
Wir besuchten die
Ka’eleku Caverns, die mittlerweile auch den Namen „Hana Lava Tube“ trägt, am 2. Juni 2001. Vorab hatte ich mit Chuck, dem Besitzer, per Mail den Termin für die 2,5 – 3-stündige „Wild Adventure Tour“ fixiert, bei der auch etwas klettern und krabbeln inkludiert ist.
Lange Hosen sowie geschlossenes festes Schuhwerk waren Pflicht. Wer die Tour nicht online gebucht hatte, konnte auch spontan daran teilnehmen. Für diese Zwecke stellte Chuck jede Menge Jeans und feste Schuhe, in den unterschiedlichsten Größen zur Verfügung, ein echt toller Service! Handschuhe, Helme und große Taschenlampen wurden auf jeden Fall von ihm gestellt. Und man staune – auch Hüfttaschen stellte er für jeden zur Verfügung, damit man seine eigenen Hüfttaschen oder Rucksäcke während der Wild Cave Tour nicht ruiniert, die Wertsachen aber bei sich tragen kann.
Jeder Tourteilnehmer bekam eine kleine Flasche Mineralwasser (diese hatte in der großen Hüfttasche Platz) und Chuck nahm viele Müsliriegel in verschiedenen Sorten mit.
Ehe ich Fotos von unserer Tour durch die Ka’eleku Caverns zeige, möchte ich erzählen, was uns Chuck seinerzeit erklärt hat:
Er kaufte 10 Jahre zuvor, also im Jahr 1991, um $ 300.000,- das Grundstück, auf dem sich ein „Loch“ befand. Zuvor hatte dort ein Fleischhauer seinen Laden und sämtliche Knochen, die er nicht brauchte, warf er in das Loch, viele, viele Jahre lang.
Als Chuck mit einer Taschenlampe einen Teil des Loches ausleuchtete, sah er, dass es sich um eine Lava Tube handelt. Sofort entstand der Plan, diese Lava Tube für Besucher zugängig zu machen. Für das Entfernen der Knochen nahm er an, dass er drei Wochen benötigen würde, doch mit diesem Zeitrahmen lag er gewaltig daneben. Tagelang, wochenlang, monatelang und schließlich drei Jahre lang stieg er täglich, mit einem leeren Rucksack über eine Leiter hinunter, klaubte Knochen in den Rucksack, stieg wieder hoch, leerte den Rucksack, stieg wieder hinunter, usw., usw. Nach diesen drei Jahren war er mit dem Entfernen der Knochen fertig und laut Chuck hatte er rund 70.000 Pfund Knochen entfernt.
Nun war die Cave für Besucher zugängig und Chuck bot drei Touren an:
- eine 30-minütige Lava Tube Tour, bei der auch Kinder ab 6 Jahren teilnehmen durften
- eine 1 Std. 15 Min. dauernde Scenic Walking Tour, bei der Kinder ab 8 Jahren teilnehmen durften
- eine 2,5 bis 3-stündige Wild Cave Tour, bei der Kinder ab 15 J. teilnehmen durften
Weiters erzählte Chuck, dass er (zumindest bis 2001, später weiß ich es nicht) gewisse Schwierigkeiten mit einem Nachbarn bezüglich der Cave habe. Laut hawaiischem Gesetz gilt, wer ein Grundstück besitzt, dem gehört sozusagen das Tortenstück unterhalb der Erdoberfläche bis zum Erdmittelpunkt. Und diesem Nachbarn gefiel nicht (der Neid lässt grüßen), dass Chuck mit seinen Gästen unter seinem (des Nachbarn) Grundstück spazieren ging. Daher durfte Chuck keine Tour in der Höhle nach links anbieten, nur nach rechts, da sich dort oberhalb sein eigenes Grundstück befand.
Ein anderer Nachbar meinte zu Chuck, es sei ja gut und schön, was er für die Touristen gemacht hat, aber er habe die falsche Hautfarbe und passe nicht hierher. Chuck ist halt kein Hawaiianer, sondern Festlandamerikaner.
2001 gehörte Chuck noch eine zweite Lavatube und zwar jene auf Big Island, die 40 Meilen lang ist und vom Volcanoes NP bis nach Hilo führt. Da Chuck für sein Leben gerne taucht, stand die Cave auf Big Island 2001 zum Verkauf aus, weil er nicht Zeit hatte, sich auch um diese Cave zu kümmern. Es handelt sich um die
Kazumura Lava Tube, die wir auch schon von innen gesehen haben.
Chuck schrieb übrigens das Buch
Divers Guide to Maui.
So viel zu dem, was uns Chuck erzählte und nun folgen Bilder, die während unserer Tour durch die Ka’eleku Caverns geschossen wurden.
Chuck


Kurz nach dem Betreten der Cave ein Blick zurück zum Eingang:

Ziemlich zu Beginn krochen wir durch einen schmalen, sehr niedrigen Spalt in eine weitere Höhle:

Am selben Weg krabbelten wir wieder zurück.
Beeindruckend, dass in dieser absoluten Dunkelheit Pflanzen wachsen können:


Weiter ging es in gebückter Haltung in die nächste Höhle:


Und hier nochmals Chuck:

Über diese 20 Fuß hohe Leiter ging es in die nächste Höhle:

Und dann per pedes höher:

Schließlich wieder in Bauchlage zur nächsten Höhle:
die sich hier umdreht – das bin ich
Irgendwann gefiel mir die Bauchkrabblerei nicht mehr und ich krabbelte am Rücken weiter, was für mich viel einfacher war. Chuck lachte sich kringelig, er sagte, das habe noch nie zuvor ein Tourist gemacht, aber er fände die Idee sehr gut

damals hatte ich noch kurze HaareUngefähr während der Hälfte der Zeit legten wir eine Pause ein, wir mussten uns auf den Boden setzen. Nun war Zeit, Mineralwasser zu trinken und Chuck verteilte Müsliriegel. Dabei erzählte er z. B., wann zuletzt an welcher Stelle ein Lavabrocken von der Decke gestürzt sei. Sehr beruhigend

Dann mussten wir alle die Taschenlampen abdrehen und es war, wie könnte es sein, komplett finster. Von nirgend woher kam auch nur der kleinste Lichteinfall – nichts, pure Finsternis. Der Herr neben mir, etwas älter als ich, begann schwer zu atmen, in der Folge stöhnte er. Ich wusste sofort, was das zu bedeuten hatte. Noch ehe ich Chuck bitten konnte, die Taschenlampen wieder einschalten zu dürfen, übernahm diese Bitte die Frau meines Nachbarn. Doch Chuck meinte, die Taschenlampen bleiben ausgeschaltet (ich glaube, er hat nicht mitbekommen, wie es meinem Nachbarn geht). Glücklicherweise dauerte es aber nur mehr sehr kurz, bis wir wieder Licht machen durften und der Herr beruhigte sich sehr rasch.
Nachfolgendes Foto entstand nach der Pause:

Und es ging noch höher in den Ka’eleku Caverns weiter:


Zusammenfassend kann ich sagen, dass die Wild Adventure Tour einfach nur der Hammer war! So etwas Großartiges haben wir bis heute, obwohl wir weitere Lava Cave Touren mitgemacht haben, nie wieder erlebt.
Schade, dass seit ein paar Jahren nur mehr self guided tours angeboten werden. Daniel und Kerstin berichteten über die self guided tour in ihrem
Reisebericht 2014 darüber (bitte weiter hinunter scrollen).
Jene, die die Road to Hana fahren und ein wenig Zeit haben, sollten die self guided Tour in der Ka'eleku Caverns machen. Sie ist zwar nicht vergleichbar mit der Wild Cave Tour, die wir mitmachten, aber trotzdem bekommt man auf der self guided tour einen guten Eindruck.