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25. März 2012

Wenn man, von Süden kommend, Richtung des Ortes San Bartolomé de Tirajana fährt und von dort über die GC 60 weiter nördlich, kommt man zum kleinen Bergdorf Ayacata. In diesem Ort führt rechterhand (ausgeschildert) die GC 600 Richtung Roque Nublo. Man fährt so lange die GC 600 weiter, bis man vor einem T-Stück steht, man befindet sich hier beim Cruz Llanos de la Paz. Linkerhand führt die GC 150 Richtung Cruz de Tejeda, rechterhand kommt man über die GC 130 und in der Folge die GC 134 zum Pico de las Nieves, dem mit 1.949 m höchsten Punkt der Insel.

Der GC 134 folgt man ein kurzes Stück, ehe man vor einem weiteren T-Stück steht. Rechterhand geht es zun Pico de las Nieves, linkerhand zu den Antennen. Man überquert die Kreuzung und stellt das Auto auf der nicht asphaltierten Parkfläche ab.

HIer erwarten einen die erste Info-Tafel.

Rechterhand geht es zum "pozo de nieves" (= Schneeloch) hinunter, das sich genau genommen "pozo de nieves de los Canónigos (= Domherrenschneegrube) nennt.

Auf der vor Ort befindlichen Info-Tafel beim Schneeloch steht sinngemäß folgendes geschrieben: Die Engländerin Olivia M. Stone besichtigte im Jahr 1883 das Schneeloch und gibt an, es sei im Inneren weiß gestrichen. Über eine an der Seite befindlichen Treppe gelangte man ins Schneeloch hinunter. Im unteren Teil des Schneelochs befand sich eine gehauene Bank, darauf lag ein Holzgeflecht, das verhindern sollte, dass das Tauwasser mit dem noch in Ordnung befindlichen Schnee in Berührung kommt. Die gesamte Grube ist überdacht.

Es gab und gibt auch heute noch eine Tür, die verschlossen ist, so wie offenbar früher auch.
Ein Blick in die Schneegrube hinunter. Leider liegt viel Unrat drinnen.

Wieder beim Auto zurück geht man rechterhand entlang der Straße weiter (alternativ fährt man mit dem Auto weiter) und gelangt nach geschätzten 300 m zur linkerhand befindlichen ausgeschilderten "großen Schneegrube", "pozo de nieves grande" genannt.

Hier folgt man dem Steinweg und ist nach ca. 1 Minute bei der großen Schneegrube.
Diese ist nicht überdacht.

Auf der Info-Tafel vor Ort steht sinngemäß: Dr. Miranda Caldarín's Forschungsergebnisse besagen folendes:

- Am 5 Juli 1694 beschloss das Domkapitel, die erste Schneegrube der kanarischen Inseln zu bauen, nämlich die pozo (de nieves) grande.
- In der großen Schneegrube hatten 188 Ladungen Schnee Platz gehabt.
- Eine Ladung Schnee wog 160 Pfund, also 73 kg.
- 1737 war kein Schnee in der Grube.
- Der Schnee in der Grube hielt sich bis zu 2 Jahren.
- Während der Sommermonate wurde der Schnee aus dem Eisspeicher der Kathedrale verkauft.
- Ein Pfund Schnee kostete 18 Maravedis.
- Jedem Pfründner standen täglich 2 Pfund Schnee kostenlos zur Verfügung.
- Für die Fiesta Virgen del Pino, die im September stattfand, musste der Pächter zwei Ladungen Schnee kostenlos in die Basilika von Teror bringen.
- Die Schneegruben waren ein Verlustgeschäft und als Dienstleistung für die Bevölkerung gedacht.
- Im 18. und 19 Jahrhundert wurde auf Gran Canaria noch eine dritte Schneegrube genutzt und zwar die Schneegrube des königlichen Gerichtshofes.

- Ebenso wie die kleine Schneegrube war auch die große Schneegrube bis zum Sommer 2000 verschüttet und in Vergessenheit geraten.
- Die Freilegung und Restaurierung wurde von der Behörde für Umweltschutz im Herbst 2003 durchgeführt.

Hier zwei Blick in die große Schneegrube:

Der Transport und Handel von und mit Schnee war auch noch interessant, wie ebenfalls auf einer Info-Tafel vor Ort zu lesen ist:

- Nur in den Sommermonaten wurde Schnee transportiert.
- Der Transport wurde mit Lasttieren, die vorzugsweise Pferde waren, durchgeführt.
- Der Weg von den Schneegruben bis in die Vegueta (Altstadt) in den Eisspeicher hinter der Kathedrale dauerte 6 Stunden.
- Jedes Pferd trug zwei Transportkörbe mit je 40 kg gut kompaktierten Schnees, der mit Stroh und Decken zugedeckt wurde.
- Der Aufseher des Eisspeichers reservierte den Großteils des Schnees für die Pfründer der Kathedrale.
- Der Rest des Schnees wurde zu je 460 g paketiert und an die Laufkundschaft verkauft.
- Meist kauften die angesehensten Bürger den Schnee, den sie als Erfrischung konsumierten.
- Fallweise kauften auch Angehörige von Kranken den Schnee, um Fieber zu senken oder z. B. bei Verstauchungen die Schmerzen zu lindern.
- der Eisspeicher war in den Sommermonaten bis 9 Uhr abends geöffnet.
- Im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts wurde die erste englische Eisfabrik gebaut, damit war das Geschäft mit dem Schnee zu Ende.
- Die beiden Schneegruben wurden aber schon zuvor, nämlich 1866, vom Domkapitel verkauft.


Wenn man schon auf der Cumbre unterwegs ist, lohnen sich diese beiden Stopps, falls man sich ein wenig für die Kultur der alten Canarios interessiert.