil der Fiesta, denn die Papahuevos liefen wiederum tanzend durch Santa Lucía. Wir jedoch nicht mehr, wir gingen zum Auto, ich fror erbärmlich!

Es war, wie immer, ein wunderschöner Tag, auf den wir uns immer wieder aufs Neue freuen.

Am Sonntag, den 18. Dezember 2011, folgt der Höhepunkt der Fiesta von Santa Lucía, der Día de los Labradores.

 

18. Dezember 2011: Día de los Labradores

Día de los Labradores heißt übersetzt so viel wie "Tag der Bauern" und man kann es mit dem Erntedankfest gleich setzen.

Vor wenigen Tagen wurde genau für heute Unwetterwarnung ausgegeben, mein täglicher Blick auf die AEMET-Website zeigte, dass das Unwetter immer mehr nach hinten geschoben wird und somit der heutige Tag ziemlich wolkenfrei sein sollte. Kaum zu glauben, denn in den letzten Jahren war das immer ein sehr kritischer Tag und 2010 mussten nicht nur wir frühzeitig die Fiesta verlassen.

Heute machen wir uns um 11 Uhr zu Fuß auf den Weg nach Santa Lucía, das Auto bleibt zu Hause.

Die GC 65 ist zu diesem Zeitpunkt noch geöffnet, er kurz vor 12 Uhr wird sie kurz vor Santa Lucía für Fahrzeuge jeglicher Art - Einsatzfahrzeuge und Fahrräder ausgenommen - gesperrt.
Zwei Damen in landestypischer Tracht bewundern offensichtlich die herrliche Bergwelt Gran Canarias und erfreuen sich des wunderschönen Wetters.
Wer an Tagen wie diesen unerlaubt in Santa Lucía parkt, darf sich nicht wundern, wenn sein Auto abgeschleppt wird.
Noch ist es relativ ruhig.
Auch auf dem kleinen Marktplatz ist nicht übermäßig viel los.
Wir gehen Richtung Gemeindeamt und haben von dort einen wunderschönen Blick auf die Iglesía von Santa Lucía.

Beinahe magisch angezogen gehen wir zur Kirche hinüber, wo wir neben stehenden Herrn mit dem selbst gebastelten Musikinstrument begegnen.

Aber auch der Mundharmonikaspiele, der bei keiner Fiesta fehlt, ist wieder zugegen und viele Leute sitzen entlang des Gehsteiges.

Wir gehen wieder zur GC 65, die mittlerweile gesperrt ist, hinunter.

Hier sehen wir einem Canario zu, der seinen beiden Stieren das Geschirr anlegt, sogar menschlicher Beineinsatz ist dazu nötig!
Kurz vor 13 Uhr gehen wir wieder zur Kirche hinauf und hier beginnt nahezu pünktlich die Romería, also der Umzug.

Allen voran gehen zwei Stiere, die den Festwagen mit der Madonnenstatue der Virgen del Rosario (Jungfrau vom Rosenkranz) ziehen.

Hier geht es dann links, Richtung Ortszentrum von Santa Lucía, weiter.
Und nochmal die beiden Stiere mit dem Festwagen der Virgen del Rosario - ich muss meine gute Fotoposition nützen

Nun wird musiziert, gesungen und getanzt und ein Festwagen nach dem anderen kommt.

Das Grillfeuerchen wurde schon gelegt, bald kann gebruzzelt werden!
Es ist schön, dem bunten Treiben nicht nur zuzusehen, sondern auch daran teilzunehmen.

Tausende Leute sind wieder gekommen, es drängt sich teilweise dicht an dicht.

Ich laufe die Treppen hinauf Richtung Kirche. Keine Angst, dort unten brennt nichts, es wird nur schon eifrig gegrillt, deshalb der viele Rauch

Nun aber wieder gleich ab hinunter, als Fotograf hat man manchmal richtig Stress

Auch die Kleinsten sind schon in Tracht und können trotz des enormen Lärmes seelig schlafen.

Sieht das nicht lecker aus! Wir bleiben jedoch standhaft und essen nichts.

Hier werden Gofio und Papa arrugadas angeboten.
Der Motor dieses Fahrzeuges gibt kurzerhand den Geist auf und muss ein Stück gezogen werden. Mit gutem Zureden lässt sich der Motor dann doch wieder starten.

Hier noch weitere Impressionen:

Michi kauft zwischendurch eine Kokos-Mango-Schnitte, die ihm ausgezeichnet schmeckt.

Nach fünf Stunden machen wir uns auf den Rückweg, aber nicht nur, weil der Akku meiner kleinen Kamera leer ist.

Mit Fußball habe ich zwar nichts am Hut, aber trotzdem wählten wir dieses Haus als Hintergrund, damit ihr mich mal in kanarischer Tracht seht.
Noch ein Blick zurück nach Santa Lucía - geparkte Autos, wohin man sieht.
Auch ca. 2 Km von Santa Lucía entfernt, ist entlang der Straße alles zugeparkt.

Für uns ist der Día de los Labradores damit beendet, aber für viele andere nicht. Es wird, wenn das Wetter keinen Strich durch die Rechnung macht, bis in die frühen Morgenstunden getanzt.

 

Wir freuen uns schon auf die Fiesta de Santa Lucía 2012 und speziell auf den Día de los Labradores