Der Wecker läutet um 7 Uhr,
ich habe sehr schlecht geschlafen.
Nun ist der Tag hier, vor dem ich mich so gefürchtet
habe – der Tag des Abfluges aus meiner Heimat.
Ich bin ein Häufchen Elend und ständig
laufen mir die Tränen runter
Einen Trost versuche ich mir vor Augen zu halten:
Wenigstens fliegen wir nicht nach Österreich,
sondern in das schöne Gran Canaria, unsere
Wahlheimat.
Wie üblich, frühstücken wir bei
Perry’s Smorgy. Die Lady beim Eingang kennen
wir nun so viele Jahre…
Um 10.15 Uhr sind wir wieder im Hotel zurück.
Wir packen die letzten Kleinigkeiten in den Rucksack.
Wettermäßig sieht es heute nicht gut
aus. Von den Ko’olau Mountains kommen tiefschwarze
Wolken bis nach Waikiki herein. Von der Sonne sieht
man nur wenig und wenn, dann nur für kurze
Zeit.
Um 10.30 Uhr checken wir aus. Unser Gepäck
wird von einem freundlichen Angestellten entgegen
genommen. Den Laptop gibt er zu sich ins Office
und sperrt ihn nicht einfach zu den anderen Gepäcksstücken
dazu.
Wir sind nun bei blauem Himmel und nur wenigen
Wolken in Richtung Zoo
unterwegs. Mittlerweile ist es 11 Uhr.
Heute ist Halloween. Die Geschäfte sind schon
seit Wochen geschmückt. Je näher sich
der heutige Tag näherte, umso mehr sind die
Läden geschmückt. Gestern Abend war es
besonders im Coconut Café zu bemerken, sie
haben sich alle möglichen Späße
einfallen lassen. Z. B. eine von der Decke fallende
große Spinne, die an einer Schnur hing.
Vorhin sahen wir eine Radfahrerin, deren Gesicht
bemalt war.Bin gespannt, ob das noch im Laufe des
Tages zunimmt.
Im Zoo gehen wir an einer einsamen Nene, die sich
hinter einem niedrigen Zaun befindet, vorbei. Sie
guckt uns mit so treuherzigen Augen an, dass wir
sofort an unsere Katze Bine erinnert werden –
sie hat auch solch einen Blick.
Eine Zooangestellte hockt auf einem umgedrehten
Eimer und zupft Unkraut aus dem Boden. Sie erzählt,
dass diese Nene sehr traurig ist. Sie hat ihren
Partner verloren, wurde von den anderen Nene ausgestoßen
und verweigert nahezu jedes Fressen, trinkt auch
kaum etwas.
Damit Nene aus dem Zoo nicht fliegen können,
werden ihnen die Flügel gestutzt.
Hier, bei den Flamingos, wo diese Nene nun ist,
passt es ihr halbwegs. Glücklich sieht sie
aber nun wirklich nicht aus.
Mittlerweile ist es fast 13 Uhr und wir sind immer
noch im Zoo. Das ist eine wunderbar gelungene Mischung
zwischen Zoo und botanischem Garten.
Wir gehen zum Gehege der Meerkatzen weiter. Wir
sehen jedoch nur eine einzige Meerkatze und fragen
die Angestellte, die soeben die Glasscheiben reinigt,
ob es nicht noch eine zweite Meerkatze gäbe.
Wir erfahren, dass bis vor ein oder zwei Monaten
zwei Meerkatzen hier lebten, dann bemerkten sie,
dass es nur mehr eine ist. Sie suchten den ganzen
Zoo ab, da sie dachten, die verschwundene Meerkatze
hätte sich ev. in ein Loch zurück gezogen,
um zu sterben, aber das Tier ist nach wie vor unauffindbar.
Es wird daher angenommen, dass ein Besucher das
Tier einfach mitgenommen hat.
Ich bin schockiert und frage nach, wie jemand auf
solch eine dumme Idee kommen könne. Die Angestellte
erzählt, dass es im Moment im Fernsehen sehr
viele Sendungen über Meerkatzen gibt. Daraus
könnte die Idee entstanden sein „so eine
Meerkatze hole ich mir nach Hause“.
Bis 14.40 Uhr sitzen wir im Kapahulu Grill. Das
ist ein kleiner Imbissstand, der sich am Zoogelände
befindet.
Allerdings suchen wir einen geschützen Platz
auf, denn nur unweit von uns ist von einer ca. 20
m hohen Palme soeben eine Kokosnuss herunter gefallen.
Michi bestellt einen Banana Smoothie, ich einen
Strawberry Smoothie, zum Schluss noch ein diet Pepsi.
Zwischendurch schüttet es wieder wie aus Eimern.
Vögel dürfen zwar nicht gefüttert
werden, aber trotzdem sind sie sehr lästig
und es ist nicht leicht, sie abzuwimmeln. Mittlerweile
scheint die Sonne.
Um 15.30 Uhr verlassen wir den Zoo und sind auf
der Suche nach etwas Essbarem.
Wir landen – gezwungener Maßen ;-) –
im Cheeseburger’s Paradise und bestellen ein
spicy chicken Sandwich sowie nochmal zwei diet coke.
Nach dieser Stärkung geht es zum Hotel zurück,
wo wir um 17.30 Uhr ankommen.
An der Rezeption holen wir uns zwei Badetücher
sowie ein Shampoo, lassen uns eine Gästekarte
ausstellen und fahren in die Pool-Etage. Dort befindet
sich auch die Dusche sowie ein WC.
Während wir duschen, kommen immer wieder Gäste
aus der Sauna heraus, die eine kalte Dusche möchten.
Sie müssen ohnehin nur kurz warten, denn für
Trödeleien haben wir jetzt keine Zeit.
Überraschenderweise sind wir bereits um 17.15
Uhr fertig, geben die Badetücher sowie die
Gästekarte bei der Rezeption ab, lassen uns
sämtliche Gepäcksstücke aushändigen,
packen alles ins Auto und fahren zum Airport.
Vonwegen fahren
Wir stehen mehr, als wir fahren, Stau ohne Ende
Die erste Stunde verbringen wir auf dem Ala Wai
Blvd., wo uns jeder Fußgänger locker
überholt.
Endlich, nach dieser ersten Stunde, können
wir rechterhand in Richtung Brücke abbiegen
– und der nächste Stau ist vor uns.
Wir nutzen den Stau und fahren bald darauf rechterhand,
um eine Tankstelle aufzusuchen. Beim anschließenden
Wiedereinreihen in die Stau-Schlange lässt
uns ein freundlicher Autofahrer einordnen und ich
traue meinen Augen nicht: Es ist genau jener Autofahrer,
der schon zuvor die ganze Zeit hinter uns fuhr
Auch das Abbiegen Richtung H1 mitten durch das
Wohnviertel entpuppt sich heute als nicht ganz einfache
Sache, denn es geht nach wie vor nur sehr zäh
vorwärts.
Auf dem H1 angekommen, ist es doch tatsächlich
möglich, 15 mph zu fahren.
Nach insgesamt 1 Std. 40 Min. ()
erreichen wir den Car Return. Wie immer erfolgt
die Autorückgabe problemlos. Der Alamo Shuttle
wartet sogar auf uns, ein Pluspunkt für den
Fahrer
Am Airport gehen wir gleich zum United Airlines
Check In. Dort werden wir das erste Mal mit den
Self Check In Automaten konfrontiert und sind leicht
überfordert.
Eine freundliche Angestellte kommt, um uns zu helfen,
doch es hilft nichts, denn unsere Pässe lassen
sich beim besten Willen nicht scannen. Sie nimmt
uns die Pässe und die Miles & More-Karten
ab. Ich sage ich noch rasch, dass wir ein Meilen-Upgrade
auf die Business Class von LAX nach FRA haben und
dann geht sie zum händischen Check In, während
wir warten, dass sie wieder zurück kehrt. Wir
beobachten die gute Frau und ihr Blick wird immer
verzweifelter, aber wir haben keine Ahnung, weshalb
sie so verzweifelt sein könnte.
Nach geraumer Zeit kehrt sie zu uns zurück
und erklärt folgendes: Es tue ihr sehr leid,
aber sie kann trotz intensivster Bemühungen
die Boardkarten von LAX nach FRA nicht ausstellen.
Ach – deswegen ihr verzweifelter Blick
Für uns ist das nichts Neues, im Gegenteil,
hätten wir jetzt plötzlich Boardkarten
für den Langstreckenflug, wäre dies das
erste Mal. Allerdings meint die Lady, wir sollen
es hier in HNL noch beim Gate-Schalter versuchen…
Können wir ja gerne tun, aber wir versprechen
uns davon nichts.
Dann heißt es, Gepäck abgeben. Doch
das funktioniert diesmal ganz genau. Es ist ein
Angestellter abkommandiert, vor ihm steht eine große
Waage und jeder ()
Passagier muss jedes einzelne Gepäcksstück
auf diese Waage stellen. Bis 50 Pfund ist es ok,
aber einer unserer vier Koffer zeigt 51 Pfund…
Der Angestellte seufzt, zieht die Augenbrauen hoch,
lässt uns aber dann Gott sei Dank durch. Viele
andere Passagiere müssen umpacken.
Und dann ab zum Security Check In, das ist diesmal
einer der besonderen Art.
Wir werden nämlich plötzlich zu VIPs deklariert
und zur Seite gebeten. Unsere Sachen in den Plastikschalen
verbleiben am Band… Na, was wird denn das
jetzt
Auf unsere Frage, weshalb wir auf einmal VIPs sein
sollen bekommen wir die Antwort, United Airlines
Gäste durchlaufen einen besonderen Security
Check In. Jedoch wissen wir immer noch nicht, was
das genau zu bedeuten hat.
Nun sitzen wir auf den Sesseln, in Reichweite von
unseren Gegenständen, die wir nicht mal mehr
berühren dürfen
Ein Angestellter macht bei jedem unserer einzelnen
Gegenstände einen Sprengstofftest. Die Rucksäcke
wurden geöffnet, ausgeräumt – Sprengstofftests
ohne Ende… Sogar meine primitiven Gummisandalen
werden einem Sprengstofftest unterzogen!
Letztendlich werden wir als „clean“
entlassen und dürfen weiter gehen.
Nun klappern wir jeden Zeitschriftenladen ab, den
es hier gibt. Ja, ok, soooo viele Läden dieser
Art gibt es hier nun auch wieder nicht. Wir jagen
immer noch der Zeitschrift für Michi hinterher,
aber auch diesmal ohne Erfolg.
Wir schlendern zum Foodcourt, wo wir uns ein orange
chicken sowie ein spicy chicken gönnen, beides
wird mit Reis serviert, dazu je 1 diet Pepsi.
Nun ist es schon 21.15 Uhr, die Zeit vergeht auch
am Boden manchmal wie im Flug.
Wir gehen zu Gate 7, das ist unser Abflug-Gate.
Zuvor statten wir jedoch dem WC einen Besuch ab.
Nein
Nicht zum üblichen Zweck, sondern wir ziehen
uns – wie immer – um. Die kurze Hose
wird gegen die Flughose und die Sandalen gegen die
Wanderschuhe getauscht. Zur Sicherheit legen wir
uns auch schon die warmen Jacken zurecht. Erfahrungsgemäß
wird es im Flieger wieder zu kalt.
Mittlerweile ist es 21.45 Uhr, wir stellen uns
bei Gate 7 an. Vor uns ist eine junge Frau mit einem
Kleinkind am Arm, wir halten gebührend Abstand.
Plötzlich stellt sich neben die Angestellte
noch jemand, bei dessen Anblick ich im ersten Moment
richtig erschrecke
Er ist zu 100 % silber: Gesicht, Haare, Hals, Hände,
Fingernägel, Anzug, Schuhe
Bin ich im falschen Film
Nur mit Müh und Not kann ich mir lautes Lachen
verkneifen, der Anblick ist einfach göttlich
Er winkt uns zu sich und wir fragen ihn, wie es
mit den Boardkarten von LAX nach FRA aussehen würde
und seine Antwort ist naturgemäß: Die
bekommen wir erst in LAX. Auch gut.
Nun wir sitzen auf Gate 7. Im Moment sind noch
nicht viele Leute hier. Wir suchen uns Sitzplätze
in der Nähe des Fensters und ich versuche,
den „Silbermann“ aus der Ferne zu fotografieren.
Michi meint, ich soll doch einfach zu ihm gehen
und fragen, ob ich ihn fotografieren dürfe.
Zuerst zögere ich, soll ich, soll ich nicht…
Ok, dann mal auf
Ich frage ihn und er antwortet sehr erfreut mit
„oh shure, we’re is your family?“.
Michi beobachtet uns die ganze Zeit und ich deute
ihm, er solle kommen. Nun steht Michi links und
ich rechts vom Silbermann, eine weitere Angestellte
bekommt von ihm den Auftrag, uns drei zu fotografieren
Ich frage ihn dann noch, ob ich dieses Foto mit
ihm auf meine Website stellen darf und er sagt „shure,
no problem“ |