Tag 2: Verborgene Gene und eine tierische BegrüßungGegen 4.00 Uhr klingelt der Wecker. Wir haben beide die Nase voll. Nicht wegen des frühen Aufstehen, das ist dank Jetlag kein Problem, sondern im wahrsten Sinne des Wortes. Eine Oktave tiefer sprechen wir auch. Bei uns beiden ist eine Erkältung im Anmarsch. Wo wir uns die eingefangen haben, ist nicht ganz klar. Wir tippen darauf, dass es geschah, als wir durch den Sprint leicht angeschwitzt, in der Kälte auf unser Shuttle gewartet haben. Vielleicht saßen wir im Flugzeug aber auch in der Nähe einer „Bazillenschleuder“?
Das 5-Uhr-Shuttle bringt uns zum Flughafen. Unser Flug geht kurz vor 8.00 Uhr. Es ist nicht allzu viel los und so können wir alles recht ruhig angehen lassen.
Durch die Übernachtung konnten wir die Langstrecke und den Hawaii-Zubringer vollkommen unabhängig voneinander buchen. Heute fliegen wir mit Southwest. Das ist eine etwas spezielle Fluggesellschaft. Ich will euch Pro und Contra vorstellen, damit ihr selbst entscheiden könnt, ob sie gegebenenfalls etwas für euch ist oder eben nicht.
Pro: Jeder Reisende kann kostenlos zwei Koffer mitnehmen. Das ist vor allem dann sinnvoll, wenn man auf der Langstrecke Business fliegt. Man könnte auch sein Surfbrett kostenfrei mitnehmen …
Contra: Es werden keine konkreten Sitzplätze vergeben. Jeder setzt sich so, wie es ihm gefällt. First come, first serve. Und wenn sich eine vierköpfige Familie vier Fensterplätze schnappt, ist das auch ok. Damit das Ganze nicht in einem Blutbad endet, werden wie beim Formel 1 Qualifying Startnummern für das Einsteigen vergeben. Die richten sich nach dem Zeitpunkt der Buchung und dem Tarif. Es gibt die A, B und C Reihe und dort jeweils die Plätze von 1 bis 50(?). Für die bedauernswerten Leute aus der C-Reihe bleiben dann die unbeliebten Mittelplätze und die Möglichkeit ihr Handgepäck nachträglich aufzugeben, weil die Gepäckablagen voll sind. Ja und die vierköpfige Familie aus der C-Reihe sitzt dann verstreut im ganzen Flugzeug.
Pro: Messenger Dienste wie Whatsapp & Co. sind an Bord kostenlos. So könnte man die Community über jede Flugbewegung live beauskunften.
Contra: Das Entertainment läuft per WLAN nur über die eigenen Geräte. Uta sieht sich auf ihrem Handy einen Film an. Mein altes Tablet hat Ladehemmungen, mein Handybildschirm ist mir zu klein und so wird das nichts. Bildschirme im Vordersitz gibt es jedenfalls nicht.
Contra: Verpflegung. Dazu ein Suchbild. Was fällt euch auf im Vergleich mit dem Bild des Jumbos von der Lufthansa?
…
Nein, ich meine nicht, dass das eine Flugzeug blau und das andere weiß ist. Es geht um den Catering Container.
Auch wenn die Eco-Verpflegung in der Lufthansa noch ein gewisses Stück von „Gourmet“ entfernt ist, so können wir uns doch darauf verständigen, dass deren Primärziel die Nahrungsaufnahme ist. Das ist bei Southwest nicht so. Hier geht es nur darum, Hände und Mund zu beschäftigen. Das „Essen“ auf dem Fünfeinhalb-Stunden-Flug besteht nur aus Salzbrezeln, Weingummi, Kräckern und irgendwelchem Dauergebäck. Das alles wurde maschinell hergestellt und scheint unbegrenzt haltbar zu sein. Praktisch für die Airline! Es ist eingeschweißt in einer Plastiktüte, die einem fast zugeworfen wird wie im Kölner Karneval die Kamelle.
Wir haben uns über den Tarif in der Startaufstellung nach vorn gezockt und sitzen dementsprechend vorn im Flugzeug am Fenster. So haben wir beim Einsteigen keinen Stress, können den Hollywood Hills bye, bye sagen und den Landeanflug auf Maui genießen.
Auf dem Flughafen in Kahului müssen wir ein kleines Stück zur Gepäckausgabe laufen. So kann ich kurz aus dem Nähkästchen plaudern:
Tanzen und ich, das sind zweierlei Dinge. Ich will jetzt keine Vergleiche mit großen Pelztieren bemühen, nur so viel: In meinem Leben hat mich noch nie jemand „John Travolta“ genannt. Mir fehlen da einfach ein paar Gene.
Während es sonst in den Gepäckausgaben dieser Welt eine heftige Geräuschkulisse gibt, ist es hier auffällig ruhig. In diese Stille hinein beginnt dann plötzlich ein Duo zu musizieren. Gitarre, Ukulele und dazu Gesang. Ich würde es mit „hawaiianische Lounge-Musik“ umschreiben.
Wie geil ist das denn? Ja, so kommt Urlaubsstimmung auf!
Mein Autopilot lässt meine Arme plötzlich ausladende Wellenbewegungen zur Seite hin machen, bis mich ein strenger Blick ermahnt, dass das wohl etwas unangebracht sei.
Am Ende verfüge ich doch über ein paar einschlägige Gene und die waren nur verschüttet!?
Eine kleine Bimmelbahn ist das Shuttle zum Rental Car Gebäude. Nett.
Bei Alamo ist nichts los, wir kommen sofort dran. Keine Aufschwatzversuche von Zusatzversicherungen und sogar eine Debit Card wird akzeptiert. Kein Stress, ein Urlaubsbeginn, wie ich ihn mir vorgestellt habe. In der Autohalle stehen Unmengen an Leihwagen. Es ist wohl Ende April noch keine richtige Saison. Wir haben ein „Full Size Car“ gebucht, suchen uns einen Dodge Charger aus und bringen unser gesamtes Gepäck (2 Koffer, 2 Trolleys) mühelos im Kofferraum unter. Zum Zeitpunkt der Buchung war die Full-Size-Kategorie nur einen kleinen zweistelligen Betrag teurer als die Mid-Size-Kategorie und bei der hätten wir wahrscheinlich Gepäck-Tetris spielen müssen.
Gemütlich cruisen wir nach Kihei. Wegen unserer frühen Ankunft, ist unsere Ferienwohnung noch nicht bezugsbereit. So gehen wir nach einem Tipp aus dem Forum in
Nalu’s South Shore Grill etwas essen, was wir sehr empfehlen können. Wir sitzen auf einer schattigen Terrasse und haben unser noch voll beladenes Auto gut im Blick. Während wir essen, schickt uns das Kardinals-Kollegium einen Vertreter vorbei.
Als wir in unsere Ferienwohnung einziehen, bemerken wir den strengen Türwächter.
Ausgewählt haben wir ein Condo aus einem 3-stöckigen Komplex (Hale Kai o’Kihei) mit etwa 15 Wohnungen auf jeder Etage, die verschiedenen Eigentümern gehören. Hier ein paar Bilder aus dem Inneren …
… und dann natürlich dieser Ausblick.
Die Einrichtung ist „liebevoll“. An Ausstattung ist alles vorhanden bis hin zum Tannenbaum aus Plastik. Insgesamt ist die Wohnung nicht mehr taufrisch, aber in Ordnung. Wenn wir dieses Condo hier empfehlen, geschieht ohne Berücksichtigung des Preises. Ich möchte in diesem Bericht nicht im Einzelnen aufführen, was wir für dieses und jenes bezahlt haben. Die Preise hier liegen für nahezu alles jenseits der Vernunftgrenze und jeder muss für sich selbst entscheiden, ob seine persönliche Schmerzgrenze überschritten wird.
Wir finden unsere erste Wohnung auf Hawaii jedenfalls toll und gehen nach dem Ausräumen direkt an den Strand zu einem Spaziergang.
Weit entfernt entdecke ich zwei rundliche Gebilde. Sicher bin ich mir nicht ...
„Schau mal Uta, da sind vielleicht zwei Schildkröten?“
„Ja nee ist klar …“ Sie glaubt mir nicht.
Als wir näherkommen, stellen wir fest, dass meine Vermutung richtig war.
Was für ein Empfang!
Wir bestellen Grüße von Volker („Tabidad“), der uns seinerzeit diesen Tipp gegeben hatte, aber sie verstehen uns irgendwie nicht. Ab und zu schaut noch eine weitere aus dem Wasser heraus, aber noch ehe wir das Handy im Anschlag haben, ist sie schon wieder weg.
Danach schlendern wir beseelt zum Condo zurück und machen es uns auf dem Balkon gemütlich. Wir teilen uns eine Piccolo(!)-Flasche Rotwein, die wir mitgebracht haben und helfen der Sonne beim Zubettgehen.
Ja, ungefähr so haben wir uns das Paradies vorgestellt.
Bald danach geht es ins Bett, denn um 02.00 Uhr klingelt der Wecker. Dann wollen wir unsere Haleakala-Sunrise-Permits einlösen.
Drückt uns die Daumen, dass das mit den Wolken und dem Wetter passt!
Tipps für PlanerFliegen: Southwest bietet den Vorteil von zwei kostenlosen Koffern und kostenlosem Whatsapp, ist aber ansonsten etwas „speziell“ (Sitzplätze, Entertainment, Essen).
Auto: Dort, wo kein Jeep nötig ist, bucht lieber „Full Size Car“ statt „Mid Size Car“. Der Preisunterschied war bei uns unwesentlich und man bekommt seine Sachen gut (und unsichtbar) im Kofferraum verstaut.
Wohnen: Ein Condo aus dem Hale Kai o’Kihei Komplex können wir empfehlen. Bei einer frühen Buchung (bei uns über „vrbo“) kann man zumeist noch zwischen mehreren Anbietern mit unterschiedlichen Bewertungen und Konditionen wählen.
Essen: Der Nalu’s South Shore Grill in Kihei ist empfehlenswert.