Sonntag, 15. 9. 2002

Überpünktlich, nämlich um exakt 4.10 Uhr, landen wir in Darwin. Mein Schnupfen und Halsweh nehmen immer mehr zu. Stört mich zwar, aber was soll ich tun Dauert normalerweise mit Behandlung sieben Tage, ohne Behandlung eine Woche

Schon im Flugzeug habe ich mit Michi vereinbart, dass wir sicherheitshalber angeben, wir haben etwas zu verzollen – nämlich die Süßigkeiten, die wir von A. und W. bekamen. Daher gehen wir zu „to declaire“, aber dort werde ich nur gefragt, was ich denn dabei habe, was zu deklarieren sei. Ich zeige die Süßigkeiten her und erfahre, dass sie erlaubt sind. Sehr schön

Dieser „freiwilligen Deklarierung“ ist es zu verdanken, dass wir in Null komma nix mitsamt unseren vier Reisetaschen in Richtung Ausgang gehen. Klug gemacht, oder In der kleinen Halle blicken wir in die Runde, denn H. will uns ja begrüßen und außerdem sollte U., unser Zimmervermieter, uns abholen und zu seiner Unterkunft bringen.

Michi wundert sich, weshalb ich H. sofort erkenne. Ich kann es auch nicht erklären, ist halt so. Das Schild seines Arbeitgebers und H.s Name darauf geben mir die letzte Sicherheit. Oh Mann, ist das schön.....Da hat sich tatsächlich H, in diesen frühen Morgenstunden auf die Räder gemacht, nur um uns „wildfremde“ Leute zu begrüßen. Das finden wir total nett. Nur U. fehlt. Michi guckt ein paar Mal vor die Tür, um sicher zu gehen, dass er nicht außerhalb warten würde (wäre aber seltsam). Um 5.15 Uhr meint H., nun sei es genug, ob ich eine Telefonnummer von U. habe. Na klar, das ist aber auch das einzige, was ich von ihm habe. Ansonsten weiß ich weder Familiennamen, geschweige denn eine Adresse. Doch die Telefonnummer ist ein Reinfall – es meldet sich nur das Faxgerät.

H. zögert allerdings nicht lange, wir sollen mit ihm nach Hause fahren, Meng, seine Frau, schlafe zwar noch um diese Zeit, aber trotzdem. Das möchten wir natürlich nicht, Michi will in irgendein Hotel/Motel in Darwin gehen, aber H. setzt sich durch

Er fährt einen Pickup, d.h., wir geben unsere vier Reisetaschen auf die Ladefläche, ich sitze mit den beiden Rucksäcken und dem Laptop hinter H. und Michi auf dem Notsitz.

Wenige Minuten nach Fahrtbeginn macht Michi den Vorschlag, wir sollten doch erst mal gemeinsam frühstücken gehen. Herb ist sofort dabei und weiß – eh klar - auch im Handumdrehen eine Lösungsmöglichkeit, ein in meinen Augen nicht ganz einfaches Unterfangen um diese frühe Uhrzeit. Wir fahren zu einer Tankstelle, bei der H. anscheinend des öfteren isst bzw. zumindest ist er dort bekannt. Wir nehmen alle drei ein hot breakfast, dazu Orangenjuice – und nicht einmal jetzt darf sich Michi erkenntlich zeigen, indem er zahlen will. Das möchte H. unbedingt selbst übernehmen und ist auch nicht davon abzubringen. Danke, H.

Anschließend fahren wir zu seinem und Mengs Haus, etwa 30 km außerhalb von Darwin. Sie wohnen in einer sehr einsamen Gegend, besitzen 2 ha Land mit allen möglichen Pflanzen, Bäumen, Sträuchern. Wir hören sehr viele Vögel zwitschern.
Plötzlich sehen wir Meng

H. hatte uns vorher schon eingeweiht, dass sie morgens eher ihre Ruhe haben will, sie taut erst nach und nach auf. Sie geht mit einem ziemlich großen Schäferhund an uns vorbei, will Zeitung holen gehen, die H. vergaß.

Als sie wieder zurück kommt, ist sie sehr freundlich, heißt uns „offiziell willkommen“, macht Kaffee, schenkt mir einen Reiseführer und auch noch ein paar Landkarten.

H. unternimmt zwischendurch auf Michis Bitte hin nochmal einen Versuch, U. zu erreichen – ohne Erfolg, wieder das Fax. Aber H. käme nicht zum Spitznamen „Pfiffikus“, wenn er nicht einer wäre Der nächste Vorschlag seinerseits kommt nämlich – er könne uns zwar keine Betten zur Verfügung stellen, da er auf Gäste nicht eingestellt ist, aber er hat zwei Matratzen, auf denen könnten wir schlafen. Zwar ist mir der Gedanke, die beiden nun mit unserer Anwesenheit zu beglücken, keineswegs angenehm, aber nicht nur ich, auch Michi, weiß H.s Angebot zu schätzen.

Nun will H. den Voucher von Darwin von mir. Er verschwindet damit ins Haus, kommt geraume Zeit später wieder zurück: er habe mit Queensland telefoniert (aber nicht mit D., sondern mit einer Lady, die mir nicht bekannt ist). Sie wird U. anrufen, damit er sich meldet. Es werde ca. 15 Min. dauern.
Das passt auch genau, es ruft zwar nicht U., sondern B. an, seine „Partnerin“. Nach diesem doch etwas längerem Telefonat kommt H. zu uns auf die Terrasse und erzählt uns folgendes: Erstens sei eine Kommunikation sehr schwierig, B. spricht kaum englisch und auch ihr deutsch sei nahezu nicht zu verstehen und zweitens – sie habe sich verschlafen. Weiterer Kommentar dazu überflüssig. Jedenfalls wolle sie uns in ca. 45 Minuten von H. und M. abholen.

Ich unterhalte mich mit Meng wegen Daly River etc., sie gibt mir ein paar Tipps. Auch meine Frage, ob der Reynold’s River Track geöffnet sei, beantwortet sie mit „ja“, wir sollen aber zur Sicherheit den Ranger befragen. Ok, werden wir machen.

Nach einiger Zeit trifft B. ein. Sie meint zu uns „tut mir leid, ich habe mich verschlafen“. Naja, was soll man darauf noch sagen Am besten gar nichts, übergehen und warten, was noch kommt.

Wir fahren also nun endlich mit ihr zu unserem Zimmer, dieses ist zwar nicht groß, aber immerhin haben wir eigene Dusche/WC und Klimaanlage. Doch das Allerschlimmste ist, B. redete wie ein Wasserfall, wiederholt gut und gerne fünf bis sechs Mal dasselbe. Wenn sie etwas erklären möchte, weiß sie gleich mehrere Arten und Wege – ein Alptraum

Da wir im Moment noch kein Auto haben, möchten wir zu Fuß in die Stadt gehen, ist ja laut D. nicht weit entfernt. Aber B. will unbedingt, dass wir mit ihr im Auto mitfahren, sie müsse auch in die Stadt, genauer gesagt zum Shop – dem Internet-Shop von U. Selbiger ist angeblich Workaholiker, arbeitet von 9 Uhr morgens bis Mitternacht, geht dann rasch ins Bett und das war es. Kann uns aber egal sein.

An diesem Nachmittag spazieren wir sehr viel in Darwin herum, schlendern durch „The Mall“, die Fußgängerzone. Dort haben sogar ein paar Geschäfte offen.

Auch zum Hafen gehen wir.

Gegen Abend bekommen wir Hunger und gehen ins „Nirvana“. Dort bekommen wir herzhafte kleine heiße Röllchen mit irgendetwas Scharfem drinnen, Grundstoff davon ist Fleisch, der Rest muss wohl mexikanischer Natur sein.

Spät gehen wir zurück und noch später kriechen wir ins Bett
B. fällt aus allen Wolken, als wir ihr mitteilen, dass wir montags gerne um 8 Uhr beim Bushie-Verleiher sein möchten