Aloha

Touristen, die sich für den Besuch von Big Island entscheiden, tun dies zu 99 % aus einem einzigen Grund: Hawai'i Volcanoes National Park.

Er umfasst nicht nur den Kilauea und seine Nachbarkrater, sondern zieht sich vom Küstenbereich im Südosten bis in den Westen zum Gipfelbereich des 4.169 m hohen Mauna Loa und seit einigen Jahren ganz im Westen bis über Na'alehu hinaus.

1906 begann Lorrin Thurston, Verleger des "Honolulu Pacific Commercial Advertiser" und Erforscher von Vulkangebieten, eine Kampagne, um diese faszinierende Landschaft zu schützen. Seine Bemühungen waren jedoch erfolglos. Er schloss sich daher mit Dr. Thomas A. Jaggar zusammen, der sich auf Hawai'i niederlassen wollte. Dieser gründete 1912 das Hawaiian Volcano Observatory (HVO) und stand ihm als Direktor bis 1940 vor. Jaggar's Ziel war es, vulkanische Vorgänge besser zu verstehen und mit Hilfe des daraus resultierenden Wissens die Gefahren vulkanischer Aktivität weltweit zu verringern.

Lorrin Thurston und Dr. Jaggar entwickelten die Idee, die Vulkane Kilauea und Mauna Loa auf Big Island sowie den Haleakala auf der Insel Maui zum Nationalpark erklären zu lassen.

Nach zehn Jahren waren sie erfolgreich und der die drei Vulkane umfassende "Volcanoes National Park" wurde durch Erlass von Präsident Woodrow Wilson am 1. August 1916 ins Leben gerufen. In den nachfolgenden Jahren kamen die Wälder des Mauna Loa, die Regenwälder von Ola'a und das Gebiet um den Ort Kalapana hinzu. Vor wenigen Jahren kam das große Gebiet westwärts - wie oben schon erwähnt - bis Na'alehu und ein wenig darüber hinaus, dazu.

Thurston hatte bei seinen Erforschungen auf Big Island eine große Lavaröhre entdeckt. Die nach ihm benannte Thurston Lava Tube ist eine der Hauptattraktionen entlang des Crater Rim Drive.

Am 22. September 1961 wurde der Name in "Hawai'i Volcanoes National Park" geändert.

Die UNESCO ernannte am 1. August 1980 den Park zum "International Biosphere Reserve" und letztendlich verlieh sie ihm am 10. Dezember 1987 noch den Titel "World Heritage Site".

Am 2. Juli 2003 hat die Verwaltung des Hawai'i Volcanoes National Park zusammen mit ihrem Partner Nature Conservancy das 116.000 acre große Kahuku Ranchgelände um 22 Millionen US-Dollar gekauft und seither ist der Hawai'i-Volcanoes NP doppelt so groß als zuvor. Dieser neu erworbene Teil trägt den Namen "Kahuku Unit".

Am 2. September 2004 fand auf dem Ranchgelände die Einweihungsfeier statt. Das Gelände wurde an diesem Tag für die Bevölkerung geöffnet.

Die offizielle Bekanntgabe, dass die ehemalige Kahuku Ranch zum Hawai'i Volcanoes National Park gehört, war im Jahr 2016.

Die Kahuku Unit nur an Wochenenden (Samstag und Sonntag) geöffnet und zwar jeweils von 9 Uhr bis 15 Uhr. Der Eintritt ist kostenlos, das Vorzeigen eines gültigen National Park Passes oder des Tripark Passes für Hawai'i ist nicht nötig. Ein Allrad ist als empfehlenswert, die Pisten sind nicht asphaltiert.

Die Zufahrt zu Kahuku ist zwischen MM 70 und 71 am Hwy. 11, von Hilo kommend auf der rechten Seite in einer Rechtskurve. Soviel zur Kahuku Unit, die bei deutschsprachigen Touristen noch sehr unbekannt ist.

Big Island ist eine der wenigen Flecken auf der Erde, wo sich Vulkanausbrüche aus nächster Nähe und mit relativ geringem Risiko beobachten lassen. Nicht umsonst wird der Kilauea auch als "drive in volcano" bezeichnet.

Die Entstehung Hawaii's und somit auch des Nationalparks ist das Ergebnis von 70 Millionen Jahren Vulkanismus.

Das Herzstück des Parks ist der 1.219 m hohe Kilauea-Vulkan. Anstelle einer schroffen Spitze weist der Kilauea an seiner höchsten Stelle nur ein abgerundetes Plateau um eine von Felsen begrenzte Einbuchtung, eine sogenannte Caldera, auf. Diese Caldera misst zwischen drei bis fünf Kilometer im Durchmesser und ist an der Nordseite etwa 122 m tief. Der bisher letzte große Ausbruch des Kilauea ereignete sich 1790. Seither produziert der Kilauea zwar spektakuläre, aber ruhig fließende Lavaströme. Der aktuelle Lavastrom fließt seit dem 3. Januar 1983, bis auf kurze Pausen, unaufhörlich.

Die Eruptionen des Kilauea, der ein Schildvulkan ist, erfolgen manchmal auf dem Gipfel, dann wieder entlang der Rift- oder Spaltenzonen, die sich an seinen östlichen und südwestlichen Flanken bis zur Küste und noch einige Kilometer darüber hinaus über den Meeresgrund erstrecken. Riftzonen nennt man die Schwachstellen kilometerlang vertikal verlaufender klaffender Risse an den Seiten eines Vulkans. Nach Ansicht der Geologen entstehen solche Frakturen unter dem Druck sich unterirdisch ansammelnden Magmas.

Die besten Eindrücke vom Hawai'i Volcanoes National Park bekommt man auf der 11 Meilen langen Parkstraße, dem "Crater Rim Drive". Sie führt am Kilauea Krater entlang und von mehreren Aussichtspunkten erhält man sehr eindrucksvolle Blicke sowohl in den Kilauea Krater als auch in den Halema'uma'u Krater. Die Szenerie auf der Fahrt durch den Nationalpark ist ungewöhnlich und abwechslungsreich.

Allerdings ist der Crater Rim Drive seit März 2008 nicht durchgängig befahrbar, da sich im Halema'uma'u Crater ein neuer Vent öffnete, der sich nur unweit vom Crater Rim Drive entfernt befindet. Bis auf weiteres ist der Crater Rim Drive ab dem Jaggar Museum gesperrt, d. h., von hier aus kommt man nicht auf die Chain of Craters Road. Dies ist nur von der anderen Richtung - östlich des Kilauea Visitor Centers - möglich.

UPDATE 24. November 2014: Seit August 2014 bedrohte der June 27th Lava Flow den Puna District. An den Ka'ohe Homesteads floss die Lava nur knapp vorbei, bis sie zuerst Teile des Pahoa Japanese Cemetery überfloss und am 10. November 2014 das erste (und bisher einzige Haus) vernichtete. Die neben dem Haus stehende Garage blieb unversehrt, ebenso die Pahoa Transfer Station, obwohl die Lava teilweise durch den Maschendrahtzaun floss. Kurz darauf stoppte der Lavafluss. Breakouts gibt es mit heutigem Datum noch, allerdings etwas mehr als eine Meile westlich der Ka'ohe Homesteads. Am heutigen Tat wird die Pahoa Homestead Rd. wieder befahrbar sein, die hitzedämmenden Ummantelungen, die an einigen Strommasten angebracht wurden, wurden wieder entfernt.

Da befürchtet wurde, dass die Lava sowohl die Pahoa Village Rd. als auch den Hwy. 130 überfließt, wurden Emergency Roads errichtet. Zum einen ist es die Railroad Ave., die sich östlich des Hwy. 130 befindet, zum anderen die Government Beach Rd., die noch weiter östlich in weiten Teilen am Meer entlang führt und die nur auf einem kleineren Teil zuvor nicht befahrbar war.

Zur Sicherheit, falls sowohl die Railroad Ave. als auch die Government Beach Rd. von der Lava vereinnahmt werden, hat man sich dazu entschlossen, die seit vielen Jahren durch (alte) Lavaflüsse unterbrochene Chain of Craters-Kalapana Rd. als Emergency Road herzustellen. Diese ist, wie die Railroad Ave. sowie Teil der Government Beach Rd. nicht asphaltiert.

Keine der drei Pisten darf befahren werden, solange nicht der Notfall eingetroffen ist.

UPDATE März 2015: Die Bedrohung für Pahoa hat ein zumindest vorläufiges Ende. Näheres könnt ihr in meinem Hawai'i-Forum lesen.

Zur Entstehung dieser außergewöhnlichen Landschaft haben verschiedene Faktoren beigetragen: In erster Linie die anhaltende vulkanische Aktivität und in zweiter Linie das stark variierende Klima. Da sich der Park vom Meeresspiegel bis auf eine Höhe von 4.169 m am Gipfel des Mauna Loa ausdehnt, liegen die Temperaturen zwischen Höchstwerten um die 30° C und darüber und Tiefstwerten, die teilweise beträchtlich unter dem Gefrierpunkt liegen.

Während die feuchtigkeitsreichen Passatwinde aus Nordosten an den windzugekehrten Berghängen aufwärts streichen, kühlen sie ab und lassen beachtliche Mengen an Regen fallen. Auf ihrem Weiterweg abwärts über die Hänge im Lee der Vulkane erwärmen sie sich und trocknen aus. Daher gehen die Klimazonen des Hawai'i Volcanoes National Park innerhalb weniger Kilometer von feuchten Tropen in heiße Wüsten und von kühlen, nebelverhangenen Wäldern in offene Areale nackter Felsen und Schneefelder über.

Interessierte, die den fast ständig aktiven Pu'u O'o aus der Luft sehen möchten, sind mit einem Helikopterflug gut beraten.
Dazu habe ich auch einen Videoclip.

Im Nationalpark finden sich für Wanderfreunde sehr schöne Trails in unterschiedlicher Länge. Dabei kann man die am häufigsten vorkommenden Pflanzen bewundern, z. B. Ohias, die von zart gelb bis kräftig rot blühen, außerdem Hapu'us (Farne) in jeder Größe, Wawae'iole, das häufig für Blumenarrangements verwendet wird und Ohelos, meist niedrige Büsche mit gelben oder roten Beeren, die sehr gut schmecken. Fallweise sieht man im Volcanoes National Parks Hinweisschilder, dass man die Beeren nicht essen soll, da sie ein Nahrungsmittel der Nene sind.

Mit etwas Glück sieht man eine Nene, den Staatsvogel von Hawai'i, wobei es sich um eine Gans handelt. Weiters Amakihi und Apapane (beides Hawaiian honeycreeper), die mit Vorliebe den Nektar aus den Ohias holen. Auch kann man, allerdings in seltenen Fällen, Wildschweinen begegnen.

Im Visitor Center, das sich unweit des Parkeinganges befindet, kann man sich Informationen zum Nationalpark und zum aktuellen Lavafluss einholen.

Das Jaggar Museum erlitt bei den zahlreichen Explosionen im Halema'uma'u Crater sowie den Erdbeben 2018 massive Schäden, sodass es für immer geschlossen werden musste.

Für jene, die sich mehrere Tage im Nationalpark aufhalten, sich aber die mehrmalige, ca. 45-minütige Anreise von Hilo ersparen wollen, stehen Unterkünfte und Restaurants sowohl im Nationalpark als auch knapp außerhalb zur Verfügung.

Ich empfehle eine Unterkunft in Hilo, vorzugsweise im Hilo Hawaiian Hotel. Hier sollte man einen Ocean View Room buchen, denn nur von diesem aus hat man bei schönem Wetter eine tolle Sicht auf den Mauna Kea mit seinen Observatorien. Coconut Island, das über eine kleine Brücke erreichbar ist, liegt einem zu Füßen.

Der Hawai'i Volcanoes National Park verfügt über ein paar Campgrounds, die allerdings sehr einfach ausgestattet sind. Permits sind nötig und im Backcountry Office in der Nähe des Kilauea Visitor Centers erhältlich. Das Prinzip der Campground-Vergabe ist "first come - first serve".

Nun möchte ich euch einige Fotos entlang des Crater Rim Drive und der Chain of Craters Road zeigen:

Klickt auf die Fotos, sie vergrößern sich.

Blick vom Volcano House in den Kilauea Krater


Thurston Lava Tube

Die Thurston Lava Tube entstand vor nur wenigen Jahrzehnten. Der Boden ist naturgemäß nicht eben. Die Lava Tube ist elektrisch beleuchtet, sodass eine Taschenlampe nicht nötig ist.

Update 2018: Die Thurston Lava Tube erlitt durch die zahlreichen Erdbeben sowie Explosionen im Halema'uma'u Crater massive Schäden, sodass sie gesperrt werden musste.

UPDATE 21.2.2020: Die Thurston Lava Tube ist wieder geöffnet!

Steam Vents entstehen, wenn Oberflächenwasser durch mehr oder weniger große Spalten in den Lavaboden gelangen. Dort ist es im Inneren immer noch so warm, dass das Wasser als Dampf hoch steigt.

Steam Vents

Update 2018: Die nachfolgenden vier Fotos haben nur mehr Erinnerungswert. Im Sommer 2018 gab es massive Explosionen im Halema'uma'u Crater, der seither 10x größer als zuvor ist. Der Vent existiert nicht mehr.

Dampfwolke des neuen Vents im Halema'uma'u Crater
(8. Mai 2009, nahe des Kilauea Visitor Centers aufgenommen)

Halema'uma'u Crater mit dem neuen Vent, vom Jaggar Museum aus fotografiert

1790 brach der Pu'u Pua'i aus, eine hohe Lavafontäne schoss in die Luft und die Lava begrub alles unter sich.

Devastation Trail

Devastation Trail, links (der unscheinbare Hügel) ist der Pu'u Pua'i

Kilauea Iki Crater

auf der Chain of Craters Road Richtung Pazifik

hier nochmals, mit Blick in nordwestliche Richtung

1972 begrub die Lava des Mauna Ulu große Teile der damaligen Chain of Craters Road unter sich, von der bei Alanui Kahiko noch zwei kleine Teile sichtbar sind. Die Lava ist hier ein Gemisch aus Pahoehoe Lava und a'a Lava.

Eine kleine Wanderung führt zu den Pu'u Loa Petroglyphs.


Der Hawai'i Volcanoes National Park wirkt auf mich eine besondere Anziehungskraft auf. Aus diesem Grund sind wir in jedem Urlaub die meiste Zeit, in der wir auf Big Island sind, im Volcanoes NP zu finden.

Was wir dort am liebsten tun? Wandern! In meiner Liste der Hawai'i Trails findet ihr zahlreiche, die zum Nachwandern einladen.