Tag 7: Bei den SirenenEin letztes Mal stehen wir auf dem Balkon unseres Condos und genießen den tollen Ausblick auf das Meer. Etwas Wehmut kommt auf, zum einen, weil wir diesen schönen Ort nun verlassen und zum anderen, weil wir hier gern noch mehr unternommen hätten, was aber aus bekannten Gründen nicht möglich war.
Vielleicht ist es jemandem aufgefallen, dass gestern noch „Tag 5“ war und heute schon „Tag 7“ ist. An „Tag 6“ wollten wir eigentlich den Piilani Hwy. fahren und den Pipiwai Trail laufen. Es ging einfach nicht und so wurde es ein Ruhetag, über den es nichts Besonderes zu berichten gibt.
Inzwischen haben wir gepackt, das Condo aufgeräumt und sind startklar. Beim Wegbringen des Mülls ist mir am Container noch folgender Aufkleber aufgefallen:

Ja, der „Diebstahl“ aus Müllcontainern muss wohl hier ein echtes Problem sein, so dass „mit aller Härte des Gesetzes“ dagegen vorgegangen wird.

Nach kurzer Fahrt erreichen wir den Flughafen, geben unser Auto ab und lassen uns mit der Bimmelbahn wieder zum Terminal bringen.

Es soll nach Kona gehen. Heute fliegen wir erstmals mit Hawaiian Airlines. U.a. wegen der Blume im Haar haben die Stewardessen dieser Airline etwas unglaublich Sympathisches, Anziehendes.

Während wir am Gate warten, kommen immer wieder Durchsagen, dass das Handgepäck die vorgegebenen Maße nicht überschreiten darf, nur 1 Stück pro Person usw. Wenn wir uns so umsehen, scheint das aber mehr eine Empfehlung zu sein. Viele Passagiere haben deutlich größere Trolleys. Vielleicht besitzen die alle die „Goldene Platinum Card“ von Hawaiian? Wir sehen zumindest nicht, dass jemand auf sein zu großes Handgepäck angesprochen wird.
Irgendwann geht es dann los und wir können uns noch eine Weile Maui und den Haleakala-Gipfel ansehen. Während er von Kihei aus immer wolkenverhangen erschien, ist die Spitze nun wolkenfrei.


In Kona angekommen geht die Abfertigung recht schnell vonstatten. Auch hier gibt es bei Alamo wieder keine Wartezeiten und die Debit Card wird akzeptiert. Nun kommt die spannende Frage nach dem Auto. Jeep, das ist klar, aber nicht ob 2- oder 4 Türer. Als ich vor ca. 9 Monaten gebucht hatte, waren die 4 Türer „unbezahlbar“ teuer, weswegen ich mich für den 2 Türer entschieden hatte.
Mit den Papieren in der Hand gehen wir zu „Jim“, einem sympathischen Rockertyp, der die Autoausgabe organisiert. Nach einem kurzen Blick auf unsere Unterlagen zeigt er auf eine Reihe von Jeeps: „Pick one from there!“
Auf meine vorsichtige Frage, dass ich nur einen 2-Türer gebucht hätte und ob auch ein 4-Türer möglich wäre, kam mit tiefer Stimme ein:
„Hey man, you can choose every Jeep you find in this row!“
Alles klar. Dann war dieses feuerrote Spielmobil ganz schnell unseres.


Wir fahren zum Royal Kona Resort. Es ist für uns möglich, noch vor der eigentlichen Zeit einzuchecken. Dabei äußere ich den Wunsch, dass wir gern ein Zimmer „möglichst weit oben“ hätten. Wir bekommen glatt ein Zimmer in der obersten Etage.
Wow! Soviel Charme hatte ich mir gar nicht zugetraut.

Bei dem Ausblick kann man es auch hier aushalten. Wir haben einzelne Minipackungen Ferrero Roché dabei. Eine davon bringe ich gleich der netten Dame am Empfang als Dankeschön. Während sie noch andere Gäste bedient, lege ich ihr die Packung neben die Tastatur.
„Hach...“ Sie bedankt sich mit einem innigen Seufzer, wie ich ihn selten gehört habe. (Mache ich sonst die falschen Geschenke?

)
Als ich wieder oben im Zimmer ankomme, merke ich, dass ich „mit Zitronen gehandelt“ habe.
„Tobias, was ist denn das für ein Geräusch hier?“, fragt mich meine Frau. Es ist ein permanentes Dröhnen, das von Maschinen herrührt. Ein Blick auf den Nachbarbau zeigt, dass auf den Dächern allerlei technische Anlagen stehen, vermutlich zumeist Klimaanlagen und die geben ihr Bestes.
Ich tue es Odysseus gleich und ertrage den „Gesang der Sirenen“. Uta macht es wie die Begleiter von Odysseus und verschließt ihre Ohren mit Wachskügelchen.
Warum sie diese überhaupt mitgenommen hat, … das bleibt unser Familiengeheimnis.
Man kann die Geräusche schon aushalten, aber wenn ihr die Wahl habt, vermeidet zumindest in diesem Hotel die oberste Etage.
Tag 7: Zwischen Skylla und CharybdisWem die Odyssee nicht mehr so ganz geläufig ist: es geht darum, sich zwischen zwei Übeln entscheiden zu müssen.
Unser Tag ist noch nicht zu Ende. Wir fahren ein Stück nach Süden, essen zunächst in einem Einkaufszentrum eine kleine Portion zum Abendbrot und wollen dann noch schnorcheln gehen.
Ja richtig, schnorcheln und zwar im Dunkeln mit Mantas!
Wir hatten das für beide gebucht. Uta musste sich dann wegen ihrer Erkältung vor Ablauf der Stornofrist entscheiden, ob sie das wirklich machen will oder eben nicht. Auf der einen Seite würde sie ein tolles Erlebnis verlieren, das man so schnell nicht wieder bekommt, und auf der anderen Seite würde sie ihre Gesundheit riskieren.
Nun ja, sie hat sich schweren Herzens gegen das Schnorcheln und für ihre Gesundheit entschieden.
Wir sind jetzt vor Ort bei Sea Quest, dem Platzhirsch unter den hiesigen Anbietern, und stellen fest, dass die Entscheidung wohl richtig war. Es geht ihr zwar besser, aber so richtig gesund ist sie noch nicht.
Zunächst genießen wir den Sonnenuntergang von dem kleinen Hafen aus.

Dann geht es zur Einweisung, die im Wesentlichen drei Punkte enthält: Bei der Gruppe bleiben, Mantas nicht berühren und vor allem nicht in den Neoprenanzug pinkeln. Danach bekommen wir unsere Wetsuits und machen uns fertig für die „Expedition“.


Solche schwimmfähigen Geräte werden zu Wasser gebracht. Darin befinden sich Akkus und eine Reihe von leistungsstarken LEDs. An der Reling ringsum werden wir uns nachher festhalten. Zusätzlichen Auftrieb geben uns der Neoprenanzug und eine Poolnudel.
Die Funktion der Lampen ist vermutlich klar: Das Licht lockt Plankton an, das Plankton die Mantas und die Mantas die Touristen. … und weil das Spiel schon viele Jahre läuft, haben sich alle Beteiligten an ihre Rolle gewöhnt und kommen in der Regel pünktlich.
Schließlich steigen wir in ein Boot. Wer noch keine Schnorchelausrüstung hat, bekommt hier Schnorchel und Maske. Da diese Sachen auf dem Boot verbleiben und es pro Abend zwei Fahrten gibt, scheinen die Schnorchel zwischen den Fahrten nicht wirklich desinfiziert zu werden. Ich habe zumindest nichts Derartiges gesehen. Wer also „Psycho-Herpes“ vermeiden möchte, bringt besser seinen eigenen Schnorchel mit.
Wir fahren ein paar Minuten bis zum zentralen Hotspot vor der Küste. Hier sehen wir ca. 10 Boote anderer Anbieter, die mit scheinbar ähnlicher Technik arbeiten. Wie wir später feststellen werden, operieren diese Anbieter zumeist aus einem Minivan heraus, während Sea Quest als einziger ein festes Gebäude im Hafen hat.
Sea Quest ist eindeutig die „No-Stress-Alternative“. Zu einer Entscheidung für einen der Kleinanbieter würde ich nur raten, wenn dieser signifikant preiswerter wäre.
Dann erschallt ein „The pool is open!“ und es geht ab ins Wasser!
Die ersten 10-15 min passiert genau nichts, wenn man einmal von ein paar kleineren Fischen absieht, die durchs Licht huschen. Dann endlich tauchen sie auf diese majestätischen Mantas, die Vögeln gleich durchs Meer „fliegen“ und in den Lichtkegeln Loopings drehen. Ihre Spannweite schätze ich auf ca. 2 m.
Wow, das muss man einmal live erlebt haben!

Genug der Worte. Nachfolgend ein paar Fotos, die ich aus Filmsequenzen einer GoPro herausgeschnitten habe.




Wie lange der Schnorchelgang bis jetzt gedauert hat, weiß ich nicht. Gefühlt sind 30-45 min vergangen. Das Wasser wird so um die 25 °C warm sein, aber es weht Wind. Da wir reglos an der Oberfläche schweben, wird mir trotz des Neoprenanzuges langsam kalt. Nachdem wir wieder ins Boot eingestiegen sind, sitze ich dann gefühlte 10 min auf dem Bootsrand „im Wind“. Trotz eines Badetuchs wird es mir richtig kalt und ich habe Angst, dass ich mir gleich die nächste Erkältung einfange. (Spoiler: Es wird nicht passieren.) Zurück bei Sea Quest ziehe ich mich sofort um und hole mir eine heiße Schokolade und ein paar Kekse, die sie dort „kostenlos“ anbieten.
Obwohl ihre Niederlassung relativ groß ist, haben sie keine Umkleidekabinen. Einzig ein öffentliches Toilettengebäude steht für diesen Zweck zur Verfügung. Es ist einigermaßen sauber, aber sicher keine Wohlfühl-Oase.
Es ist nicht wirklich kalt, aber ich bin froh, dass ich mir lange Hosen und eine Strickjacke mitgebracht habe.
Bevor wir fahren, machen wir noch ein Foto vom Eingang des nahen Hotels, das vor vielen Jahren (damals noch unter anderem Namen) die ersten Meeresscheinwerfer installiert und damit die Manta-Mania ausgelöst hat.

Zufrieden kehren wir zurück nach Kona und schlafen beim „betörenden Gesang der Sirenen“ ein.
Tipps für PlanerHawaiian Airlines: empfehlenswert; denkt daran, vorher „Member“ zu werden, das spart Gepäckgebühren; beachtet die Sitzplatzhinweise im Forum und bucht frühzeitig
Jeep: bei uns ging der Poker um 2 oder 4 Türen auf (gemeint ist „2“ bezahlen und „4“ bekommen); das war bei Alamo Anfang Mai 2023; ob das häufiger so klappt, ist ungewiss
Royal Kona Resort: ohne Betrachtung des Preises empfehlenswert; oberste Etage wegen störender Geräusche vermeiden; einkalkulieren, dass die „Übernachtung“ des Autos zusätzlich 25 $/Nacht kostet; ob es sinnvolle kostenfreie Park-Alternativen gibt, ist mir nicht bekannt
Manta-Schnorcheln: sehr empfehlenswert; Anbieter „Sea Quest“ ist die „No-Stress-Alternative“, Achtung, es wird nach längerer Zeit kalt im Wasser; warme Sachen für „danach“ mitnehmen