Grippaler Infekt und Schulterluxation

 

11. Januar 2012:

Das Jahr fängt ja ungemütlich an...

Am 5. Januar wollten wir nach Las Palmas fahren, um die Ankunft der Heiligen Drei Könige zu filmen und zu fotografieren. Daraus wurde nichts, denn mich erwischte ein fieberhafter grippaler Infekt mit sämtlichen unangenehmen Begleiterscheinungen.

Nun gut, die Heiligen Drei Könige kommen nächstes Jahr wieder, also heißt es nur ein wenig warten.

Am 7. Januar kämmte ich morgens, wie immer, meine Haare und dabei geschah es: Innerhalb eines Bruchteiles einer Sekunde kugelte ich meine linke Schulter aus!!! Das war mir seit mehr als 25 Jahren nicht mehr passiert. Früher hatte ich das öfter und bis auf ein Mal konnte ich die Schulter wieder selbst einrenken. Ein Mal brachte mich eine Freundin ins Linzer Allgemeine Krankenhaus und dort wurde die linke Schulter von einem Arzt eingerenkt, was höllisch weh tat. Niemals werde ich das vergessen und es gab selbstverständlich keine Schmerzmittel...

So, und nun war es hier auf Gran Canaria soweit. Ich hockte mit enormen Schmerzen am Sessel und hielt mit der rechten Hand die linke Schulter, aber jeder Atemzug tat enorm weh. Durch die starken Schmerzen tropfte mir der Schweiß von der Stirn. Michi wusste nicht, was zu tun ist, ich sagte ihm, er solle zur Nachbarin hinüber laufen, ich sage ihr, was sie tun möge. Rasch kam die Nachbarin herüber, ich bat sie, die Rettung anzurufen, was sie umgehend tat. Wie üblich, kam kurz darauf der Rückruf von einem Rettungsfahrer. Es dauerte nicht lange, hörte ich schon tatütata auf der Straße. Die Nachbarin hatte mir in der Zwischenzeit die Haare zusammen gebunden. Zwei Rettungsmänner kamen herein und hörten sich meine Diagnose an. Klar war, ich wurde vorerst zur Erste-Hilfe-Station in San Bartolomé de Tirajana, gebracht. Was ich auf dem kurzen Weg von unserem Haus bis zum Rettungswagen überhaupt nicht mitbekam war, dass all unsere Nachbarn vor Schreck erstarrt zusahen, wie ich unter großen Schmerzen in den Rettungswagen stieg. Michi erzählte es mir später.

Die dortige Ärztin und der Krankenpfleger waren sehr nett, kurzerhand wurden Morphium- und andere Spritzen in meinen Allerwertesten gepumpt, damit ich die Schmerzen nicht mehr so schlimm empfinde. Jede kleinste Bewegung zuvor war Horror pur! Langsam begannen die Injektionen zu wirken und es stand fest, dass ich in die Clinica San Roque in Maspalomas gebracht werden sollte. Doch das ging nicht so rasch, denn die Rettung, die mich nach Maspalomas bringen sollte, war zeitgleich mit einem schweren Herzinfarkt plus Reanimation in Risco Blanco beschäftigt. Logisch, dass der oder die Arme Vorrang hatte (hoffentlich ging es gut aus!!!). Äußerst langsam, richtig behutsam, wurde ich schließlich, als die Rettung kam, in die Clinica San Roque gefahren. Umgehend wurde der kleine Papierkram erledigt, ein Röntgen angefertigt und mir ein Papier zur Unterschrift vorgelegt. Ich fragte nach, was ich hiermit unterschreiben würde und erfuhr, das sei für die Anästhesie!! Meine Angst vor dem Einrenken ohne Narkose, so wie in Linz erlebt, war von einer Sekunde auf die andere verflogen und ich unterschrieb.

Kurz darauf bekam ich 2 Ampullen intravenös gespritzt und wartete darauf, dass die Wirkung endlich einsetzte. Meine Güte, das dauerte vielleicht lange! Nach einiger Zeit sagte der Arzt zu mir, ich könne aufstehen, ich sei fertig. Was heißt, ich bin fertig? Wann renkt er denn endlich die Schulter ein? Darauf warte ich doch die ganze Zeit! Mit dem Rollstuhl wurde ich wieder zum Röntgen geschoben und anschließend wieder in Kabine 13, wo ich zuvor schon war. Dort fragte mich eine sehr nette Angestellte, ob meine Schulter schon eingerenkt worden sei und ich antwortete mit "no". Verdutzt sah sie ihre Kollegin an, selbige lachte mich an und sagte, ich solle mal meine Schulter ansehen und bewegen, dann würde ich rasch merken, dass schon längst alles vorbei sei. Verblüfft folgte ich ihren Anweisungen - tatsächlich!! Die Schulter war schon eingerenkt, den Arm konnte ich weitgehend schon wieder bewegen!!! Ich habe die Wirkung der Narkose gar nicht mitbekommen!!! Klar, dass ich total happy war.

Michi war zuvor mit unserem Auto hinter dem Rettungsauto hergefahren, sodass wir nun mit unserem Auto nach Hause fahren konnten. Ich fror erbärmlich und erst jetzt wurde mir klar, dass ich Stunden zuvor, als mich die Rettung abholte, nur meine dünne Jacke mit dabei hatte und das, obwohl ich einen grippalen Infekt hatte.

Kaum im Haus, klingelte es an der Tür. Jene Nachbarin, die die Rettung zuvor rief, brachte uns etwas Warmes zum Essen, da ich ja jetzt nicht kochen könne!

Am nächsten Tag klingelte es zu Mittag an der Tür. Die andere Nachbarin brachte einen Topf Paella herüber, damit ich meinen Arm schonen und nicht für uns kochen muss!

Abends kamen der Sohn unseres Vermieters mit seiner Frau, auch sie brachten etwas zum Essen mit.

Von dieser Art Nachbarschaftshilfe haben wir in Linz nur träumen können...

Tja, aber dieser grippale Infekt schlug dann mit aller Vehemenz nochmal zu, sodass Michi mit mir tags darauf zu unserem Hausarzt fuhr, der mir Antibiotika verschrieb. Langsam, aber doch, besserte sich mein Zustand und ab heute fühle ich mich fit genug, vor dem Laptop zu sitzen.

Meine Schulter muss ich aber weiterhin schonen, so gut es geht. Michi hilft mir bei den täglichen Hausarbeiten. Danke, mein Schatz!